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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Stück den Hang hinauf ragte ein alter grauer Eukalyptus empor, der seine Äste der untergehenden Sonne entgegenstreckte. Seine blaugrünen Blätter hoben sich wie dunkle Schatten von den rosa und violetten Streifen am Himmel ab. Ella lauschte dem Raunen des Windes und spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen.
    Es war dumm von mir, meine Hoffnungen in Mr Gilbert zu setzen, sagte sie sich. Das hätte ich aus meinem Gespräch mit Mrs Weatherby lernen sollen. Aber ich habe mich so danach gesehnt, des Rätels Lösung zu finden.
    »Morgen spannen wir die Plane auf und hissen die Flagge«, meinte Adam.
    »Hast du denn eine Flagge?«, erkundigte sich Kitty.
    Adam kramte auf der Ladefläche des Karrens herum, bis er das Gesuchte in Händen hatte: ein gelbes Rechteck mit einem eingestickten »A«. »Die habe ich in Melbourne anfertigen lassen«, erklärte er mit einem verlegenen Grinsen.
    Kitty lachte.
    Ella wollte vom Wagen steigen, überlegte es sich jedoch rasch anders, da ihre pochenden Kopfschmerzen immer schlimmer wurden. Ihre Beine waren gleichzeitig wackelig und bleischwer.
    »Was hat sie denn?«, hörte sie Kittys Stimme wie aus weiter Ferne.
    »Sie hat einen anstrengenden Tag hinter sich«, antwortete Adam.
    »Sie will sich nur vor der Arbeit drücken«, höhnte Kitty. »Wenn es nach der gnädigen Frau ginge, würden wir alle verhungern.«
    »Hammel und Brot?«, gab Ella erschöpft zurück. »Da würden wir nicht viel verpassen.«
    »Was?« Streitlustig wirbelte Kitty zu ihr herum.
    Doch Adam entschärfte die Lage, indem er Kitty losschickte, um die Preise in den anderen Läden in Erfahrung zu bringen. Sie tat es zwar nur ungern, wollte Adam allerdings nicht widersprechen. Plötzlich hatte Ella Mitleid mit dem Mädchen und wünschte, ihre Verliebtheit wäre nicht so offensichtlich gewesen.
    »War es sehr unangenehm für Sie, Mrs Seaton?«
    Er stellte die Frage leise und offensichtlich besorgt. Die Tränen, die sie so lange zurückgedrängt hatte, rannen unter ihren geschlossenen Augenlidern hervor.
    »Ja.«
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen beim Absteigen.«
    Sie spürte seine Arme um sich und ließ sich schwer gegen ihn sinken. Die plötzliche Bewegung sorgte dafür, dass er nach Luft schnappte, doch es gelang ihm, sie zu stützen. Er war so stark, dachte sie. Nur harte Muskeln. Sicher konnte nichts ihn umwerfen.
    »Ich glaube, ich bin zu schwach zum Stehen«, flüsterte sie.
    Seine Finger betasteten ihre Schläfe, wo die Beule noch zu sehen war. Auf ihrer glühenden Haut fühlten sie sich kühl und beruhigend an. Im nächsten Moment hörte sie ihn aufseufzen.
    »Sie haben Fieber, Mrs Seaton.«
    Die Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Du bist so kalt, so erstarrt, du empfindest nicht viel, oder? Wieder drängte sich die Stimme in ihr Elend. Panik stieg in ihr hoch. »Halten Sie mich für kalt, Adam?«
    »Momentan habe ich nicht diesen Eindruck, Cinderella.«
    »Nein … ich meinte …« Sie räusperte sich. »Finden Sie, dass ich eine kalte Frau bin?«
    Obwohl sie ihm gern ins Gesicht gesehen hätte, gelang es ihr nicht, die Augen zu öffnen. Seine Finger strichen wieder über ihre Stirn. Kurz glaubte sie zu spüren, dass sie zitterten, und sie erschrak.
    »Sie glühen in meinen Armen wie Feuer.«
    Ihr schwanden die Sinne. Ella klammerte sich an Adams Körper, doch in Gedanken war sie wieder an dem schrecklichen Ort, wo sie aufgelesen worden war. Seaton’s Lagune. Sie war ein Vogel und flog in langen, fließenden Bögen über das Wasser. Ein kalter Wind zauste ihr Gefieder.
    Plötzlich fiel ein dunkler Schatten über sie und stellte sich zwischen sie und das Licht. Sie blickte nach oben, als der Adler blitzschnell aus der Sonne herangeschossen kam. Es dauerte einen Moment, bis sie bemerkte, dass er ein Gesicht hatte. Das Gesicht von Lieutenant Moggs.
    Dann stürzte er sich auf sie.
    Als Ella einen Schrei ausstieß, zog Adam sie fester an sich. Aber sie spürte nicht ihn, sondern nur die mächtigen Krallen, die sich um sie schlossen, während der Adler mit seinen gewaltigen Schwingen schlug und sie davontrug.

14
    A lles Gute zum Geburtstag, Frau.«
    Die Stute war grau, und sie verliebte sich auf Anhieb in sie. So sehr, dass sie sich vergaß und sich überschwänglich bei ihm bedankte.
    »Sie ist ein Vollblut und stammt aus dem besten Gestüt in Neusüdwales.«
    Ella streichelte die seidenweiche Nase. »Wie großzügig von dir.« Das entsprach auch den Tatsachen, denn es war nicht sein Geld, das er ihr

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