Der Duft der roten Akazie
flüsterte das Wort, und seine Finger streichelten sanft ihr Gesicht. Ella blickte zu ihm hinauf. Er lag noch auf ihr. Sie lächelte und war bereit, ihm ihre ganze Seele preiszugeben. »Hast du das noch nie so erlebt?«, fragte er mit einer Mischung aus Verwunderung und männlichem Stolz im Ton.
Verlegen schüttelte Ella den Kopf. Adam küsste sie auf die Lippen. »Noch nie«, gab sie schließlich zu. »Sonst würde ich mich daran erinnern.«
»Aber du warst keine Jungfrau mehr«, murmelte er, wie zu sich selbst. »Wenn ich eine Ehefrau wie dich hätte, würde ich sie verwöhnen.«
»Ich bin nicht deine Ehefrau«, erwiderte Ella leise und erschauderte.
Er begann wieder, sie zu küssen. Allerdings bemerkte sie, dass seine Arme zitterten, und die Sorge um seine Gesundheit kehrte zurück. »Leg dich hin«, beharrte sie und schob ihn weg.
Diesmal sträubte er sich nicht, sondern legte sich auf den Rücken und grinste sie träge an. »Können wir es später noch einmal mit dieser Behandlung versuchen, Ma’am?«
Sie erwiderte sein Lächeln.
»Ich bin noch nie einer Frau wie dir begegnet«, begann er und verzog dann das Gesicht, weil ihm seine Worte so abgedroschen erschienen. »Ich meine, nun … Ich bin nicht mehr derselbe Mann wie früher und werde es auch nie wieder sein.«
In diesem Moment wurde Ella klar, dass sich sein Leben ebenso verändert hatte wie ihres. Nicht nur, weil sie sich gerade geliebt, sondern weil sie sich überhaupt kennengelernt hatten. »Ich werde ebenfalls nie wieder sein wie früher«, wiederholte sie seine Worte wie einen Schwur. »Und ich will es auch gar nicht.«
Kurz darauf flatterten seine Augenlider, und er schlief ein. Aber Ella war hellwach.
Ich liebe ihn, dachte sie, und sie war froh darüber.
Allerdings hatte sie außerdem ein schlechtes Gewissen.
Denn irgendwo hatte sie einen Ehemann, der vielleicht in diesem Moment nach ihr suchte und um sie trauerte. Und hier lag sie, neben einem Mann, den sie erst seit wenigen Wochen kannte. Ihr Körper prickelte noch von seinen Berührungen – und sie begehrte ihn schon wieder.
24
D er Gedanke an das Baby beruhigte sie und dämpfte die Verzweiflung und die Einsamkeit, die sie so oft quälten. Sie strich mit der Hand über ihren runder werdenden Leib. Das ist meine Zukunft, dachte sie. Allerdings meldeten sich bereits die ersten Zweifel. Ihr Mann hatte unzählige Pläne, seinen Erben nach seinem Vorbild zu formen. »Ich führe ihn ins Geschäft ein, sobald er laufen kann! Dann wird er als Erwachsener alles übernehmen.«
»Was ist mit Schulbildung?«, wandte sie ein.
Er sah sie eiskalt an. »Alle Bildung, die er braucht, bekommt er bei mir, Frau.«
Offenbar war ihre Anwesenheit überflüssig. Sie war nur die Maschine, die das Kind herstellte, wie in einer Fabrik. Nach der Geburt würde sie nicht mehr gebraucht werden.
Außer er wollte noch ein zweites.
Doch sie würde ihn nicht danach fragen, denn sie hatte inzwischen gelernt, den Mund zu halten. Er hatte etwas Heimlichtuerisches und Abweisendes an sich. Etwas Gefährliches.
Er war stolz auf sie, das merkte sie ihm an, und manchmal spendete ihr das Trost. Allerdings ging es ihm nur um ihre Herkunft, ihre gute Erziehung und ihr Auftreten in der Öffentlichkeit. Als Mensch und als Frau war sie für ihn nicht vorhanden. Zum Glück suchte er nun nicht mehr ihr Schlafzimmer auf. Die Nächte mit ihm waren nie ein Vergnügen gewesen. Nun brauchte sie sich nicht mehr vor dem Klopfen an der Tür und dem, was darauf folgte, zu fürchten.
Inzwischen amüsierte er sich anderweitig. Catherine wusste das, wie sie überhaupt alles wusste.
Sie sagte, sie liebe ihren Bruder zwar, habe seine Frau jedoch auch ins Herz geschlossen.
»Du musst gut auf dich achten, jetzt, wo du ein Kind erwartest«, sagte Catherine, deren klugen Augen nichts entging.
»Das habe ich auch vor.«
»Du hast meinem Bruder etwas gegeben, was sie ihm nicht geben kann«, fuhr Catherine fort und senkte die Stimme. »Sie ist neidisch.«
Schweigen entstand. Ein neuer Schritt nach vorn in ihrer Freundschaft.
»Wirklich?« Obwohl sie die Lippen zusammenpresste, brach sich die Frage Bahn. »Warum trennt er sich nicht von ihr, wenn sie seine Wünsche nicht erfüllt?«
Catherine wandte sich ab und schaute aus den hohen Fenstern, wo englische Laubbäume in der australischen Hitze die Blätter hängen ließen. »Trotz seiner Kraft und seiner Macht hat sie ihn in der Hand. Bei ihr ist er wie ein kleiner Junge.«
Ihr eiskalter
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