Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft der roten Akazie

Der Duft der roten Akazie

Titel: Der Duft der roten Akazie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
er ist alles, was ich mir wünsche.«
    Kittys kleine Ansprache hatte etwas Würdevolles an sich. Ella hatte keine Lust, mit ihr zu streiten. Schließlich hatte Kitty sich während ihrer Krankheit rührend um sie gekümmert. Andererseits konnte sie auch nicht glauben, dass Kitty die Wahrheit sagte.
    »Es ist doch wohl Adams Sache zu entscheiden, was oder wen er will«, begann sie in vernünftigem Ton.
    Kittys Miene verhärtete sich. »Ach, Sie überlassen es ihm, was? Sie widern mich an! Ich habe gesehen, wie Sie ihn anschauen und anlächeln und mit ihm spielen, damit er weiter hofft, dass Sie sich irgendwann erweichen lassen. Aber Sie werden es nicht tun, gnädige Frau. In Wirklichkeit möchten Sie doch nur, dass er Ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest, um Sie zufriedenzustellen. Für Sie ist er nichts anderes als dieser – wie hieß er noch mal? – Ned! Adam ist für Sie bloß ein gottverdammter Dienstbote!«
    »Nein, das ist nicht wahr.« Aber ihre Stimme zitterte.
    »Oh doch! Sie haben einen Heidenspaß daran, dass er Sie auf Händen trägt. Und sobald Sie sich erinnern, wer Sie sind, werden Sie sich aus dem Staub machen. Es wird keine Woche dauern, bis Sie seinen Namen vergessen haben.«
    »Ich werde Adam niemals vergessen.« Ihr Tonfall war nachdrücklich.
    Bist du sicher? Bist du sicher?, raunte eine innere Stimme. Vielleicht hat sie recht, und du benutzt ihn nur, um dir das Leben zu erleichtern. Möglicherweise bildest du dir bloß ein, du könntest mit jemandem wie ihm glücklich werden. Und wenn sich eine bessere Gelegenheit ergibt, wirst du der Versuchung erliegen. Oder?
    »Ich werde ihn niemals vergessen«, wiederholte sie mit bebender Stimme.
    Kitty machte eine wegwerfende Handbewegung und wandte sich in Richtung von Jardines Kaffeehaus um. Inzwischen war die Menschenmenge vor dem Zelt stark angeschwollen, und die Stimmen wurden von Minute zu Minute lauter. »Gibt’s bei Ihnen Selbstgebrannten, Mrs Jardine?«, rief einer, und alle lachten.
    »Es ist so ungerecht«, flüsterte das Mädchen schließlich mit vor Zorn oder Tränen erstickter Stimme. »Sie dürfen herumsitzen wie die Königin persönlich, und er lässt Sie keinen gottverdammten Finger krumm machen, damit Sie sich bloß nicht wehtun. Und ich … ich …«
    Es gelang ihr nicht, den Satz zu beenden, denn ihre Stimme versagte. Obwohl sie sich fest auf die Unterlippe biss, bemerkte Ella, dass sie zitterte.
    Sie ist noch jung, hielt sie sich vor Augen. Zwar vom Leben verhärtet, aber trotzdem ist sie noch ein Mädchen. Sie sieht, dass ich bekomme, wonach sie sich so verzweifelt sehnt, und glaubt, Adam würde sich ihr zuwenden, wenn es mich nicht gäbe. Vielleicht stimmt das ja sogar.
    »Ich finde, du hast recht«, meinte Ella schließlich, und sie klang genauso kühl wie früher. »Meiner Ansicht nach würden Adam und du gut zusammenpassen. Allerdings entwickeln sich die Dinge nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Menschen sind kompliziert. Auch wenn ich ginge, bedeutet das noch lange nicht, dass Adam dich lieben wird. Das Leben ist nicht so einfach, Kitty.«
    »Warum verschwinden Sie nicht?«, zischte Kitty zornig.
    »Weil ich nicht weiß, wohin.«
    Das Mädchen starrte sie an und hatte dem nichts entgegenzusetzen. Doch rasch fasste sie sich wieder und reckte das Kinn. Entschlossenheit stand in ihrem blassen Gesicht. »Ich gebe nicht auf«, verkündete sie. »Irgendwann sind Sie fort, da bin ich ganz sicher. Und nachdem Sie gegangen sind, bin ich noch da und warte.«
    »Worauf wartest du?«, fragte eine laute Stimme. Adam trat ans Feuer und schaute neugierig zwischen den beiden Frauen hin und her.
    Kitty lief feuerrot an. »Nichts«, murmelte sie. »Nichts.«
    Sie sah Ella drohend an, eine Aufforderung, bloß den Mund zu halten.
    Kitty fing an, das Abendessen zu kochen. Schinken und Eier dufteten wie Ambrosia, sodass einige Goldgräber vor Jardines Kaffeehaus sich erboten, an der Mahlzeit teilzunehmen.
    »Wie viel haben die Eier gekostet?«, erkundigte sich Kitty argwöhnisch. Offenbar hatte die Geldfrage sie von ihrer Verlegenheit abgelenkt.
    Adam schmunzelte. »Wenn ich sie zu einer Kette hätte verarbeiten lassen, wäre ich ein reicher Mann.«
    »Hast du einen Ochsentreiber gefunden?«, wollte Ella wissen.
    »Ja. In ein oder zwei Tagen bricht er auf. Allerdings habe ich keine Ahnung, wann er zurück sein wird. Er sagt, es seien so viele Karren im Schlamm auf der Straße nach Bendigo stecken geblieben, dass ein Mann den ganzen Weg zu

Weitere Kostenlose Bücher