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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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änderte nicht das Geringste, sondern ermüdete sie nur. »Dann reite los, je schneller du weg bist, desto schneller bist du auch wieder hier.«
    Ludwig nickte erfreut und ließ sich von Zach sein Pferd bringen.
    Fanny sah ihm nach, dann schleppte sie sich in das Schlafzimmer, das mittlerweile ihr Zimmer geworden war, und betrachtete die winzigen Hemdchen und Höschen, die sie gestrickt und Maria genäht hatte, dann ihren Bauch. Kaum vorstellbar, dass sich hier drin wirklich ein fertiger Mensch befand, der all diese Kleidungsstücke bald tragen würde.
    Obwohl sie sich unförmig und schwer fühlte, hielt sie es nicht aus stillzusitzen und wanderte zum Gemüsegarten. Es war ihr heiliger Ort, der Platz, an dem sie ihre Unterhaltung mit John immer wieder durchdachte und sich fragte, was passiert wäre, wenn sie in jener Nacht mit ihm gegangen wäre.
    Jetzt schien die Sonne jedoch so unerbittlich vom Himmel, dass sie nicht bleiben konnte, und so lief sie weiter zu den Lämmern, von dort zu den Hühnern.
    Kajumba, die sich gut auf der Farm eingelebt hatte, war dabei, den Stall auszumisten. Das traumatische Erlebnis mit Marias Söhnen schien sie hinter sich gelassen zu haben, und im Unterricht hatte sie sich als kluges Mädchen entpuppt, mit einer unglaublich raschen Auffassungsgabe.
    »Ich glaube, das Kind will raus«, sagte sie unerwartet und deutete fachmännisch auf Fannys Bauch. Fanny sah an sich herunter und konnte keine Veränderung entdecken. »Wie kommst du darauf?«
    »In meinem Clan haben sie gesagt, der Vollmond schenkt die Kinder der Sonne. Heute Nacht ist Vollmond. Und Martha hat behauptet, wenn sich der Bauch senkt, so wie bei Ihnen, dann dauert es nicht mehr lange. Dann brauchen wir viele heiße Wasser, und das mache ich.« Sie klopfte sich zufrieden auf ihre magere Brust, und dabei leuchteten ihre Augen wie schwarze Sonnen.
    Fanny nickte benommen und wollte sich jetzt doch hinsetzen. Oder etwas trinken. Oder hinlegen und schlafen oder lesen oder … Sie musste lachen. Sie war wie eine Henne, die nicht wusste, wo sie ihr Ei hinlegen sollte.
    Sie wässerte die in der Hitze schlapp herunterhängenden Tsamapflanzen, zupfte trockene Blätter von dem mittlerweile buschig wuchernden Majoran und Liebstöckel und setzte sich dann auf die schattige Veranda. Aber sie hielt es nicht lange aus, stand auf und holte sich ein paar alte Zeitungen aus dem Wohnzimmer, die Ludwig mitgebracht hatte. Nachdem sie den ersten Artikel über eine erbitterte Debatte über die Kolonialbestrebungen der Deutschen im Reichstag überflogen hatte, war sie gelangweilt und gab dem Kribbeln in ihren Beinen nach.
    Sie stieg die Stufen der Veranda herab, unschlüssig, ob sie zum Lämmerstall oder zur Speisekammer gehen sollte.
    Plötzlich klatschte ein Schwall Wasser aus ihrem Körper auf die Erde. Überrascht blieb Fanny stehen und sah an ihren Beinen herunter. Sie wusste, die Fruchtblase würde platzen, aber dass so viel Wasser in ihrem Bauch war, verblüffte sie doch.
    Ihr Bauch krampfte sich zusammen wie bei ihren Regelblutungen. Nur ein bisschen schlimmer. Sie sollte sich hinlegen. Maria hatte alle ihre Kinder im Bett bekommen, unter der Aufsicht von zwei Hebammen! Hier war keine Hebamme und auch kein Arzt.
    Da, wieder ein Krampf, stärker diesmal und länger, aber nicht so schlimm wie das, was Maria erzählt hatte.
    Plötzlich sah Fanny große Blutlachen vor ihren Augen. Zu Marias Geschichtenrepertoire hatten auch die Schicksale dreier Frauen gezählt, die bei der Geburt gestorben waren.
    Ich werde nicht sterben, dachte Fanny. Mein Kind und ich werden leben. Wieder ein Krampf. »Martha!«, rief Fanny und bewegte sich breitbeinig zu ihrem Schlafzimmer.
    »Wo wollen Sie hin, Missi?«, fragte Martha, die ungewöhnlich schnell aus der Küche aufgetaucht war.
    »In mein Bett natürlich.«
    »Bett ist nicht gut.« Martha schüttelte den Kopf.
    »Nicht?« Fanny wusste, dass Martha zwei Kinder geboren und bei Geburten geholfen hatte, also über deutlich mehr Wissen verfügte als sie. »Warum ist mein Bett nicht gut?«
    »Du musst diese Schmerzen wegtanzen.«
    »Wie bitte?« Fanny sah Martha verwirrt an. Vom Wegtanzen hatte Maria nie etwas erzählt.
    »Du musst hin- und hergehen, wenn der Schmerz dich besucht, dann tanze ihn weg, so geht alles viel schneller.«
    Bei dem nächsten Krampf dachte Fanny zum ersten Mal: Das ist eine Wehe, und dann sofort: Oh, weh mir! Ihr fiel der Beutel mit den Medikamenten wieder ein, die John ihr gegeben hatte. Sie

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