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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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lang fragte sich Ella, ob er dem klein geratenen Arzt dieselbe gewaltsame Behandlung angedeihen lassen würde wie Adam. »Wer hat Ihre Hütte angesteckt?«, stieß er hervor.
    »Das war ein Unfall. Eine Kerze ist umgekippt.«
    Die Lüge war offensichtlich, wurde jedoch mit dem Brustton der Überzeugung vorgetragen. Der Arzt würde nicht von seiner Geschichte abweichen. Ihm saß der Schreck in den Gliedern, denn es war reines Glück gewesen, dass er einen Hausbesuch gemacht hatte, als die Brandstifter kamen. Anscheinend hatte er nicht vor, das Schicksal ein zweites Mal herauszufordern.
    »Hat dieser Mann Sie bedroht, Doktor Rawlins?« Moggs hatte die Stimme erhoben und zeigte mit dem Finger anklagend auf Adam.
    Diesmal hob Doktor Rawlins den Kopf, und Ella stellte fest, dass er wirklich verdattert war. »Aber nein«, erwiderte er mit heiserer Stimme. »Er ganz sicher nicht.«
    Adam lachte, bekam einen Hustenanfall und ließ sich auf die Bettkante sinken. Als er Moggs ansah, war sein Gesicht ziemlich blass. »Das also sind Ihre Beweise gegen mich. Wenn Sie mich deshalb nach Melbourne schleppen, wird man Sie mit einem Tritt in den Hintern vor die Tür setzen. Sie haben die Sache vermasselt, geben Sie es doch endlich zu, Lieutenant.«
    Moggs trat einen Schritt vor. Ella, die dachte, dass er Adam wieder schlagen würde, stieß einen Schrei aus. Aber stattdessen wirbelte er auf dem Absatz herum, packte Doktor Rawlins am Kragen und beutelte den kleinen Mann wie eine Ratte. »Sie nutzloses Stück Dreck«, zischte er. »Ich weiß, dass Sie lügen. Glauben Sie nicht, dass Sie damit durchkommen.« Mit diesen Worten schleuderte er den Arzt weg, sodass dieser ins Stolpern geriet und mit einem der Polizisten zusammenstieß.
    Offenbar übte Gewalt eine beruhigende Wirkung auf Moggs aus. Von seinen Männern mit offenen Mündern beobachtet, rückte er seine Manschetten zurecht, wartete einen Moment und drehte sich wieder zum Bett um, wo Adam saß.
    »Ihr Gesicht merke ich mir«, sagte er gedehnt. »Irgendwann werde ich dafür sorgen, dass Sie Ihre gerechte Strafe bekommen.«
    Adam lächelte.
    Für Ella klang es, als hätte Moggs Adam den Fehdehandschuh hingeworfen. Und Adam hatte die Herausforderung angenommen.
    Lieutenant Moggs drängte sich an Doktor Rawlins vorbei und stürmte hinaus. Der Hall seiner Stiefel entfernte sich. Als er die Küchentür zuknallte, klang es wie ein Kanonenschuss.
    Einer der Polizisten seufzte tief auf. »Jetzt kriegen wir unser Fett weg«, murmelte er. Dann verließen sie und der kleine Arzt schweigend den Raum.
    Ella sank zurück aufs Kissen. Sie fühlte sich schwach und zittrig. Adam sah sie an, und sie zwang sich zu einem Lächeln. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    Er verzog das Gesicht und rieb sich den Bauch. »War schon mal besser.«
    »Glauben Sie, dass Doktor Rawlins in Sicherheit ist? Allein die Vorstellung, dass er beinahe umgebracht worden wäre … So habe ich ihm seine Freundlichkeit gedankt.«
    »Wir wissen nicht, ob es nicht vielleicht doch ein Unfall war. Solche Hütten geraten leicht in Brand.«
    Aber es war ihnen beiden klar, dass er sie nur trösten wollte. »Diese Frau ist eine Teufelin«, flüsterte Ella. »Sie hatten recht.«
    Adam nahm Ihre Hand. »Danke, dass Sie mich verteidigt und sich für mich eingesetzt haben. Das werde ich nie vergessen.« Er lächelte. »Jetzt gehe ich am besten Kitty suchen. Und Sie sollten schlafen, Mrs Seaton.«
    Gehorsam rutschte Ella unter die Decke und schloss die Augen. Sie spürte, wie seine Fingerspitzen zärtlich ihre Lider streiften. Doch als sie die Augen wieder öffnete, war er fort.
    Am Morgen hatte es aufgehört zu regnen. Der Himmel war eisblau, und weiße Wolken huschten darüber. Ella versuchte, nicht auf den Schmerz hinter ihren Augen zu achten, während sie auf dem Hof stand und beobachtete, wie die Polizisten Nancy Ures Beute auf Karren verluden.
    Lieutenant Moggs hatte sich neue Opfer gesucht, an denen er seine Wut auslassen konnte, und trieb seine Männer gnadenlos an. Der Gasthof war geschlossen, die murrende Kundschaft wurde fortgeschickt. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde Nancy Ure nie wieder einen Fuß in dieses Städtchen setzen.
    Kitty kauerte auf einer Kiste an der Wand, wo es ein wenig windgeschützt war. Die Polizei hatte sie in der vergangenen Nacht ausführlich verhört, aber Kitty hatte nicht viel zu berichten gehabt. Sie habe hier gearbeitet, mehr nicht, wisse nichts von Raubüberfällen und Morden und kenne auch

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