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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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auf und legte die Zeitung weg, und erst in diesem Moment wurde Ella klar, dass sie Adam vor sich hatte.
    Er hatte sich die Haare gewaschen und sie – vielleicht mit fremder Hilfe – auf eine ansehnlichere Länge gestutzt. Außerdem hatte er sich rasiert, und sie stellte fest, dass er einen markanten Kiefer und einen breiten Mund hatte, der wie fürs Lächeln gemacht schien. Nur an seinen Augen hatte sich nichts geändert. Sie waren weiterhin dunkel unter schwarzen Brauen. Sie hätte ihn niemals als schönen Mann bezeichnet, doch sein Gesicht war freundlich, hatte Ausstrahlung und sorgte dafür, dass man ein zweites Mal hinschaute.
    Sie starrten einander an wie Fremde, die sich zum ersten Mal begegneten. Dann stieß Adam einen leisen Pfiff aus und trat zurück, als wolle er den Gesamteindruck auf sich wirken lassen. »Meine Güte, Cinderella!«
    »Sie geben auch ein ziemlich beeindruckendes Bild ab«, erwiderte sie lächelnd, musste aber dann an das denken, was Kitty ihr von dem Kleid erzählt hatte. »Danke dafür. Ich glaube, es ist von Mrs Ure.«
    Etwas an seinem Gesichtsausdruck machte sie verlegen. »Ihnen steht es viel besser.«
    In seinen Augen standen ein warmer Blick und die Bewunderung, die sie bereits bei ihm erlebt hatte. Bemüht, das Thema zu wechseln, schaute Ella sich um. »Wo ist sie?«
    »Sie wollte Eier kaufen.« Sein Tonfall war gleichmütig.
    Da Ella wusste, dass der kartoffelschälende Junge sie belauschte, rückte sie näher an ihn heran. Adam beugte sich ebenfalls zu ihr vor. »Sie wissen, dass ich es nicht zurückzahlen kann«, flüsterte sie. »Ich habe kein Geld.«
    Er zuckte die Achseln, als kümmere ihn das nicht. »Nun, das können wir klären, wenn wir herausgefunden haben, wer Sie sind. Vorausgesetzt«, er zog die Augenbraue hoch, »es ist Ihnen inzwischen nicht etwas eingefallen.«
    Allerdings merkte er ihr an, dass sich das nicht so verhielt.
    »Nun«, fuhr er gelassen fort, »es passiert bestimmt früher oder später.«
    Ella fiel noch etwas ein. »Bestimmt kommen viele Reisende durch Sawpit Gully. Ob ich mich einmal umhören sollte? Dann hätte ich wenigstens eine Beschäftigung.«
    Obwohl er sie weiter mit Blicken fixierte, hatte sie den Eindruck, dass sich etwas verändert hatte. »Ich erledige das für Sie, Mrs Seaton«, meinte er. »Ich möchte nicht, dass Sie sich mit diesem Gesindel abgeben. Manche Leute haben nicht allzu viel Respekt vor Frauen.«
    Ella sah Adam zweifelnd an. »Kraftausdrücke schockieren mich nicht«, begann sie.
    Adam zog die Augenbrauen hoch. »Ich dachte nicht an Kraftausdrücke, Mrs Seaton. In Sawpit Gully verschwinden Menschen auf Nimmerwiedersehen. Es gibt genügend Leute, die nichts mehr zu verlieren haben. Also werden Sie nicht allein durch die Stadt spazieren, nicht einmal tagsüber.«
    Das Bild, wie er blutend dalag, stand ihr plötzlich vor Augen, und sie trat unwillkürlich näher an ihn heran. »Sie werden doch vorsichtig sein, Adam?«
    Er bemühte sich zwar, ernst zu bleiben, aber seine Augen funkelten dennoch schalkhaft. »Es tut mir leid«, begann sie förmlich.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Mir macht es Spaß. Und sorgen Sie sich nicht um mich. Ich kann auf mich aufpassen.«
    Er klang so gütig wie gestern, als er Kittys Angebot abgelehnt hatte. Diese Erkenntnis versetzte Ella den Schock, den sie brauchte, um sich wieder zu fassen.
    »Kitty hat etwas von Frühstück gesagt«, brachte sie in ihrem gewohnt kühlen Tonfall heraus. Tatsächlich war ihr vor Hunger schwindelig. Adam wies lächelnd mit dem Kopf in Richtung Kamin, wo Ella einen vollen Teller mit gebratenem Fleisch und geröstetem Brot entdeckte. Mit spitzen Fingern trug sie ihn zum Tisch und stellte ihn ab. Inzwischen hatte der Junge alle Kartoffeln geschält und trollte sich mit einem schüchternen Blick auf den Hof, um die Schalen zu beseitigen.
    Verlegenes Schweigen entstand. »Ich sehe nach Bess, bevor ich mich umhöre«, sagte Adam.
    »Adam?« Ein Stück Fleisch im Mund, sah sie ihn an. »Wohnt hier noch jemand außer uns?«
    Er sah sie verwirrt an. »Nicht, dass ich wüsste. Warum?«
    »Ich … da ist ein Zimmer genau neben meinem, das so …« Im nächsten Moment fiel ihr ein, dass sie nicht hätte hineinschauen sollen, und ihr Tonfall wurde kühl, um ihre Verlegenheit zu verbergen. »Es ist ausgesprochen hübsch ausgestattet. Ich dachte, dass vielleicht eine andere Frau darin lebt.«
    Im ersten Moment wirkte er überrascht und presste dann finster die Lippen

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