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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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Verschwiegenheit versichert, dass sie nicht an die Existenz des Teufels glaube, sondern der Geist dieser Menschen nur durch Krankheit verwirrt sei.
    »Glauben Sie, dass Isimomo vom Teufel besessen war?«
    John zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, aber was da vorging, war sehr unheimlich.«
    »Konnte Ihre Mutter dem Mädchen helfen? Was hat sie getan?«
    »Als Erstes hat sie verlangt, dass ein neugeborenes Kalb geschlachtet und das Blut in einem heiligen Melkeimer aufgefangen werden soll. Dann bestrich sie Isimomos ganzen Körper mit einer weißen Paste aus gestampften Pflanzen und geheimen Zutaten.« John schwieg plötzlich, und Fanny spürte, dass er lächelte. »Bei dem Auftragen der Paste durfte ich meiner Mutter helfen, und das war für mich sehr schwierig, denn trotz der furchtbaren Situation war Isimomo eine erregend schöne junge Frau.«
    Fanny spürte einen winzigen Stich in ihrer Brust, für den sie sich sofort gründlich schämte. Es ging sie nichts an, wen John erregend und schön fand.
    »Und dann?«, fragte sie, um ihn von der Erinnerung an den Leib der jungen Frau wegzuholen.
    »Nach diesen Vorbereitungen musste Isimomo zur Trommel meiner Mutter tanzen, bis ihre Fußsohlen bluteten. Danach hat meine Mutter das Gehirn eines Leoparden mit dem Kot von Isimomo vermischt und das Ganze in ihrer Hütte mit Ästen aus dem heiligen Feuer verbrannt. Isimomo musste den Rauch durch ein Schilfrohr einatmen, und meine Mutter tanzte um sie herum und wedelte mit ihrem Gnuschwanz, dazu beschimpfte sie sie laut mit den Worten: ›Wenn du stirbst, werde ich dich schlagen.‹«
    Fanny verkniff sich ein Lächeln. »Und ist Isimomo gesund geworden?«
    »Ja, natürlich, drei Tage später war sie geheilt, allerdings hatte sie mit der Heilung auch all ihre magischen Fähigkeiten verloren, und ihre Familie wollte sie so nicht zurückhaben.«
    »Das ist ja fürchterlich.«
    »Für Isimomo war es nicht so schlimm, denn sie war so schön, dass sie einen Häuptling fand, der sie zu seiner Hauptfrau machte, obwohl sie von ihrem Mann verstoßen worden war. Aber meine Mutter erntete Ärger, weil die undankbare Isimomo überall herumerzählte, dass Zahaboo eine Schwarzzauberin sei. Wir mussten von dort wegziehen.« John seufzte tief. »Meine Mutter ist unbestreitbar eine große Zauberin, aber sicher ist auch, wo auch immer sie aufkreuzt, gibt es Ärger. Sie lebt schon lange nicht mehr in einem Kraal, sondern ganz für sich allein am Rand der Namibwüste. Nur bei Vollmond kommt sie noch hierher, und dann treffen wir uns. Deshalb musste ich auch zu einer Lüge greifen, um Sie genau heute hierherzulocken. Die Leute, die ihre Hilfe benötigen, gehen zu ihr, aber niemand will in ihrer Nähe leben, denn alle haben Angst vor ihr.«
    Wie ein böses Echo zu seinen Worten krachte es plötzlich laut, und der Wagen kippte auf die Seite. Die Pferde bäumten sich wild auf und wieherten panisch.
    Fanny wurde von ihrem Sitz auf dem Kutschbock gegen Johns Körper geschleudert, dann stürzten sie zusammen auf die harte kalte Erde. Ein stechender Schmerz durchzog Fannys linken Arm, als sie auf der Erde aufprallte. Sie biss sich auf die Lippen und blieb wie benommen am Boden sitzen.
    John warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er aufsprang und den Wagen begutachtete. Dann erst wandte er sich wieder ihr zu. »Sind Sie verletzt?«
    »Ich hoffe nicht.« Fanny versuchte aufzustehen. John reichte ihr seine Hand und zog sie hoch. Ihre Beine waren unversehrt, aber ihr war schwindelig, ihr Herz raste, und ihr linker Arm fühlte sich merkwürdig an. Soweit sie das in der Dunkelheit beurteilen konnte, war der Arm drei Fin gerbreit über dem linken Handgelenk angeschwollen, wahr scheinlich gebrochen. Sie setzte sich wieder auf die Erde, weil ihre Beine so stark zitterten. »Was ist mit dem Wagen passiert?«
    »Eines der Räder ist gebrochen.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    John breitete unglücklich seufzend die Hände aus. »Das weiß ich auch nicht. Ich denke nicht, dass wir im Dunkeln etwas tun können. Hoffentlich gelingt es uns, das Rad morgen früh bei Sonnenaufgang zu reparieren.« Die Pferde wieherten immer noch aufgeregt, schnaubten und tänzelten nervös hin und her.
    Fanny schauderte, nicht wegen des kalten Nachtwinds, der ständig stärker wurde, sondern bei dem Gedanken daran, was Ludwig dazu sagen würde, wenn sie ohne eine Bedienstete völlig allein mit seinem Verwalter über Nacht ausblieb. Sie schüttelte energisch den Kopf.
    »Das geht

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