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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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murmelte Nancy so sanft, wie Ella es noch nie bei ihr gehört hatte. Sie trat näher an ihn heran und schmiegte sich aufreizend an ihn. »Ich habe seit Kalifornien viel an dich gedacht. Ging dir das auch so, Adam?«
    »Ja«, erwiderte er ebenso leise, allerdings mit einem leicht besorgten Unterton. Er warf Ella einen Seitenblick zu.
    Erfreut über seine Antwort, lachte Nancy. »Erinnerst du dich noch an damals, als wir in meinem Bett lagen, Adam? Eng umschlungen.«
    »Ich erinnere mich«, sagte er rasch. Seine Körperhaltung wirkte angespannt, als müsse er sich zwingen stillzuhalten.
    »Ich habe auf dich gewartet«, flüsterte Nancy. »Und nun will ich nicht mehr warten.« Im nächsten Moment zog sie zu Ellas Entsetzen seinen Kopf zu sich hinunter und presste die Lippen so gierig auf seine, als wolle sie ihn verschlingen.
    Was Ella noch mehr abstieß, war, dass Adam es einfach geschehen ließ.
    »Na, ist das nicht ein reizender Anblick!«
    Die dunkle Stimme hallte vom Hof herein, und Ella wurde klar, dass der Traum sich jeden Moment in einen Albtraum verwandeln würde. Eben stand in der Tür. Er sah genauso wild aus wie in jener Nacht im Wald. Das regennasse Haar klebte ihm am Kopf, weiße Zähne blitzten durch den Bart, und der verwegene Blick, an den Ella sich erinnerte, stand in seinen Augen.
    Nancy Ure zuckte nicht mit der Wimper. Nachdem sie Adam eine Weile geküsst hatte, drehte sie sich in aller Seelenruhe zu dem Straßenräuber um. »Bist du wahnsinnig geworden?«, zischte sie ungehalten. »Weißt du nicht, was passiert, wenn man dich bei mir erwischt?«
    Eben trat ein und schloss die Tür. »Ich möchte meinen kleinen Bruder besuchen«, gab er zurück. »Allerdings hätte ich nicht damit gerechnet, dass du dich ihm an den Hals wirfst, Nancy. Jedenfalls nicht in Gegenwart seiner Ehefrau.« Er grinste Ella zu. »Guten Abend, Adams Frau.«
    Totenstille trat ein. Selbst die Gäste im Schankraum schienen zu verstummen. Erst ein Scheit, das im Feuer krachend in sich zusammenstürzte, riss sie aus ihrer Trance. »Seine Frau?«, kreischte Nancy Ure hasserfüllt. »Dieses Flittchen ist seine Frau?« Sie zielte mit dem Finger auf Ella wie mit einer Pistole.
    Eben war so verdutzt, dass es beinahe komisch wirkte. »Was hat er dir denn erzählt? Oh, Adam«, er betrachtete seinen Bruder kopfschüttelnd, »was hast du nun schon wieder angestellt?«
    »Ich weiß, warum er mir das verschwiegen hat«, rief Nancy aus. »Weil er wusste, dass er dann von mir kein Bett gekriegt hätte. Ich hätte ihn hochkant vor die Tür gesetzt!«
    Sie wollte Adam ins Gesicht schlagen, doch er duckte sich, sodass sie nur seine Schulter traf. Mit zwei Schritten hatte Eben sie erreicht und zog sie an den Handgelenken weg.
    »Reg dich nicht auf, Nancy«, sagte er.
    Doch sie war so wütend, dass sie sich weiter sträubte und ihre Finger krümmte wie Krallen. »Du bist auch nicht besser als er«, kreischte sie. »Raus. Verschwindet!«
    »Aber, Nancy«, flehte Eben mit einem schalkhaften Funkeln in den Augen. »Du kannst uns doch in einer Nacht wie dieser nicht hinauswerfen. Da jagt man ja keinen Hund vor die Tür.«
    Die Verwünschungen, die Nancy daraufhin lauthals ausstieß, kamen in Ellas Wortschatz nicht vor.
    Adam, der seit Ebens Eintreffen kein Wort gesprochen hatte, ergriff nun in reumütigem Tonfall das Wort. »Es tut mir leid, Nancy. Ich hätte dir reinen Wein einschenken sollen. Aber Ella war mit ihren Kräften am Ende. Ich wollte, dass sie es ein bisschen bequem hat, und dachte, du hättest die Sache von damals längst vergessen.«
    »Das hast du dir also gedacht«, zischte Nancy. In ihren feindselig dreinblickenden Augen funkelten Tränen. »Du warst schon immer so, Adam. Du hast mich nur benutzt. Ich will dich niemals wiedersehen. Und was sie betrifft«, sie wirbelte zu Ella herum, »schaff sie mir aus den Augen, bevor ich sie umbringe!«
    Der Hass war so deutlich in Nancys bleichem Gesicht und an ihrer starren Körperhaltung zu erkennen, dass Ella ihr einen Mord durchaus zutraute. Mit zitternden Beinen stand sie auf und spürte, wie Adam sie am Arm fasste, um sie zu stützen. »Komm«, sagte er.
    Auf dem Flur war es still. Adam führte Ella in ihr Zimmer und schloss die Tür. Dann lehnte er sich mit einem erleichterten Aufatmen dagegen. Sie starrte ihn erwartungsvoll an und stellte fest, dass seine Augen belustigt funkelten. Wie konnte er ihre derzeitige Lage amüsant finden, während sie, Ella, kreidebleich war und am ganzen Leibe

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