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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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und in überfüllten, düsteren Zelten Bettzeug aufschüttelten.
    Als Adam Bess zum Stehen brachte, bemerkte Ella, dass der Gasthof über zahlreiche Nebengebäude verfügte. Es gab verschiedene Hütten und einen Bretterverschlag, der leicht als Schmiede zu erkennen war. Da die miserablen Straßenverhältnisse und das schlechte Wetter für reichlich Kundschaft gesorgt hatten, waren der Schmied und seine Gehilfen damit beschäftigt, ein paar Pferde zu beschlagen und die gebrochene Achse eines Wagens instand zu setzen.
    Die beiden Goldgräber nahmen ihre Habe von Adams Wagen, bedankten sich leise und verabschiedeten sich. Adam blickte ihnen nach, als sie sich in den Gasthof drängten. Ella stellte fest, dass er vor dem Besuch beim Schmied seine Kräfte sammeln musste.
    Der Schmied war glatt rasiert und hatte strähniges graues Haar und breite Schultern. Als Adam eintrat, hob er den Kopf und musterte den Kunden abschätzend. Ella beobachtete, wie die beiden eine schiere Ewigkeit debattierten. Schließlich nickte Adam, eher schicksalsergeben als zufrieden. Anspannung und Erschöpfung standen ihm ins Gesicht geschrieben, als er zu Ella zurückkehrte. Sie vermutete, dass sie nicht viel anders aussah.
    »Zwei Shilling für ein Hufeisen«, stöhnte er. »Das ist der reinste Wucher. Außerdem hat er erst morgen früh Zeit dafür.« Er seufzte. »Tja, da lässt sich wohl nichts machen.«
    So gern Ella ihn auch getröstet hätte, fielen ihr die richtigen Worte nicht ein. Adam schaute hinüber zum Gasthof, um den sich die Menschen drängten. »Warten Sie hier«, sagte er. »Ich versuche, Ihnen ein Bett zu besorgen.«
    Sie war so müde, dass sie nur nicken konnte, und sah zu, wie er sich durch die Menge rempelte und im Gasthof verschwand. Es regnete immer noch. Ella bemerkte einen betrunkenen Goldgräber, der herumtorkelte und schließlich stürzte. Als er sein mit Schlamm bedecktes Gesicht hob, brüllte alles vor Lachen.
    Zwei Reiter preschten vorbei und schwenkten rufend ihre Hüte. »Melbourne-ho!«, schrien sie, worauf ihnen die Leute verdattert Platz machten. Einer der Reiter hielt kurz inne. Sein bärtiges Gesicht war mit Schlamm und Regenwasser bespritzt. »In Bendigo fällt das Gold vom Himmel«, verkündete er. Im nächsten Moment waren er und sein Begleiter verschwunden.
    Ella spürte die Aufregung, die ringsherum herrschte. Trotz ihrer Müdigkeit wäre sie am liebsten aufgestanden und mit den anderen weitergezogen, und dabei wollte sie nicht einmal nach Gold graben. Welche Wirkung mochte diese Darbietung wohl auf die Goldgräber haben? Glaubten sie wirklich, dass in Bendigo das Gold vom Himmel fiel? Beim Anblick ihrer Gesichter kam sie zu dem Schluss, dass sie es vermutlich taten.
    So tief war sie in ihre Grübeleien versunken, dass sie die Berührung am Arm zunächst nicht wahrnahm. Sie bemerkte die Frau erst, als diese sie kräftig am Ärmel zupfte.
    Das Gesicht der Fremden war verhärmt und vor Kälte blau angelaufen. »Hier kriegen Sie kein Zimmer«, sagte sie. »Dieses Hotel lässt sich in Gold bezahlen. Am besten kehren Sie nach Hause zurück, solange Sie noch können.«
    Ella sah sie verdattert an. »Verzeihung?«
    »Wenn Sie weiterfahren, bringen Sie sich nur ins Unglück, das verspreche ich Ihnen«, fügte die Frau mit erhobener Stimme hinzu. »Sie machen einen netten Eindruck auf mich. Seien Sie auf der Hut! Auf den Goldfeldern lauern viele Versuchungen. Schon so manche anständige Frau hat für Gold und ein angenehmes Leben ihren guten Ruf geopfert. Und viele Männer lassen sich von Habgier und Lust blenden.«
    Ella gab sich Mühe, die Frau zu verstehen. Sie schien ihre Warnung gut zu meinen, doch in ihren Augen stand ein Ausdruck, bei dessen Anblick Ella unbehaglich wurde.
    »Bitten Sie Ihren Mann umzukehren und Sie nach Hause zu bringen«, fuhr die Frau fort. »Und zwar jetzt, bevor es zu spät ist.«
    »Ich … er ist nicht mein Mann«, stammelte Ella.
    Die Augen der Frau quollen aus den Höhlen. Ella machte sich schon auf eine Moralpredigt gefasst, aber diese blieb aus. Im nächsten Moment erschien ein Mann und legte der Frau den Arm um die mageren Schultern. »Komm, Mina«, sagte er leise. »Du solltest dich besser hinlegen.«
    Folgsam wie ein Lamm senkte die Frau den starren Blick. Der Mann sah Ella an, in deren Gesicht sich Erstaunen malte.
    »Lassen Sie sich nicht von meiner Schwester stören, Ma’am«, entschuldigte er sich. »Sie ist nicht ganz bei Verstand. Ihr ist der Mann davongelaufen. Ich

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