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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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den Goldfeldern im Norden gemacht. Vier, nach ihrer Kleidung zu urteilen eindeutig Seeleute, waren von ihrem Schiff desertiert, drei weitere Schürfer waren leicht als ehemalige Sträflinge zu erkennen. Sie hatten einen harten, verschlagenen Blick und trugen die Narben der Fußeisen an den Knöcheln.
    Das Gold war das Einzige, was diese Männer miteinander verband. Zu Ellas Erstaunen konnten sie dieses Thema und die verschiedenen Schürftechniken stundenlang erörtern. Es kam auch zu Auseinandersetzungen, da die Neuankömmlinge mit den verschiedensten nutzlosen Utensilien beladen waren, die sie in dem Glauben, sie auf den Goldfeldern unbedingt zu brauchen, von zu Hause mitgebracht hatten. Daraufhin höhnten die Sträflinge, um Gold zu finden brauche ein Goldgräber nichts weiter als eine Pfanne und ein Taschenmesser.
    Einige hatten noch nie vom kalifornischen Goldrausch gehört und dachten, man müsse künstliche Wasserfälle bauen, Flüsse umleiten und große hölzerne Wippen anlegen, die Long Toms hießen, um an das Gold heranzukommen. Aber Adam schüttelte den Kopf.
    »Um Gold auf diese Weise abzubauen, braucht man eine andere Art von Landschaft. Ich habe gehört, im Norden sei das Land zum Teil so trocken, dass man die Erde zum Wasser bringen muss, nicht umgekehrt.«
    Einer der ehemaligen Sträflinge sah Adam finster an. »Du hältst dich wohl für den Größten, was?«
    Ella wurde von Zorn ergriffen. »Er kennt sich bestimmt besser aus als Sie, Sir! Adam hat in Kalifornien Gold geschürft.«
    Der Mann ließ sich davon nicht beeindrucken und bedachte sie mit einem heimtückischen Blick. »Dann wird er uns sicher die richtigen Stellen zeigen können.«
    Wieder schüttelte Adam den Kopf und lachte. »Der Mann, der das schafft, muss erst noch geboren werden. Es ist zum größten Teil Glückssache. Zwei Parzellen können direkt nebeneinander liegen. Die eine strotzt von Gold wie ein Juweliergeschäft, während in der anderen nur Steine zu holen sind.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, bis einer der Neulinge, ein Mann namens Morris, ihn beinahe schüchtern bat, ihnen von seinen Reisen durch Kalifornien zu erzählen. Adam warf Ella einen Blick zu. »Ich möchte die Dame nicht langweilen …«, begann er erwartungsvoll.
    »Ich würde es gern hören«, erwiderte Ella, froh über diese Ablenkung von ihren eigenen Sorgen. Außerdem hatte Adam offenbar große Lust zu reden.
    Nach kurzer Überlegung setzte er zu einem Bericht über das Goldschürfen in Gegenden an, die Namen wie »Rough and Ready« und »Poker Flat« trugen und nachts von heulenden Wölfen und Kojoten heimgesucht wurden.
    Ella erkannte an den Gesichtern der anderen, dass alle ihm gebannt lauschten. Sie konnte es ihnen nicht verdenken, denn Adam war ein begabter Geschichtenerzähler, dessen gut gewählte Worte die Zuhörer in seine Welt einluden.
    Schließlich schilderte er ihnen eine lustige Begebenheit, bei der er während eines Kartenspiels hastig die Flucht aus einer Hafenkneipe habe ergreifen müssen. Leider war er so betrunken gewesen, dass er falsch abgebogen sei und im zähen Morast von San Francisco die Stiefel verloren habe.
    Nachdem er geendet hatte, gingen die Männer ein Stück voraus. »Sie haben ein abenteuerliches Leben hinter sich«, meinte Ella zu ihm.
    Er wurde nachdenklich. »Mag sein, allerdings hauptsächlich aus Notwendigkeit, nicht aus freier Entscheidung. Ich bin nach Kalifornien gefahren, um ein reicher Mann zu werden, und als Habenichts zurückgekehrt. Jetzt will ich nach Bendigo, um dort mein Glück zu machen. Aber wer weiß, was geschehen wird?« Als er Ella aus funkelnden Augen musterte, spürte sie ein merkwürdiges Flattern wie von Hunderten von Schmetterlingen im Magen, das sie sehr verwirrte. Also sagte sie das Erste, was ihr einfiel.
    »Vielleicht zahlt mein Mann Ihnen ja eine Belohnung, falls wir ihn finden.«
    »Dagegen hätte ich nichts einzuwenden, Mrs Seaton«, meinte er höflich. Das Funkeln war verschwunden, und er verhielt sich wieder förmlich. Der Moment war verflogen. Ella versuchte, das Gefühl von eben zu vergessen.
    Der Neuling namens Morris blieb ein Stück hinter den anderen zurück, um neben dem Karren herzugehen. Er war ein magerer Mann um die vierzig mit einem nachdenklichen Lächeln. Offenbar hatte er Gefallen an Ella gefunden. Er erklärte ihr, er sei Büroangestellter in London gewesen, als sich die Gerüchte vom Goldrausch in Australien wie ein Lauffeuer in der Stadt herumgesprochen hätten. Bis jetzt

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