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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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nicht, wir können hier nicht übernachten. Wir müssen zurück!«
    »Unmöglich. Glauben Sie mir, es geht nicht, so leid es mir tut.« John klang fest entschlossen. Er sah zum Himmel hinauf, der trotz des Windes voller Wolken war.
    »Dann muss ich eben alleine los. Spannen Sie eins der Pferde aus, dann werde ich zurückreiten.«
    »Das ist Wahnsinn und viel zu gefährlich. Sie wissen, dass es unverantwortlich ist, im Dunkeln zu reiten. Sie kennen den Weg nicht, es sind viele Tiere unterwegs, die Sie wegen der Dunkelheit erst viel zu spät sehen würden, und von dem Zustand des Weges wollen wir gar nicht erst reden.«
    »Dann kommen Sie mit.« Fanny zitterte heftig, und Übelkeit breitete sich vom Magen in ihrem ganzen Körper aus. »Wenn nicht, dann gehe ich allein. Ich muss zurück!«, rief sie verzweifelt. John kannte Ludwig doch, ihm musste klar sein, wie er reagieren würde.
    John senkte den Blick. »Wenn Sie es unbedingt wollen, dann werde ich tun, was Sie verlangen und mit Ihnen reiten. Ich würde Sie niemals in Gefahr bringen wollen.«
    Er hängte sich das Gewehr und Ludwigs Tasche um und beruhigte die Pferde, während er eines für Fanny bereitmachte.
    »Wir haben keine Sättel und kein richtiges Zaumzeug, nur diese Zügel. Schaffen Sie das allein auf einem Pferd?«
    Der Schmerz in Fannys Arm wurde stärker, und plötzlich hasste sie John aus tiefster Seele. Es war seine Schuld, er hatte sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Nacht gelockt, und nun musste sie dafür bezahlen.
    »Das weiß ich nicht, aber wir müssen zurück. Ich will mir nicht vorstellen, was Ludwig tun würde, wenn er hiervon erführe. Außerdem braucht uns Kajumba.«
    »Sie haben recht. Ich muss mich nochmals für mein Ver halten entschuldigen – bitte verzeihen Sie mir. Ich bin meinem Herzen gefolgt und habe nicht nachgedacht.« John streckte ihr seine ineinandergefalteten Hände als Leiter entgegen, um ihr beim Aufsteigen zu helfen. Sie stieg mit einem Fuß hinein und versuchte, sich mit der unverletzten rechten Hand am Hals des Pferdes festzuhalten, schaffte es nicht, griff unwillkürlich auch mit der linken Hand nach dem Hals, und ein wahnsinniger Schmerz durchfuhr sie.
    »Ahhh!«, stöhnte sie laut. John zuckte zusammen, und sie biss sich auf die Zunge. Er durfte nicht merken, was mit ihrem Arm passiert war, sonst würden sie nie hier fortkommen. Sie spannte alle ihre Muskeln an, um sich hoch zuhieven, und gab sich einen Ruck. Doch in diesem Augenblick machte das Pferd einen Schritt nach vorn, und Fanny rutschte wie ein Sack Mehl von seinem Rücken. Sie wäre zu Boden gestürzt, wenn John sie nicht aufgefangen und sanft abgesetzt hätte. Als er sie losließ, konnte sie nicht einmal mehr stehen bleiben, weil ihr so übel war. Sie sank zu Boden.
    »Ich glaube, es ist falsch, jetzt zu reiten, und es ist nicht zu übersehen, dass es Ihnen nicht gutgeht und Sie sich ausruhen müssten. Aber wenn Sie es unbedingt wollen, dann reiten wir zusammen auf einem Pferd«, sagte John und half ihr wieder auf. »Ich würde alles für Sie tun«, flüsterte er und machte sich daran, das zweite Pferd auszuspannen. Dann half er Fanny, auf den umgestürzten Karren zu klettern, und bat sie, stehen zu bleiben. Er stieg mühelos auf den Rücken des ersten Pferdes, ritt neben den Karren, beugte sich zu Fanny und hievte sie ächzend vor sich. Dabei bemerkte er, dass ihr Arm angeschwollen war.
    »O Gott, Sie haben sich verletzt. Warum haben Sie denn nichts gesagt? Wir reiten sofort los. Lehnen Sie sich an mich, wir werden das schaffen. Ganz sicher, wir schaffen das.«
    John griff sich die Zügel des zweiten Pferdes und trieb das Pferd an, auf dem sie saßen. Fanny zitterte am ganzen Körper und wünschte sich meilenweit weg. Jeder Schritt auf dem Rücken des Pferdes war eine Qual, aber alles war besser, als sich Ludwig erklären zu müssen.
    Gerade als Fanny dachte, sie könnte es keinen Schritt länger aushalten, stürzte das Pferd mit einem entsetzten Wiehern und sie beide mit ihm. Im Fallen hörte Fanny noch, wie sich ein Warzenschwein grunzend entfernte, dann wurde sie ohnmächtig.
    Ein Schuss brachte sie wieder zu sich.
    »Ich musste es tun«, erklärte John, als er merkte, dass Fanny die Augen aufgeschlagen hatte. »Das Pferd hat so sehr gelitten.«
    Entsetzt starrte Fanny auf den Kadaver, der unweit von ihr lag. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, liefen ihr Tränen über die Wangen. Die Trauer um das arme Tier vergrößerte noch den

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