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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Kalifornien Gold gefunden?«
    Sein zum Lächeln geschaffener Mund verzog sich erbittert. »Ja, das habe ich wirklich, doch ich hatte Pech, denn ich habe es am selben Tag wieder verloren. Und beinahe auch noch mein Herz dazu.«
    »Ihr Herz?«, hakte sie lachend nach, da sie es für einen Scherz hielt.
    »Der Franzose hat versucht, es mir aus dem Leibe zu schneiden.«
    Ella schnappte nach Luft. »Und was haben Sie gemacht?«
    »Als ich mich wieder erholt hatte, hatte er sich längst mit meinem Geld verdrückt. Deshalb bin ich zurück nach San Francisco. Ich habe die Stadt kaum wiedererkannt. In der Zwischenzeit hatte es ein großes Feuer gegeben, und alles war wieder aufgebaut worden. Die Amerikaner wollten uns Jungs aus Sydney unbedingt loswerden, weil sie uns die Schuld an dem Brand gaben. Dann hörten wir vom Goldrausch am Summerhill Creek, am Turon in Neusüdwales und in Clunes, hier in Victoria. Es war Zeit für die Heimfahrt.«
    Ella schwieg, denn eines der Wörter, die Adam benutzt hatte, hatte eine weitere Angst in ihr geweckt.
    Geld.
    Verzweiflung stieg in ihr auf wie eine schwarze Welle. Sie besaß kein Geld. Selbst ihr Ehering war fort, und die Männer, die sie überfallen hatten, hatten offenbar auch ihre übrige Habe gestohlen. Sie schluckte und dachte angestrengt nach. Wie konnte eine Frau ohne Beruf und Ehemann ihren Lebensunterhalt verdienen? Die Möglichkeiten, die ihr dazu einfielen, erschienen ihr nicht sehr angenehm.
    Ich werde mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, beschloss sie rasch. Ich befasse mich erst damit, wenn es nötig wird.
    Da ihnen bald die Gesprächsthemen ausgingen, war sie froh, als Adam vorschlug, Rast zu machen, um etwas zu essen und zu trinken. Anschließend setzten sie die gemächliche Fahrt fort. Inzwischen hatten sie zwar die Straße nach Bendigo erreicht, doch diese war auch nicht in besserem Zustand als der unbefestigte Weg. Der dichte Verkehr und das feuchte Wetter erschwerten das Vorwärtskommen zusätzlich. Bess zog den Karren die immer steiler werdende Straße nach Aitken’s Gap hinauf. Selbst Wolf hatte seine Ausflüge eingestellt und war hinten auf die Ladefläche gesprungen, um es sich auf der Plane gemütlich zu machen.
    Ella hatte Kopfschmerzen und hielt ein Nickerchen. Nach einer Weile erschienen zwei gebeugte Gestalten vor ihnen auf der Straße. Als der Wagen sich ihnen langsam näherte, stellte Ella fest, dass sie mit schwerer Ausrüstung bepackt waren. Außerdem hatte jede von ihnen ein gewaltiges Bündel auf dem Rücken, das vermutlich Bettzeug und Decken sowie Grabewerkzeuge und Kochutensilien enthielt.
    »Frischlinge«, schnaubte Adam verächtlich. »Die haben noch nicht begriffen, dass es besser ist, mit leichtem Gepäck zu reisen.«
    »Frischlinge?«
    »Frisch angekommen in Victoria und auf dem Weg zu den Goldfeldern«, erklärte Adam. »Ich hingegen bin ein alter Hase, Mrs Seaton.«
    »Das kann ich mir denken«, spöttelte Ella.
    Inzwischen hatten sie die beiden Männer erreicht. Sie waren beiseitegetreten, um dem Karren Platz zu machen. Die beiden waren mehr oder weniger glatt rasiert, und Ella bemerkte ihre erschöpften Mienen, während sie den Karren betrachteten.
    Doch anstatt weiterzufahren, brachte Adam Bess zum Stehen. »Wo wollt ihr hin?«, rief er ihnen zu.
    »Bendigo«, erwiderte einer von ihnen gleichzeitig argwöhnisch und voller Hoffnung.
    »Wir fahren bis zum Bush Inn«, teilte Adam ihm lässig mit. »Ich könnte eure Ausrüstung mitnehmen.«
    Die Männer wechselten einen zweifelnden Blick, doch Ella erkannte, dass die Versuchung groß war. »Wie viel?«
    Nachdenklich kratzte Adam sich den Bart. »Dreißig Shilling.« Diesmal waren die Blicke der Männer enttäuscht.
    »Das ist zu viel«, entgegnete der eine geradeheraus. »Dafür bekomme ich eine Schürflizenz.«
    Adam schien erstaunt und ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Als er sich endlich entschieden hatte, hatte sich die Summe halbiert, allerdings auf eine Weise, die aussah, als täte er ihnen einen gewaltigen Gefallen. Ella lauschte erstaunt dem Feilschen, das sich eine Weile hinzog. Schließlich erklärten sich die beiden Goldgräber mit mürrischen Mienen einverstanden und warfen ihr Gepäck auf den Karren. Adam ruckte an den Zügeln, und Bess setzte sich in Bewegung. Die Männer trotteten hinterher.
    »Jetzt verstehe ich, warum Sie das Goldgraben an den Nagel gehängt haben«, stellte Ella fest.
    Adam grinste sie an.
    Inzwischen waren mehr Goldgräber auf der Straße unterwegs.

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