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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Mannel
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später gebe ich zum Binden noch Mehl, Wein und Quittengelee dran«, erklärte sie Maria, die ihr so aufmerksam zuhörte, als ob Fanny den Heiligen Gral erklären würde. Allmählich machte Marias Verhalten sie wirklich nervös.
    Den Rest Fleisch schnitten sie dann in kleine Streifen für Biltong. Sie arbeiteten schweigend, bis Marias Söhne auftauchten und fragten, ob sie auf der Farm herumlaufen dürften. Fanny dachte an Martha und wollte es schon verbieten, aber da kam ihr Maria zuvor.
    »Das kommt gar nicht infrage, wenn ihr Glück habt, zeigt euch Charlotte später die Farm. Bis dahin könnt ihr euch auf die Veranda setzen und in euren Büchern lesen. Soweit ich weiß, hat keiner von euch in eins hineingeschaut, seit wir Windhuk verlassen haben, oder?«
    Hans und Franz sahen so enttäuscht aus, dass Fanny sich ein Herz fasste und vorschlug, gleich einen Rundgang zu machen.
    Sie wurde mit einem strahlenden Lächeln belohnt. Nur Maria kräuselte missbilligend ihre Lippen, sagte aber nichts. Fanny gab Zach noch ein paar Anweisungen, und dann be gannen sie den Rundgang von der Küche aus.
    In der Praxis von Ludwig blieben Hans und Franz an der Tür stehen und zeigten mit großen Augen auf das Skelett, das in der Ecke stand. Nur Albert ging ohne zu zögern hin, ergriff die Hand des Skeletts und schüttelte sie so wild, dass das ganze Skelett in Bewegung geriet und schließlich umstürzte. Maria wollte sich ausschütten vor Lachen über ihren tapferen Albert, der, als seine Mutter nicht hinsah, Fanny die Zunge herausstreckte. Fanny ignorierte ihn und stellte das Skelett wieder ordentlich hin. Zum Glück war kein Knochen zerbrochen.
    Dann liefen sie zu den Hühnern, den Lämmerstall ließ Fanny aus und hoffte, dass es keiner, vor allem nicht Albert, bemerken würde. Schließlich endeten sie an ihrem Gemüsebeet, auf dem nur noch eine traurige Melone abzuernten war. Immerhin hatten die Herero weder den Liebstöckel noch den Thymian oder Majoran angerührt. Sämtliche Kürbisse und Zwiebeln hatten sie allerdings mitgenommen. Fanny seufzte, als sie das geplünderte Beet sah. Nie wieder würde sie die Farm allein lassen.
    Die Jungs hätten gern noch die Rinderkraale besichtigt, aber Fanny vertröstete sie auf morgen, schließlich wollte sie jetzt ein Essen vorbereiten, das Ludwig mit Stolz erfüllte.
    Vier Stunden später saßen sie an dem mit zahlreichen Kerzen festlich gedeckten Tisch im Wohnzimmer, weil es im Juni abends draußen zu kühl war.
    Nachdem Maria mit den Kindern das Tischgebet ge sprochen hatte und Fanny gerade die Suppe verteilen woll te, hörte sie Pferdegetrappel, und eine bange Ahnung beschlich sie. Sie warf John, der am anderen Ende des Tisches saß, einen panischen Blick zu. Er nickte ihr beruhigend zu, doch Fanny sah, dass auch er besorgt war.
    »Es scheint, als ob wir noch einen Gast bekommen«, sagte Fanny und versuchte, äußerlich ganz ruhig zu bleiben. Sie lief zu dem Schrank, in dem sie das Zwiebelmusterservice aus Charlottes Aussteuer aufbewahrten, nahm ein weiteres Gedeck heraus und eilte dann, immer nervöser werdend, in die Küche, um Besteck zu holen und nachzuschauen, wer der späte Besucher war.
    Bis zu dem Moment, als sie die Tür öffnete, hatte sie noch gehofft, dass es Daphne wäre, aber es war Hermann, der sie breit angrinste. Diesmal war sein Kaiser-Wilhelm- Bart wieder in Hochform, sein Haar mit Brillantine gebän digt, Hemd und Hose blütenweiß, die Stiefel blank gewichst, und in der Hand schwenkte er eine Flasche Madeirawein, ganz als ob er ein geladener Gast wäre.
    »Hermann, alter Freund, komm rein und erfreue uns mit deiner Gesellschaft!« Ludwig war hinter Fanny aufgetaucht, reichte Hermann begeistert die Hand und zerrte ihn geradezu über die Schwelle, von der seine Frau ihn vor zwei Tagen mit Waffengewalt vertrieben hatte.
    Hermann lächelte amüsiert, als würde auch er gerade darüber nachdenken, übergab ihr nach einem Handkuss die Flasche und kam herein.
    »Nein, Ludwig, das ist ja reizend!«, sagte er, gleich nachdem er das Wohnzimmer betreten hatte, mit Blick auf Maria. »Du elender Schwerenöter! Eine Schönheit reicht dir wohl nicht? Wolltest du mir etwa die Bekanntschaft dieses prächtigen Weibes vorenthalten?« Hermann schritt stramm auf Maria zu, vor der er mit zusammenkrachenden Fersen salutierte, sich verbeugte und ihr ebenfalls die Hand küsste. Maria wurde feuerrot, und ihre Söhne kicherten.
    Nach dieser geradezu königlichen Begrüßung war es beleidigend

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