Der Duft der roten Akazie
Hand zurück, drehte sich um und rannte los. Der Mond kam hinter der Wolke hervor und folgte ihr. Nun war er ihr Feind, da sie in seinem hellen Schein keine Möglichkeit hatte, sich zu verstecken. Eine Eule flog über sie hinweg, und Ella stellte fest, dass sie das lächelnde Gesicht einer Frau hatte. Ihr Herz schlug schneller.
Die beiden Männer waren hinter ihr. Sie konnte sie hören. Sie liefen und holten sie ein, um sie umzubringen.
»Packt sie!«, rief Ollie McLeod. Die Mordlust in seiner Stimme sorgte dafür, dass sie aufschluchzend nach Luft schnappte.
Ein Arm kam aus der Dunkelheit und zog sie an sich. Ganz nah. Eine warme Brust und jemand, der ihr sanft ins Ohr atmete. »Ganz ruhig, ganz ruhig, Liebling.«
Sie lagen auf den Tannenadeln hinter einem feuchten umgestürzten Baumstamm. Die beiden Mörder rannten lautlos vorbei und waren fort. Nach einer Weile folgte ihnen Ollie McLeod schnaufend und fluchend. Neben ihrem Versteck blieb er stehen und beugte sich vor, um Luft zu holen.
Ella schmiegte sich enger in die warmen Arme und betete, sie möge unsichtbar werden. Ollie McLeod richtete sich auf. Der dunkle Umriss seines Kopfes erstarrte, als ahne er ihre Gegenwart. Über ihnen rief leise die Eule. Und dann ging er weiter, hinter seinen Männern her wie ein Jäger hinter seiner Meute. Im nächsten Moment war alles still.
»Ella?« Erst streifte seine Stimme ihre Wange, danach sein Mund. »Oh Ella, Liebling, ich habe dich vermisst.«
* * *
»Ella? Ella?«
Jemand rüttelte sie sanft, aber nachdrücklich wach. Als sie, immer noch schlaftrunken, den Klang seiner Stimme, seinen Geruch und seinen Körper wahrnahm, riss sie die Augen auf. Sie hatte von Adam geträumt. Und da war er.
»Adam?«, flüsterte sie heiser.
Während sie schlief, hatte die Dämmerung eingesetzt, sodass sich die Gestalt über ihr nur als dunkler Schatten vom Fenster abhob. Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und beugte sich so nah herab, dass sie das Funkeln in seinen Augen sehen konnte.
»Oh Ella, Liebling, ich habe dich so vermisst«, sagte er und küsste sie kurz und leidenschaftlich.
Sie schlang die Arme um ihn. »Ich wusste, dass du kommen würdest«, erwiderte sie schließlich.
Er grinste. »Nun, wir hatten günstige Winde und haben es nahezu in Rekordzeit geschafft.«
Als sie seine Wange berührte, spürte sie, dass sein Bart gewachsen war. Er wandte den Kopf zur Seite und küsste ihre Handfläche.
»Wie geht es deinem Kopf?«
»Zum Glück habe ich einen harten Schädel.«
Er half ihr beim Aufstehen. Seine Hände waren zwar sanft, aber sie merkte ihm an, dass er in Eile war. Er blickte sich um und nahm den Zustand des Zimmers und die zerbrochene Scheibe zur Kenntnis. Die Tür zum Flur stand offen, und von unten hallten Geräusche herauf. Offenbar hatte Jacko an diesem Abend ein volles Haus.
»Wie hast du mich gefunden?«, flüsterte sie und lehnte sich an seine Armbeuge.
»Nancy ist nicht die Einzige, die weiß, wie ein Mann denkt. Ich kenne Eben. Und deshalb war mir klar, dass er hierher kommen würde, sobald er in Sydney ist. Dieser Gasthof war sein zweites Zuhause. Hier fühlt er sich sicher.«
»Er war bei meinem … bei Ollie McLeod«, stieß sie hervor. »Anschließend sind sie hergekommen, und Nancy hat ihn zurückbegleitet, um die Belohnung abzuholen. Ist sie schon wieder da?«
Sie spürte, dass er sie in der Dunkelheit nachdenklich musterte. »Sie ist nicht zurück«, erwiderte er leise. »Aber Freunde von mir haben mir berichtet, Ollie McLeod sei auf dem Weg hierher, und zwar nicht mit guten Absichten. Das heißt, dass wir verschwinden müssen – falls du mit mir kommen willst.«
Ella fühlte sich seltsam durcheinander, als ob sich ein Sturm zusammenbraute. Allerdings fand dieser Sturm nicht draußen statt, sondern in ihrem Kopf.
»Ella?«, wiederholte er.
»Ja«, antwortete sie. »Ja, natürlich.«
Er drückte ihr die Finger. »Das solltest du auch. Ich habe Eben nämlich ein fürstliches Lösegeld für dich bezahlt.«
»Du hast für mich bezahlt?«, keuchte sie erschrocken.
Er lachte. »Was hätte ich anderes tun sollen? Ich habe ihm erklärt, Ollie McLeod wolle dich holen, während Nancy sich mit dem Geld verdrückt habe. Er würde keinen Penny zu Gesicht kriegen. Das hat ihn nicht sehr gefreut. Und als ich ihm ein Angebot gemacht habe, hat er angenommen.«
»Wie viel?«, erkundigte Ella sich mit erstickter Stimme. Sie zitterte vor Wut.
»Es war der einzige Weg, dich herauszuholen«,
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