Der Duft der roten Akazie
anderen.«
»Adam will mich«, rief Ella.
Lachend schlüpfte Nancy unter Ebens Arm durch und stellte sich vor ihn. Ihr Blick war hart und gnadenlos. »Aber Adam hat nicht das Geld, um dich zurückzukaufen, oder? Und selbst wenn er es hätte, würde er es nicht dafür verschwenden. Ich kenne ihn. Er kann sein Geld zusammenhalten.«
Ella war machtlos dagegen, dass man ihr die Verzweiflung ansah.
Eben scharrte verlegen mit den Füßen. »Vielleicht schafft er es ja, genug zusammenzukratzen.«
»Nein.« Nancys Antwort war leise, duldete aber keinen Widerspruch. Sie lächelte zwar, um ihr die Schärfe zu nehmen, und schaute ihm in die Augen. Doch niemand zweifelte daran, dass sie es ernst meinte.
Eben erwiderte das Lächeln und strich mit dem Daumen über ihre Wange. »Ach ja«, seufzte er und schob den Moment der Schwäche beiseite. »Iss auf. Ich bitte Jacko, dir Wasser zu bringen. Kommst du, Nancy?«
Lächelnd schüttelte Nancy den Kopf. »Einen Moment noch. Geh nur schon vor.«
Wieder zögerte er und warf Ella einen Blick zu. Offenbar hatte er nicht vor, Nancy gegen sich aufzubringen, denn er machte mit einem kurzen Nicken kehrt und verschwand in der Dunkelheit.
Nancy blieb stehen. Es war, als weide sie sich an Ellas Elend und genösse es, wie sehr sie litt. Während Ella sie angespannt und abwartend beobachtete, ging sie zum Fenster.
»Adam hat mir in Sawpit Gully etwas erzählt.« Nancy stellte sich auf die Zehenspitzen. Anscheinend hatte draußen etwas ihr Interesse geweckt. »Möchtest du es hören?«
»Nicht unbedingt.« Ellas Tonfall war kühl. Schon viel besser, dachte sie.
»Er meinte, es sei gut, dass du dein Gedächtnis verloren hättest. Denn sonst würdest du dich daran erinnern, dass er einer der Männer war, die dich an Seaton’s Lagune überfallen haben.« Als sie sich lächelnd umdrehte, fiel ein Lichtstrahl auf ihr Gesicht. »Er ist dir nachgeritten, hat dich niedergeschlagen und dich zum Sterben liegen gelassen. Er sagte, er hätte das Geld gebraucht, mehr nicht.«
Ella presste ihre zitternden Beine fest zusammen. »Du bist eine böse und gemeine Frau«, meinte sie mit bebender Stimme. »Warum quälst du mich mit diesen Lügen? Ist es dir denn so wichtig, dass Adam mich liebt und nicht dich? Liegt es daran, dass du versuchst, einen Keil zwischen uns zu treiben? Aber das wird dir nicht gelingen. Ich weiß, dass er mich liebt. Ich weiß es in meinem Herzen. Und ich weiß außerdem, dass er kommen wird, um mich zu holen.«
Nancys Mund war zwar noch zu einem Lächeln verzogen. Aber es wirkte wie eingefroren und erinnerte eher an eine Fratze. »Wenn er nach Sydney kommt, dann zu mir, nicht deinetwegen.«
Ella schüttelte langsam den Kopf.
»Doch.« Das Lächeln war nun ganz verschwunden. Nancy ballte die Fäuste, und die Muskeln an ihrem Hals traten hervor. »Doch.«
Jemand räusperte sich. Erschrocken und sprachlos nach Nancys Worten drehte Ella sich um und sah Jacko geduldig in der Tür stehen. Er hatte einen Krug und ein Becken bei sich. Dampf stieg aus dem heißen Wasser auf. Nancy starrte ihn an wie einen Fremden. Dann schob sie ihn beiseite und eilte Eben nach.
Jacko geriet auf seinen O-Beinen ins Schwanken und hätte beinahe das Wasser verschüttet. Aber er bewahrte das Gleichgewicht. Seine Verbrechervisage verzog sich zu einem bewundernden Grinsen. »Diese Frau hat den Teufel im Leib.«
Ella ließ sich auf die Bettkante sinken, ohne ihm zu widersprechen.
»Eben hat gesagt, du wolltest Wasser haben. Ich habe auch Seife mitgebracht.« Das Stück war zwar dünn und fettig und wirkte ziemlich benutzt, doch Ella bedankte sich trotzdem für seine Freundlichkeit.
Nachdem Jacko das Wasser auf den windschiefen Tisch gestellt hatte, schloss er die Tür und verriegelte sie.
Das Wasser war eine Wohltat. Ella wusch sich von Kopf bis Fuß, schüttelte ihre Kleider aus und zog sich wieder an. Die Gasse draußen vor dem Fenster lag im Schatten und war nach einem Regenschauer feucht. Der Himmel war bedeckt, und die Wolken, die tief über den Dächern hingen, verhießen weiteren Regen.
Ella schauderte und wünschte, sie hätte etwas zu tun gehabt, um sich die Zeit zu vertreiben. Lesen oder Nähen wäre schön gewesen – überhaupt alles, um sie von ihrer misslichen Lage abzulenken. Sie suchte das Zimmer ab, aber bis auf die Möblierung und die Decken war es leer. Nicht einmal ein Stück vergilbte Zeitung, um die Tischschublade auszukleiden, war vorhanden.
Sie seufzte. War Eben schon bei
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