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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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zitterte? Offenbar bemerkte er ihre Empörung, denn sein Tonfall war entschuldigend.
    »Ich hatte keine Ahnung, dass sie noch so für mich empfindet. Sonst wäre ich nie hergekommen.«
    Ella traute ihren Ohren nicht. »Warum sind Sie dann hergekommen?«
    »Wie ich bereits sagte, Ihretwegen. Ansonsten hätte ich einen Bogen um dieses Nest gemacht.« Vielleicht war das sogar die Wahrheit. Doch Ellas Zweifel hatten sich noch nicht gelegt.
    »Weshalb haben Sie zugelassen, dass sie Sie küsst, als hätte sie ein Anrecht darauf?« Zu ihrer Überraschung erkannte sie, dass sie zornig klang. Bis zu diesem Augenblick war sie sich dieses Gefühls gar nicht bewusst gewesen.
    Mit einem spöttischen Lächeln wandte Adam sich ab. »Sie hatte wirklich einmal ein Anrecht darauf. Aber das war heute nicht der Grund. Ich habe mich von ihr küssen lassen, weil sie eine sehr gefährliche Frau ist. Man weist sie nur im äußersten Notfall zurück. Und deshalb habe ich ihr auch nicht widersprochen, Cinderella, obwohl ich wusste, dass Sie von mir erwartet haben, ich solle wie Mr Morris den Helden spielen. Mir ist es lieber, wenn Nancy Sie beschimpft, als wenn sie Ihnen die Kehle durchschneidet. Wahrscheinlich hätte ich ganz andere Dinge getan, als sie nur zu küssen, falls es nötig gewesen wäre.«
    Ella starrte ihn an und versuchte, seiner Miene etwas zu entnehmen. Früher hatte sie seine Züge für offen und ehrlich gehalten. Und auch jetzt konnte sie darin lesen wie in einem Buch – es war eine Mischung aus Spott und Widerwillen.
    Die Worte sprudelten unwillkürlich aus ihr heraus. »Doktor Rawlins hat mich heute vor Mrs Ure gewarnt. Er sagte, dass ihre Gäste manchmal beraubt würden oder einfach verschwänden. Ist ihr Zimmer deshalb so prächtig ausgestattet? Schmückt sie es mit Diebesgut? Wollten Sie darum nicht, dass ich es sehe oder es erwähne?«
    »Ja. Es ist ein gefährlicher Ort, Cinderella.« Ein aufmerksamer Ausdruck malte sich auf seinem Gesicht. Er trat einen Schritt auf sie zu und senkte die Stimme. »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Er wollte, dass es vertraulich bleibt«, erwiderte Ella und starrte auf ihre ineinander verschränkten Hände.
    Er kauerte sich vor sie und griff danach. Sie ließ es geschehen, und er betrachtete ihre verschlungenen Finger. »Ich muss wissen, was er gesagt hat. Sie vertrauen mir doch, oder?« Als er sie forschend anblickte, hatte sie entschieden, dass sie es tat.
    »Ja«, stieß sie mühsam hervor.
    »Gut.« Er drückte ihr die Hände. »Erzählen Sie es mir.«
    »Er hat mir geraten, so schnell wie möglich zu verschwinden. Er habe Kontakte zu den hiesigen Behörden, bei denen Mrs Ure keine Unbekannte sei. Man plane, ihr das Handwerk zu legen.«
    Sie verstummte. Adam blickte stirnrunzelnd an ihr vorbei ins Leere. »Das hört sich nach einer Warnung an. Ich sollte meinem Bruder Bescheid geben. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas zustößt«, fügte er in verändertem Tonfall hinzu. »Auch wenn Sie mir sonst nicht glauben, vertrauen Sie mir wenigstens in diesem Punkt.« Mit diesen Worten zwinkerte er ihr zu und richtete sich auf. »Du siehst müde aus, Ehefrau. Schlaf ein wenig.«
    »Ich dachte, Mrs Ure wollte uns hinauswerfen«, entgegnete sie besorgt.
    »Eben wird es ihr ausreden. Gleich morgen früh brechen wir auf. Bei Morgengrauen, wenn es sein muss.« An der Tür hielt er noch einmal inne. »Und nehmen Sie Ihre Medizin.«
    Es war kalt im Zimmer. Zitternd zog Ella sich aus und schlüpfte in ihr Nachthemd. Nachdem sie ihr Haar gebürstet hatte, fuhr sie mit den Fingern hindurch. Da es ihr warm über die Schultern fiel, ließ sie es offen. Dann legte sie sich ins Bett und zog die Bettdecke bis zum Kinn.
    Die flackernde Kerzenflamme zeichnete Wellen an die Wand. Draußen fiel Regen, der klang wie das Trippeln winziger Füße. Doch ganz gleich, wie das Wetter auch sein mochte, sie war froh, diesen Ort morgen verlassen zu können.
    Heute hatte sie Dinge über sich, Adam und Nancy erfahren, die sie lieber nicht gewusst hätte. Inzwischen war ihr klar, dass Nancy in einer Sache recht hatte. Sie hatte Adam zu ihrem Ritter machen wollen, und in gewisser Weise war er das auch. Allerdings hatte er außerdem eine dunkle Seite, die er bisher vor ihr verborgen hatte.
    »Wahrscheinlich hätte ich ganz andere Dinge getan, als sie nur zu küssen, falls es nötig gewesen wäre«, hatte er gesagt. Ella erinnerte sich an den Kuss und fing wieder an zu beben. Im nächsten Moment meldete sich das

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