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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Namen?«, fragte Adam.
    Doch den hatte der Schmied, falls er ihn überhaupt gehört hatte, vergessen. »Sie trugen einen roten Mantel«, fügte er rasch hinzu. »Einen mit Kapuze. Das weiß ich noch genau. Sie wirkten ziemlich beeindruckend, Ma’am, obwohl sie müde zu sein schienen und …« Plötzlich verunsichert, hielt er inne.
    »Und?«, hakte Ella atemlos nach.
    »Nun«, der Schmied zuckte die Achseln. »Ich hatte den Eindruck, dass Sie etwas belastete. Sie haben sich öfter umgeschaut, als man es gewöhnlich tut. So als würden Sie verfolgt oder hätten etwas zurückgelassen. Dann sind Sie mit Ihrem Diener losgeritten wie bei einem Wettrennen.«
    Ja, dachte Ella. Ja, er sagt die Wahrheit. Das spüre ich. Ich weiß es. Sie richtete sich auf und machte sich von Adam los. »Danke«, meinte sie leise und ging hinaus.
    Ihr schwirrte der Kopf. Erst vor wenigen Tagen war sie hier gewesen. Sie hatte einen roten Mantel getragen, und ein Mann mit schottischem Akzent, wahrscheinlich ein Diener, hatte sie begleitet. Sie kam aus dem Norden, auf der Straße nach Bendigo. Nun war Ella klar, dass die Lösung des Rätsels in dieser Richtung lag.
    Im nächsten Moment hatte Adam sie eingeholt. Als er sie am Arm fasste, riss sie sich los und marschierte weiter. »Wo wollen Sie hin?«, rief er ihr nach.
    Ella wirbelte herum und blickte ihn an wie einen Fremden.
    »Cinderella?«
    Sie blinzelte, und die Gegenwart nahm wieder Gestalt an. »Hatten Sie die Vermutung, dass ich nach Melbourne wollte?«, flüsterte sie.
    Aber wie hätte er auf diesen Gedanken kommen sollen?
    »Anscheinend ist mir unterwegs etwas zugestoßen«, überlegte sie laut. »Sicher bin ich von Straßenräubern überfallen worden, wie Harvey dachte.«
    »Klingt glaubhaft.«
    »Was mag aus meinem Diener geworden sein?« Ihre Augen weiteten sich. »Wurde er auch verletzt? Ist er tot?« Beim letzten Wort überschlug sich ihre Stimme. Doch Adam schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie mich fragen, hat er die Beine in die Hand genommen«, antwortete er gedehnt. »Bestimmt ist er davongelaufen und hat sich irgendwo versteckt.«
    Ella ging nicht darauf ein. »Was mache ich nun?«
    Als er sie wie so oft unverwandt musterte, ahnte sie, wie er im Geist die verschiedenen Möglichkeiten gegeneinander abwog. »Ich finde, Sie sollten wie geplant weiter nach Norden fahren. Auch ohne männliche Bevölkerung ist Melbourne eine große Stadt, und wir wissen nicht, wohin wir uns wenden sollen, wenn wir erst einmal dort sind. Setzen wir unseren Weg nach Norden jedoch fort … Sie haben Spuren hinterlassen, Mrs Seaton – ein Wort hier, eine Begegnung dort. Wir müssen ihnen nur bis zum Ende folgen, um der Wahrheit auf den Grund zu kommen.« Er vollführte eine ausladende Verbeugung wie ein Zauberkünstler, und seine dunklen Augen funkelten.
    Ella gefiel dieser Vorschlag. »Ja«, stieß sie hervor und lachte dann auf, erfüllt von Hoffnung und Vorfreude. »Dann also los.«
    Trotz der frühen Stunde verließen bereits einige der Goldgräber mit ihren Ochsengespannen und Karren den Gasthof. Bald teilten sich die Gruppen in schnellere und langsamere auf. Adam und Ella hatten sich einem Trupp Männer angeschlossen, von denen viele zu Fuß unterwegs waren oder Schubkarren bei sich hatten. Die meisten trugen die typische Kleidung der Goldschürfer, die aus einer Baumwollhose, einem blauen oder roten Wollhemd, einem Schal und Stiefeln bestand. Jeder Mann wollte aussehen wie ein alter Hase, auch wenn er noch nie im Leben eine Schaufel in der Hand gehabt hatte.
    Im Black Forest herrschte wirklich die sprichwörtliche schwarze Finsternis. Ella betrachtete die dunklen Stämme und Äste der Eisenrindenbäume und fand den Namen sehr treffend. Adam erzählte ihr, im Vorjahr habe ein Feuer im Wald und in Victoria gewütet, das zahlreiche Menschenleben gefordert und gewaltige Schäden verursacht habe. Dieser Tag sei als Schwarzer Donnerstag in die Geschichte eingegangen. Manche Stämme waren noch immer verkohlt, doch die junge Vegetation setzte sich rasch durch.
    Einer der Goldgräber, ein ehemaliger Schäfer, der schon seit zehn Jahren in diesem Land lebte, kannte viele seiner Geheimnisse. »Einige dieser gottverdammten Pflanzen kommen erst aus dem Boden, wenn es brennt«, erklärte er ihnen.
    Andere Goldgräber gaben zu, dass sie Neuankömmlinge und erst vor Kurzem in Melbourne eingetroffen waren. Drei Männer hatten ihre Arbeitsstellen und Familien in der Hauptstadt zurückgelassen und sich auf den Weg zu

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