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Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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erhellte sich. »Klingt schon viel besser.«
    »Tut mir leid, nur für Männer.« Adam schmunzelte.
    Kitty seufzte gereizt auf. »Warum sind alle spannenden Dinge nur für Männer?«
    Ella schüttelte sich. »Hast du wirklich Lust anzusehen, wie erwachsene Männer einander mit bloßen Fäusten blutig schlagen?«
    »Mir gefällt das«, entgegnete Kitty und reckte das Kinn. »Wir hatten einmal einen Boxkampf in Sawpit Gully. Der Sieger hat anschließend bei Mrs Ure eine Lokalrunde geworfen. Er hatte unbeschreibliche Muskeln.« Sie erbebte wohlig.
    »Du magst es, wenn ein Mann gut gebaut ist, was, Kitty?«, neckte Adam sie.
    »Ganz richtig.« Kittys ließ den Blick über ihn wandern. »Und du wärst genau nach meinem Geschmack, Adam.«
    Als er laut herauslachte, lächelte Kitty ihm anzüglich zu, nahm den Eimer und schlenderte davon, um Wasser zu holen.
    »Ein freches Mundwerk«, stellte Ella fest, nicht sicher, was sie davon halten sollte.
    Adam blickte ihr nach. Ein Grinsen spielte um seine Lippen. »Stimmt.«
    »Du würdest doch nicht …« Als ihr klar wurde, was sie beinahe gefragt hätte, biss sie sich auf die Lippe, denn sie wusste, dass sie nicht das Recht dazu hatte.
    »Ich würde was?«
    »Ach, nichts.« Sie stand auf und schüttelte ihren Rock aus. »Wenn du zu deinem Boxkampf gehen möchtest, erledige ich das Aufräumen. Sonst verpasst du noch ein paar Spritzer Blut.«
    »Vielleicht steige ich ja selbst für ein paar Runden in den Ring.«
    Entsetzt starrte sie ihn an.
    »So kann man sich etwas dazuverdienen«, erklärte er, offenbar amüsiert über ihre Reaktion. »Was sind schon ein paar blaue Flecke, wenn man danach ein bisschen reicher ist?«
    Ella wollte die Teller aufheben, stellte sie aber wieder weg. Er sprang auf und griff nach ihren Händen. »Du zitterst ja«, murmelte er. »Warum?«
    Zornig riss Ella sich los. »Warum wohl, du dummer Kerl!«
    Er sah sie verständnislos an. Dann weiteten sich seine Augen in freudigem Erstaunen. »Liegt es daran, dass du befürchtest, ich könnte mich verletzen?«
    Ella überlegte, ob sie es abstreiten sollte, beschloss aber, dass es zwecklos war. »Ja«, flüsterte sie.
    »Ich habe schon so einiges abgekriegt.«
    Sie blickte ihn an und dachte an das Messer des Franzosen. »Ich weiß.«
    »Und es wird bestimmt wieder vorkommen«, fuhr er fort. »Ich bin nicht der Mann, der sich aus Angst vor ein paar …«
    »… Beulen zurückhält, schon gut«, unterbrach sie ihn.
    »Du würdest doch nicht wollen, dass ich mich hinter deinen Röcken verstecke, oder?« Als sie nicht antwortete, sprach er weiter. »Heute trete ich gegen niemanden an. Aber – ich bin nun einmal, wie ich bin, Ella.«
    »Das ist mir klar, Adam.«
    Du bist schlau wie ein Kaufmann, dachte sie. Und du bist ein Lügner. Außerdem spotten deine Freunde und Verwandten jeder Beschreibung. Doch das war nur eine Seite der Medaille. Wenn man sie umdrehte, hatte man Adams anderes Gesicht vor sich: seine Hilfsbereitschaft, seinen Charme, seinen Mut.
    »Gut.« Ehe sie seine Absicht erahnen konnte, schlang er die Arme um sie und drückte sie kurz an sich – nur um ihr zu zeigen, wie stark er wirklich war. Ihre Rippen knackten.
    Hinter ihnen marschierte Kitty mit ihrem Eimer den Hügel hinauf. Ihre Miene war so finster wie der Tod.
    Kitty und Ella wuschen so viel Wäsche wie möglich, da sie den Großteil ihrer Kleidung am Leibe trugen, räumten Zelt und Laden auf und buken Brot. Da der Tag noch lang war, nahm Ella den Ballen blauen Wollstoff, den Adam im Laden für sie aufgehoben hatte. Kitty wechselte noch immer kein Wort mit ihr, doch sie war nicht bereit, sich davon stören zu lassen. Sollte das Mädchen ruhig schweigend vor sich hin schmollen. Ella setzte sich vor das Zelt und breitete den Stoff aus, um ihn zuzuschneiden.
    Sie hatte beschlossen, für sich einen neuen Rock zu nähen. Wenn Kitty sie freundlich darum bat, sollte sie auch einen bekommen. Das Mädchen zeigte ihr zwar die kalte Schulter, aber immer wenn Ella sich umdrehte, spürte sie ihre Blicke im Rücken. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Neugier über die schlechte Laune siegen würde.
    »Können Sie wirklich nähen?« Ihr Ton war zwar abfällig, doch es war wenigstens ein Anfang.
    Überrascht zog Ella die Augenbrauen hoch. »Natürlich. Du etwa nicht?«
    Das Mädchen errötete. »Meine Ma war arm und krank und hat nur das geflickt, was wir hatten. Und bei Mrs Ure gab es keine Gelegenheit, Kleider zu nähen. Ich habe hin und wieder ein

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