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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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recht wohl. Allerdings war sie zu schwach, die Hand zu heben, um sich eine kitzelnde Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Die Kopfschmerzen waren fort, aber ihr Kopf hatte sich in eine gewaltige, von Widerhall erfüllte Trommel verwandelt.
    Es war zwar noch dunkel, doch sie glaubte, dass bald der Morgen grauen würde. Etwas in der kühler gewordenen Luft wies darauf hin. Durch die Zeltöffnung konnte sie einen schwachen Schimmer am Horizont erkennen. Während sie weiter dalag, begannen die ersten Vögel zu singen. Einige Hunde antworteten ihnen. Wolf stimmte ein. Draußen stöhnte und murmelte eine Stimme, und im nächsten Moment wurde eine Flasche klirrend gegen Ellas Seite des Zeltes geworfen.
    »Verdammt, hast du denn kein Bett zu Hause!«, brüllte Adam. Er war so nah, dass Ella zusammenzuckte. Offenbar hatte er die Bewegung gespürt, denn er kniete sofort neben ihr und sah ihr in die Augen. Man merkte ihm die Sorge und Übernächtigung an.
    »Oh Gott, tut mir leid, Cinderella. Ich habe vergessen, wo ich bin.«
    Verlegen beugte er sich über sie, umfasste ihr Gesicht mit den Händen und strich ihr das Haar zurück. Er wirkte so ängstlich, dass Ella lächeln musste. Dann vergrub er mit einem Aufstöhnen den Kopf an ihrer Brust.
    Es war angenehm, so in Adams Armen zu liegen. »Adam.« Ihre Stimme klang heiser und wie eingerostet. Sie räusperte sich. »Adam, träumen Sie manchmal?«
    Er hob den Kopf ein Stück, blickte sie an und seufzte auf. »Wenn ich wach bin, träume ich davon, Großgrundbesitzer zu werden«, erwiderte er mit dunkler Stimme. »Aber im Schlaf träume ich von Ihnen.«
    »Ich mache Ihnen nichts als Schwierigkeiten«, flüsterte sie. »Sie hätten mich bei Seaton’s Lagune zurücklassen sollen.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Plötzlich war sie so müde, dass sie kaum noch die Augen offen halten konnte. Ihre Stimme klang so hoch wie die eines Kindes. »Woher weiß ich, dass Sie nicht sind wie er? Dass Sie mich nicht nur begehren, weil ich die Tochter eines Großgrundbesitzers bin. Nicht um meiner selbst willen.«
    Als sie den Kopf wegdrehen wollte, hielt er sie fest und küsste sie lange und zärtlich. »Ich liebe dich. Glaube mir«, sagte er, als er sie endlich freigab.
    Sie versuchte, seinen Blick zu deuten, erkannte jedoch nur Wärme, die ihr entgegenstrahlte und sie einhüllte.
    Mühsam hob sie die Hand und berührte seine Wange. Er umfasste sie mit kräftigen Fingern, und sie spürte seinen Atem auf der Haut, als er sie auf beide Augenlider küsste. Sie schlief ein, bevor er fertig war.
    Als Ella wieder erwachte, war es später Vormittag. Es war kalt, obwohl die Sonne schien. Sie sah, dass Kitty beim Sprechen weiße Wolken vor dem Mund standen. Das Mädchen war ein Stück den Abhang hinunter zur Straße gegangen.
    Adam hatte die Plane in eine große, zeltähnliche Konstruktion verwandelt. Es scharte sich bereits eine Menschenmenge darum. Hauptsächlich waren es Goldgräber, die Hände in den Hosentaschen. Doch es waren auch ein paar Frauen mit Kopftüchern dabei. Eine trug ein Kleinkind auf der Hüfte.
    Kitty war damit beschäftigt, Mehl, Zucker, Reis und Haferflocken abzuwiegen. Eine der Frauen wollte Stoff kaufen und zeigte fordernd mit dem Finger, worauf Adam ein gefährlich wirkendes Messer vom Gürtel nahm, um eine Bahn abzutrennen.
    Der Laden hatte geöffnet!
    Ella stützte sich hoch, um besser sehen zu können. Ihr schwindelte, und sie hatte schwarze Punkte vor den Augen. Aber sie achtete nicht darauf. Nun bekam sie den Fuß der Anhöhe in den Blick, wo Adam seinen Laden aufgebaut hatte. Dahinter verlief die Straße, die durch den Midnight Gully führte. Ein Ochsenkarren rumpelte vorbei. Mit gesenkten Köpfen zogen die riesigen Tiere das beladene Fahrzeug über die glitschige Straße, sodass der Boden unter ihren Hufen zu beben schien.
    Auf der anderen Straßenseite befanden sich weitere Zelte, von denen eines in großen Buchstaben die Aufschrift »Kaffeehaus« trug. Ella schaute genauer hin, und da waren sie, die verräterischen Glasscherben auf dem harten, mit Kieselsteinen bedeckten Boden. Eine heimliche Schankwirtschaft also. Im Moment schien alles ruhig zu sein. Vermutlich herrschte um diese Tageszeit nicht viel Betrieb, weil sich die meisten Goldgräber, die wirklich beabsichtigten, reich zu werden, an die Arbeit gemacht hatten.
    Ein Mann mit einer schlammfarbenen Jacke und einem hellgelben Schal hatte sich zu der Menschenmenge gesellt, die sich um Adams Laden drängte. Er

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