Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
überlebt, dass sie ihr widersprochen haben.«
    Darum also fasste Adam Nancy mit Glacéhandschuhen an. Schließlich musste er am besten wissen, was ihr alles zuzutrauen war.
    »Wo sind Eben und Nancy? Haben sie die Polizisten bemerkt?«
    »Sie sind fort. Ich habe ihnen erzählt, was der Arzt gesagt hat. Danach hatte Eben keine Lust mehr zu bleiben, und Nancy hat beschlossen, ihn zu begleiten. Sie sagte, die Geschäfte hier liefen ohnehin immer schlechter.«
    Als er sich bewegte, streifte sein Arm wieder Ellas Brust. »Adam, was machen Sie noch hier?«, stieß sie hervor.
    Er fluchte leise vor sich hin. Dann verstummten sie wieder und lauschten. Kurz zeigte sich ein Schatten am Fenster, verschwand aber wieder. Ella atmete auf. Die ganze Situation hatte etwas Unwirkliches.
    »Was machen Sie noch hier?«, wiederholte sie. »Hätten Sie nicht mit ihnen fliehen sollen?«
    Er seufzte auf. »Ich treibe mich nicht mit denen herum. Also habe ich gesagt, ich würde bleiben und das Risiko eingehen. Vielleicht könnte ich die Polizisten ja aufhalten, damit sie einen Vorsprung bekämen.« Sein Tonfall wurde spöttisch. »Natürlich finden sie möglicherweise heraus, dass ich Ebens Bruder bin und unterstellen mir Komplizenschaft. In diesem Fall würde man mir in Melbourne den Prozess machen und mich einsperren.«
    »Adam«, keuchte sie. »Wir hätten niemals herkommen dürfen. Oh, Adam, es tut mir so leid.«
    »Es spielt keine Rolle«, murmelte er und bewegte sich wieder, um seine Muskeln zu lockern. Er roch nach Holzrauch, Pferden und ein wenig nach Nancy Ures Rosenseife.
    »Ich werde ihnen sagen, dass Sie ein guter Mensch sind«, flüsterte sie, und sie wusste auf einmal, dass das stimmte. Auf unerklärliche Weise war es Adam gelungen, sich dem verbrecherischen Einfluss seines Bruders zu entziehen.
    »Sie werden gar nichts sagen«, widersprach er leise. »Es ist nicht Ihre Sache.«
    »Doch, das werde ich! Ich lasse nicht zu, dass man Sie ins Gefängnis sperrt.«
    Als er dicht neben ihr leise auflachte, streiften seine Lippen ihr Ohr. Die Berührung löste ein Prickeln bei ihr aus, das bis hinunter zu ihren Zehen lief. »Sie sind eine wundervolle Frau, Mrs Seaton.«
    Sie hob die Hand, um ihn wegzuschieben, aber er schmiegte die Wange in ihre Handfläche und küsste sie. Ella wusste, dass sie sich hätte sträuben müssen, doch seine Lippen raubten ihr die Kraft. Selbst ihre Stimme klang schwach.
    »Nein, Adam.«
    »Wenn ich den Rest meines Lebens in Melbourne im Gefängnis sitzen soll, möchte ich mich an etwas Schönes erinnern können.« Allerdings war sein Tonfall fragend, und Ella war klar, dass er nie etwas gegen ihren Willen tun würde.
    Es war unmöglich. Undenkbar. Die Kluft ihrer gesellschaftlichen Herkunft und des unterschiedlichen Lebens, das sie führten, war nicht zu überbrücken, und Ella wollte es auch gar nicht versuchen.
    »Nein, Adam«, hauchte sie. »Nein.«
    Mit einem Aufstöhnen wich er zurück.
    Draußen war es totenstill geworden. Nur das Prasseln der Regentropfen war zu hören. Vielleicht war alles ein Irrtum, und es war gar niemand da, dachte Ella.
    »Ich höre keine Polizisten«, sagte sie argwöhnisch.
    »Sie sind aber hier. Offenbar haben sie ihre Pferde ein Stück die Straße hinauf zurückgelassen und sind zu Fuß weitergegangen. Ich habe beobachtet, wie sie das Haus umzingelt haben. Wahrscheinlich haben sie gehofft, Eben und Nancy im Bett zu überraschen.«
    »Sie sollten sich aus dem Staub machen.«
    »Nein«, entgegnete er starrsinnig. »Ich werde niemanden erschießen und mich auch nicht erschießen lassen. Irgendwie werde ich mich schon herausreden. Und wenn nicht …«
    »Ich verstehe das nicht! Wer sollte Sie denn beschuldigen, Ebens Komplize zu sein? Kitty redet bestimmt nicht. Und da Eben und Nancy fort sind …«
    Er seufzte, als sei sie besonders schwer von Begriff. »Der Arzt, Mrs Seaton. Er hat gehört, wie Nancy mich als ihren Freund bezeichnet hat. Also wird er im Zeugenstand einen Eid schwören, der meinem Leben ein Ende bereiten wird.«
    »Aber …«
    »Still.«
    Ella schluckte die Worte hinunter, die ihr schmerzhaft die Kehle zuschnürten. Sie konnte nicht glauben, dass es keine Möglichkeit gab, ihn vor dem Schicksal zu bewahren, das er ihr gerade geschildert hatte. Ihre Gedanken überschlugen sich, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, während er sich seine Worte zurechtlegte.
    »Sie müssen zu den Weatherbys«, sagte er ruhig. »Wenn die Sie kennen, sind Sie in Sicherheit. Falls

Weitere Kostenlose Bücher