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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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haben.«
    Ella erstarrte vor Enttäuschung, und Niedergeschlagenheit machte sich in ihr breit, die sie nicht verbergen konnte. »Natürlich«, sagte sie und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie bedrückt sie war.
    Offenbar erahnte er es, denn er warf ihr einen Seitenblick zu und kratzte sich nachdenklich am stoppeligen Kinn. »Vielleicht können wir ja noch einen Tag dranhängen.«
    Am liebsten wäre Ella ihm um den Hals gefallen, begnügte sich aber mit einem reizenden Lächeln. Er tat, als habe er es nicht bemerkt.
    Kitty hatte sie mit Argusaugen beobachtet. »Ich habe gehofft, dass ihr mich mitnehmt, Adam. Ich will nach Bendigo und fühle mich in Begleitung einer anderen Frau sicherer.« Sie sah ihn kokett an. »Du weißt ja, wie gemein die Leute reden, wenn ein Mann und eine Frau allein unterwegs sind.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Ella, die nicht wagte, Adam anzuschauen, starrte stattdessen auf ihre Teetasse. »Ja, ich weiß«, antwortete er schließlich. »Kannst du für die Fahrt bezahlen? Und damit meine ich nicht in Naturalien.«
    Ella war schockiert und rechnete eigentlich mit einer empörten Reaktion von Kitty.
    Doch diese lachte nur. »Ich habe ein wenig Geld gespart. Ich kann bezahlen.« Ihr Tonfall war kühn, ja, geradezu herausfordernd.
    Die beiden musterten einander abschätzend. Dann nickte Adam. »Meinetwegen.«
    Kittys Lächeln war berechnend. Es herrschte eine Spannung zwischen den beiden, die in Ella ein unbehagliches Gefühl auslöste. In Adams und Kittys Gegenwart kam sie sich vor wie das fünfte Rad am Wagen.
    »Woher kennen Sie Mrs Ure?«, durchbrach ihre Stimme, die in ihren eigenen Ohren scharf und seltsam klang, die Stille.
    Adam wandte sich von Kitty ab und blickte sie an. Im ersten Moment waren seine Züge hart wie die eines Fremden, im nächsten Moment jedoch stellte sich der vertraute Ausdruck wieder ein, und er lächelte entspannt.
    »Nancy betrieb eine Hafenkneipe in San Francisco. Sie ist zweimal abgebrannt – in San Francisco brannte es immer wieder. Als ich aus den Bergen zurückkam, habe ich die Stadt kaum wiedererkannt.« Die Erinnerung schien ihn zu amüsieren, denn er lachte.
    »Wo ist ihr Mann?«
    Seine dunklen Augen verengten sich. »Er ist am Fieber gestorben. Danach hat sie das Lokal allein geführt. Sogar die schlimmsten Ganoven hatten eine Heidenangst vor ihr. Doch die Amerikaner wollten uns nicht mehr im Land haben, und so hielt sie es für das Sicherste, nach Hause zurückzukehren.«
    »Sie hat sich nicht geändert«, merkte Kitty spitz an. »In Sawpit Gully halten alle sie für eine Hexe.«
    Adam schnaubte.
    »Du hast sie in San Francisco gut gekannt, oder?«, erkundigte Kitty sich mit Unschuldsmiene.
    Adam warf einen Blick auf Ella. »Da die Amerikaner Ausländer nicht leiden konnten, sind wir Australier eben eng zusammengerückt.«
    »Oh, zusammengerückt?«, spöttelte Kitty. Offenbar wollte sie ihn provozieren.
    Aber Adam ging nicht darauf ein. Stattdessen betrachtete er Ella und verzog plötzlich das Gesicht, als sei ihm etwas eingefallen. Er steckte die Hand in die Tasche und stellte eine kleine blaue Flasche zwischen ihnen auf den Tisch. »Das hatte ich ganz vergessen. Doktor Rawlins schickt es Ihnen. Sie sollen vor dem Schlafengehen davon einen Löffel voll einnehmen.«
    Ella sah erst die Flasche und dann Adam an. »Vielen Dank.«
    »Er möchte Sie noch einmal sehen, bevor wir aufbrechen.«
    »Er bezeichnet sich als Arzt«, murmelte Kitty, »doch wir sind alle nicht sicher. Er trinkt. Außerdem heißt es, dass er eine Vergangenheit hat. Seine Frau war krank, und er hat einen Fehler gemacht, sodass sie gestorben ist. Also ist er nach Victoria gekommen, um unterzutauchen.«
    Es schien an diesem Ort von Männern, die auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit waren, nur so zu wimmeln, dachte Ella höhnisch. Es war Ironie des Schicksals, dass sie ihre eigene wiederfinden wollte.
    Sie räusperte sich. »Könnten Sie mich zu der Frau begleiten, die mich erkannt haben will?«
    Adams Augen funkelten spöttisch. »Sind Sie sicher?«
    »Was für eine Frau?«, erkundigte sich Kitty.
    »Sie nennt sich die Rote Phebe.«
    Kitty lachte überrascht auf. »Mein Gott, mit der wollen Sie reden? Dort unten?«
    »Ich bestehe darauf«, entgegnete Ella kühl.
    Kitty lachte wieder und bedachte Adam mit einem anzüglichen Blick. »Sie hält mich für ein liederliches Frauenzimmer«, sagte sie zu ihm. »Warte, bis sie die Rote Phebe kennenlernt.«

8
    Die Hütte bestand aus

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