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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Fuß gehen könnte, ohne den Boden zu berühren.«
    Kitty teilte das Essen sorgfältig auf und servierte Adam mit einem trotzigen Blick auf Ella ein zusätzliches Ei. Schweigend verspeisten sie ihre Mahlzeit und genossen jeden Bissen. Zum Nachtisch gab es ein Glas in Brandy eingelegter Pflaumen. Der Alkohol war so stark, dass Ella schwindelig wurde.
    »Ein Glück, dass die Polypen das nicht gesehen haben«, meinte Kitty lachend und lehnte sich gesättigt zurück. »Sonst hätten sie dich wegen Alkoholschmuggels drangekriegt.«
    Auf der anderen Straßenseite flackerten Kerzenflammen in Jardines Kaffeehaus, und jemand stimmte auf einer Fiedel eine Melodie an. Rasch verwandelte sich das Lied in einen lebhaften Tanz, der von den Gästen laut bejubelt wurde.
    »Mrs Jardine hat mir erzählt, sie hätte einen Geigenspieler aufgetrieben, um die Gäste zu unterhalten«, erklärte Kitty.
    »Wird die Polizei das Lokal nicht schließen?«, fragte Ella, während sie Wolf hinter dem Rücken heimlich ein Stück Schinken zusteckte. Der Hund schnappte dankbar danach.
    »Nun, dafür werden sie vom Gouverneur bezahlt«, antwortete Adam stirnrunzelnd. Wolfs Unschuldsmiene konnte ihn offenbar nicht täuschen. »Bei einer Verhaftung dürfen die Polizisten die Hälfte der Geldstrafe behalten. Das ist als Anreiz gedacht, und es wirkt tatsächlich. Sie nehmen die Leute aus den fadenscheinigsten Gründen fest. Aber gegen die Bestechung hat es trotzdem nichts genützt. Eine Menge Geld wechselt den Besitzer, damit Mrs Jardine und ihresgleichen verschont bleiben, wenn wieder Jagd auf illegale Schankwirtschaften gemacht wird.«
    Elle überlegte, ob Lieutenant Moggs wohl bestechlich war. Sie bezweifelte es. Wahrscheinlich hielt er Korruption für unter seiner Würde.
    »Was ist Selbstgebrannter?«, erkundigte sie sich, als ihr der Ruf des Goldgräbers von vorhin wieder einfiel.
    »Ein schreckliches Gebräu, das bestimmt eine Mischung aus Rum und Tabak enthält. Stell dir vor, so etwas zu trinken.« Er schüttelte sich. »Der Alkohol hilft vielen zu vergessen, was sie zurückgelassen haben oder was sie am Morgen erwartet«, fügte er hinzu.
    Kitty schnaubte höhnisch. »Die Goldgräber in Sawpit Gully haben ihr Geld schneller ausgegeben, als sie es verdient hatten. Wenn ich ein Vermögen machen würde, würde ich es nicht für Alkohol verschwenden.«
    »Was würdest du dann mit deinem Geld anfangen, Kitty?« Adam setzte das nachsichtige Lächeln auf, das nur ihr vorbehalten war.
    Plötzlich schüchtern, konnte sie ihm nicht in die Augen sehen und schlug in ihrer Verlegenheit einen herausfordernden Ton an. »Ich würde mir ein schönes Haus und schöne Kleider kaufen und in einer schönen Kutsche mit Vollblutpferden herumfahren. Alle Herren würden den Hut vor mir ziehen, doch sie würden wissen«, ein Lächeln spielte um ihre Lippen, »dass sie keine Chance bei mir hätten, weil ich unerreichbar für sie bin.«
    Er schmunzelte. »Das klingt wie ein guter Plan.«
    Als sie ihn anblickte, stand ihr die Sehnsucht ins Gesicht geschrieben. »Würdest du den Hut vor mir ziehen, Adam?«
    »Ja, natürlich.«
    Die Antwort schien ihr zu gefallen. Ella beobachtete ihn und fragte sich wieder, ob Kitty nicht vielleicht recht hatte. Würde er sich Kitty zuwenden, wenn sie, Ella, nicht hier wäre? Unruhig rutschte sie hin und her.
    »Cinderella?« Adam sprach mit ihr. Verwirrt schaute sie auf, und ihre Blicke trafen sich über dem Feuer. »Ich habe gefragt, was du tun würdest, wenn du ein Vermögen ausgeben könntest.«
    »Woher wissen wir, ob sie nicht schon eines hat?«, murmelte Kitty.
    Ella achtete nicht auf sie und dachte über Adams Frage nach. Beide betrachteten sie und warteten auf ihre Antwort, um sich darüber lustig zu machen.
    »Ich würde jeden Abend Eier mit Schinken essen«, witzelte sie schließlich, worauf Adam sich mit einem leichten Lächeln abwandte und Kitty die Augen verdrehte.
    »Was ist mit dir, Adam?«, erkundigte Ella sich leise. »Was würdest du tun?«
    Das Feuer knisterte und loderte auf, als ein Scheit zerbarst und weiter ins Feuer hineinrutschte. Adam beugte sich vor und schloss wegen des hellen Lichts ein Stück die Augen. »Vielleicht würde ich mit dir Eier und Schinken essen – oder ich würde mit Kitty in ihrer Kutsche fahren.«
    Kitty lachte. Aber Ella hielt den Atem an. Er hatte sie belauscht! Das war ihr so klar, als ob er es offen zugegeben hätte. Er hatte in der Dunkelheit gestanden und zugehört, wie sie sich um ihn

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