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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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hatte die Arme verschränkt und verzog ärgerlich und gereizt das Gesicht. Offenbar schien sich nicht jeder über Adams Erfolg zu freuen.
    Ella beobachtete, wie der Mann sich zu Adam durchschob. Er wedelte mit den Händen und wies auf den Laden und dann wieder auf die Straße. Adam lächelte nur und zuckte die Achseln, als ginge ihn das alles nichts an. Der Mann schimpfte weiter und fuchtelte immer heftiger mit den Händen. Doch Adam ließ sich von ihm nicht beirren, bis der Störenfried irgendwann davonmarschierte, wobei er die Umstehenden grob zur Seite rempelte. Wolf lief ihm kläffend nach.
    »Ich habe ihm gleich gesagt, dass die anderen Ladenbesitzer keine Luftsprünge machen werden«, murmelte Ella.
    Ihr war zwar nicht mehr schwindelig, aber sie fühlte sich weiterhin schwach und zittrig, als sei sie noch nicht richtig in der Gegenwart angekommen. Dennoch fand sie die Szene so interessant, dass sie unbedingt mehr sehen wollte. Deshalb robbte sie langsam und mühevoll zum Zelteingang, stützte sich auf ein Kleiderbündel und wartete ab, bis die Welt aufhörte, sich zu drehen.
    Nun hatte sie das ganze Tal bis zur Abzweigung zum California Gully im Blick. Die Goldgräber waren an der Arbeit. Ihre wippenden Köpfe ragten aus den Gruben. Grob zusammengeschusterte Seilwinden quietschten, als Eimer mit Aushub nach oben gezogen wurden, um ihn mit Wasser zu versetzen oder in die Wippen zu schütten. Lange saß Ella da und ließ alles auf sich wirken. Hin und wieder nickte sie ein und wachte dann wieder auf, um zuzuschauen.
    Kittys schmales Gesicht war vor Konzentration angespannnt. Für sie war jeder Kunde eine Herausforderung. Sie feilschte und lockte und setzte sich meistens durch. Dann drehte sie sich mit einem breiten Grinsen zu Adam um.
    Adam verfolgte eine andere Methode. Er war charmant, sodass sich sein lässiges Lächeln bald in den Gesichtern seiner Kundschaft spiegelte, die sich in dem Irrglauben wiegte, ihn übervorteilt zu haben. Während Ella weiter zuschaute, lachte er über die Bemerkung eines Kunden, wandte sich leicht zur Seite und bemerkte sie im Zelteingang. Sie sah, dass er sich zu Kitty vorbeugte und ihr leise eine Anweisung gab. Kitty verzog ärgerlich den Mund. Im nächsten Moment kam er auf Ella zu.
    Ella nutzte die kurze Zeit, um ihn zu betrachten wie einen Fremden. Sie bewunderte seine breiten Schultern und seinen muskulösen Körper und bemerkte seine abgetragenen Stiefel, seine mit Schlamm bespritzte Hose und seine schäbige Jacke. Er erinnerte sie noch immer an einen fahrenden Händler – mit einem breiten, lächelnden Mund, der sagte, was man hören wollte, und dunklen, klugen Augen, die alles wahrnahmen und nichts verrieten.
    Doch die sachliche Haltung war nicht von langer Dauer. Das Gefühl meldete sich zurück und loderte, dort, wo nichts als kalte Asche gewesen war, wieder in ihr auf.
    »Wie geht es dir?«, fragte er, aber seine Augen sagten noch viel mehr.
    Ella zwang sich zu einem Lächeln. »Ich lebe noch.«
    »Ich habe etwas für dich.« Lächelnd kauerte er sich vor sie und streckte die Hände aus. Ella musterte die kleinen, schmutzigen Knollen.
    »Kartoffeln!«, flüsterte sie. »Wie hast du sie aufgetrieben?«
    Anstelle einer Antwort blinzelte Adam nur. »Heute Abend koche ich sie für dich.« Eine Falte entstand zwischen seinen Augenbrauen. »Meinst du, sie sind frisch genug, Cinderella?«
    »Ich finde sie wundervoll.«
    »Ich habe beim Arzt das Tonikum für dich abgeholt. Außerdem bin ich unterwegs einer Frau begegnet, die Ziegenmilch verkauft hat, und habe dir welche mitgebracht.«
    Plötzlich hatte Ella Mühe, ihn anzusehen. »Wie viel hat dich das alles gekostet, Adam?«
    Er zuckte gleichmütig die Achseln. »Ich bin Geschäftsmann und kann mir Ärzte und Medikamente leisten.«
    »Danke.«
    Er zögerte, als wolle er noch etwas hinzufügen. Aber er legte ihr nur die Kartoffeln in den Schoß und überließ sie ihren Gedanken.
    Ihr schwirrte der Kopf, doch wenigstens waren die Kopfschmerzen verschwunden, und das Fieber war auf ein erträgliches Maß gesunken. Vermutlich hatte der Arzt recht. Es lag an der schlechten Ernährung und den Übernachtungen im Freien, was sie beides nicht gewohnt war. Warum hatte ein zartes Pflänzchen wie sie sich auf einer grauen Stute und nur mit einem Diener als Beschützer auf den Weg nach Melbourne gemacht? Was war geschehen, um sie zu einer solchen Verzweiflungstat zu veranlassen?
    Wenn sie sich nur hätte erinnern können!
    Sie wusste, dass

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