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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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und scharrten in den Wänden. Einmal hörte sie, wie sich Schritte ihrer Tür näherten, doch sie blieben im letzten Moment stehen und wandten sich in eine andere Richtung.
    Der Mond ging auf und schickte einen fahlen Lichtstrahl in ihr Zimmer. Sie beobachtete, wie er langsam durch den Raum wanderte.
    Ich würde aus dem Meer zu dir kommen, ja, sogar aus der Hölle selbst.
    Sie wiederholte diese Worte wie ein Gebet. Sie waren ihr Trost und ihr Leitstern in der Dunkelheit.
    Wieder war sie in dem Tunnel. Ihre nackten Zehen versanken im Läufer. Das Nachthemd umwehte beim Gehen ihre Knöchel. Ihr Haar war offen und vom Schlafen zerzaust.
    Ich bin auf Lochlyn, sagte sie sich. Ich bin hier, um mich zu erholen.
    Sie ging den Flur entlang auf die beleuchtete Tür zu. Und auf die Geräusche, die sie geweckt hatten.
    Ich muss herausfinden, worüber sie reden, sagte sie sich. Ich muss es wissen. Doch irgendwo in ihrem Kopf befahl ihr eine Stimme, stehen zu bleiben. Es sei ein Geheimnis. Ihr wurde übel, und kurz befürchtete sie, sich übergeben zu müssen.
    Fast hatte sie die Tür erreicht. Das Licht berührte ihre nackten Füße. Die Stimmen im Zimmer sprachen weiter, und sie spitzte die Ohren, um etwas zu verstehen. Warum ergab es keinen Sinn? Sie beugte sich weiter vor – und zerfloss in einem Wirbel aus Farben.
    »Hier ist dein Frühstück.«
    Ein Tablett in der Hand, stand Eben in der Tür. Seine Miene war verlegen. Er war gewaschen und angezogen und hatte offenbar bereits gefrühstückt.
    Ella, die schon lange wach war, stand auf. Ihr schwindelte vor Übernächtigung und Angst, und sie wusste, dass man ihr beides wegen der Augenringe und der eingefallenen Züge anmerkte.
    Das Essen roch gut, und sie griff nach dem Tablett. Eier, Schinken und in Fett gebratenes Brot. Alles schwamm in einer Fettpfütze, doch sie war zu hungrig, um sich daran zu stören.
    »Lass es dir schmecken«, meinte Eben, um Freundlichkeit bemüht. »Ich hole dir heißes Wasser.«
    In der langen Nacht hatte sie zwischen Angst und Wut geschwankt. Aber nun, am Morgen, war beides verflogen. Sie war nur noch müde und sehnte sich danach, endlich freigelassen zu werden, selbst wenn das hieß, dass sie zu Ollie McLeod zurückkehren musste.
    Eben beobachtete sie beim Essen und schien sehr mit sich zufrieden. Ella hielt ihn für einen Einfaltspinsel. Nancy hatte ihn auf ihre Seite gezogen, indem sie ihm Leidenschaft vortäuschte, die sie nicht empfand. Warum durchschaute er sie nicht? Bemerkte er denn nicht, dass sie ihn nur benutzte? Oder genügte es ihm, benutzt zu werden, solange er bekam, was er wollte?
    »Ich besuche heute deinen Mann.«
    Sie merkte auf.
    Er nickte ihr lächelnd zu. »Ja, ganz richtig. Ollie persönlich. Wenn er unsere Bedingungen erfüllt, bist du heute Abend zu Hause – oder vielleicht morgen«, nahm er das übereilte Versprechen zurück, als er bemerkte, dass ihre niedergeschlagene Miene sich erhellte.
    Ella zwang sich, ihre Gefühle zu unterdrücken. »Was, wenn er ablehnt?«, erkundigte sie sich ruhig.
    Eben schürzte die Lippen. »Dafür sehe ich eigentlich keinen Grund. Schließlich bist du seine Frau, oder? Er will dich doch sicher zurückhaben.« Offenbar war er noch gar nicht auf diesen Gedanken gekommen, denn er wirkte verblüfft und ein wenig besorgt.
    Ella hingegen hatte ihre Zweifel. Oliver McLeod hatte gesagt, er wolle nicht, dass sie gefunden wurde, falls das Aufsehen erregen würde. Klang das wie ein Ehemann, der sich verzweifelt nach seiner Frau sehnte?
    »Was, wenn er ablehnt?«, beharrte Ella.
    Eben betrachtete seine Stiefel. Sie spürte sein Unbehagen und seine Schwäche. Er war zwar ein kräftiger Mann mit einer dröhnenden Stimme und einer Neigung zur Gewalt, doch in seinem Innersten weich wie Butter. Kurz überlegte sie, ob sie ihm verraten sollte, wer Adams wirklicher Vater war, entschied sich allerdings dagegen. Eben würde es Nancy sagen, und die würde diese Information zu ihrem Vorteil nutzen.
    »Würdest du mich dann freilassen, Eben?«, flüsterte sie flehend. Eindringlich blickte sie ihn an, um ihm eine Zustimmung zu entlocken.
    Eben zögerte. Doch noch während er zu einer Antwort ansetzte, legten sich von hinten zwei Hände um seine Taille, und Nancys Raubvogelgesicht spähte über seine Schulter. »Und warum sollte er das tun?«
    Erschrocken und zornig starrte Ella sie an.
    »Du bist auf jeden Fall bares Geld für uns wert«, fuhr Nancy fort. »Wenn Ollie dich nicht will, suchen wir uns eben einen

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