Der Duft der roten Akazie
bedecken, doch seine Miene sagte ihr, dass das überflüssig war. Im nächsten Moment kam Adam den Hügel herunter auf sie zu, blieb jedoch nicht am Ufer stehen, sondern lief einfach ins Wasser hinein, das seine Stiefel und den Saum seiner Hose durchweichte.
»Adam«, rief Ella gleichzeitig lachend und tadelnd aus. »Du wirst dich erkälten!«
»Das bezweifle ich«, entgegnete er, und seine Augen funkelten belustigt. »Weißt du, wie du aussiehst, wenn du so dastehst?«
»Adam …«
Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen. Seine Hände umfassten ihre Hüften und pressten ihren Körper an seinen. Erkälten wird er sich wirklich nicht, dachte sie. Er war so heiß vor Begierde. Sie öffnete die Lippen und gab sich seinem Kuss hin. Sein warmer Körper brachte ihre kalte Haut zum Glühen.
»Du bist völlig durchgefroren«, flüsterte er und liebkoste ihre eisige Haut unter dem Hemd. »Komm zum Zelt. Ich trockne dich ab.«
Im Zelt herrschte ein sanftes, schmeichelndes Zwielicht. Inzwischen zitterte Ella vor Kälte am ganzen Leibe. Die wundervolle Lebendigkeit war einem Taubheitsgefühl gewichen. Nachdem Adam ihr das Hemd ausgezogen hatte, schlang sie sich die Arme um den Leib. Ihre Zähne klapperten, und sie fragte sich, warum sie den Bach jemals als erfrischend empfunden hatte.
»Vielleicht war es doch keine so gute Idee«, stieß sie hervor.
Adam grinste. »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber gleich geht es dir besser.« Er nahm eine Decke und fing an, sie abzurubbeln. Der Stoff fühlte sich auf ihrer Haut rau an, und Adam rieb sie ab, bis sie rosig schimmerte. Bald benutzte er nicht mehr die Decke, sondern seine Hände, und sie wand sich, inzwischen gar nicht mehr frierend, in seinen Armen. Er reizte sie, zögerte den Genuss hinaus und hatte offenbar Spaß daran, sie in ihrer Erregung zu beobachten.
Ella stellte fest, dass sein breiter Mund sich zu einem Lächeln verzog. Es war ein Mund, der zum Lächeln gemacht war. Und zum Küssen.
Adam gelang es, während des Küssens aus seiner Hose zu schlüpfen. Ella, die ihn noch nie völlig nackt gesehen hatte, bewunderte seinen kräftigen Körper.
»Du bist wie ein Silky«, flüsterte sie. »Glatt, schlank und unwiderstehlich.«
»Was ist ein Silky?«, fragte Adam.
»Eine Märchengestalt.« Ihr Tonfall wurde schwärmerisch. »Ein Silky ist ein Seehund, der sich in einen Mann verwandeln kann. Er ist so schön und verführerisch, dass jede Frau ihm erliegt. Und wenn er eine findet, die ihm gefällt, nimmt er sie mit hinaus aufs Meer.«
Adam lächelte, doch seine dunklen Augen loderten. »Bin ich für dich eine Märchengestalt, Ella?«
Ella fühlte sich wie in einem Traum und konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Langsam zog er sie an sich, bis sie rittlings auf ihm saß und ihre Oberschenkel auf seinen ruhten. Es fühlte sich ganz selbstverständlich an. Er hielt sie fest und versank in ihrem Blick. »Für dich würde ich aus dem Meer kommen«, flüsterte er. »Ja, sogar aus der Hölle selbst.« Dann wiegte er sie in seiner Umarmung hin und her, dass sie sich selbst verlor und ein Teil von ihm wurde.
Kurz nach Sonnenaufgang hatten sie alles zusammengepackt und waren bereit zum Aufbruch. Zufrieden bemerkte Ella, dass Adam kräftiger wirkte als seit Tagen.
Die Pferde wateten vorsichtig durch den Bach und galoppierten die Böschung hinauf. Ella blickte sich noch einmal nach ihrem idyllischen Lagerplatz um, doch Bäume versperrten ihr die Sicht. Trauer erfüllte sie, und sie wusste, dass sie die Zeit dort nie vergessen würde.
Den ganzen Tag ritten sie und legten nur am Mittag eine kurze Rast ein, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Vom Westen zogen Wolken heran, die jedoch noch keinen Regen brachten. Erst als es dunkel wurde und sie in einer unwirtlichen Einöde ihr Lager aufgeschlagen hatten, begann es zu regnen. Außerdem kam ein Wind auf, der das Zelt kräftig beutelte. Die Pferde mussten sich mit dem kläglichen Schutz eines verkrüppelten Baums begnügen.
Adam und Ella waren beide müde und schliefen unter den Decken aneinandergekuschelt ein, während draußen das Unwetter tobte und immer mehr Wasser durch das Zeltdach tropfte. Am Morgen waren sie beide nass und steif vor Kälte.
»Bald haben wir die Tea-Tree-Farm erreicht«, meinte Adam tröstend. »Harvey wird uns für ein oder zwei Nächte unterbringen.«
Harvey mit seinem zahnlosen Lächeln und seiner Vorliebe für Rum. Obwohl er sie an Seaton’s Lagune gerettet hatte, hatte Ella kein großes Zutrauen
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