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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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hätte das sicher für Trödel gehalten
, dachte Jan.
Du gibst ihm Barbaras Sehnsüchte, merkst du nicht, dass du bereits alles durcheinanderbringst? Egal!
Auch dazu schwieg er. Er war längst darüber hinaus, über dieses Thema mit ihr zu streiten.
    Er ging ins Schlafzimmer und sah sich die übereinander getürmten Sachen Alexanders an. Auf den ersten Blick erkannte er, dass sich teure Kunstwerke darunter befanden. Er seufzte. Es würde seine Aufgabe sein, das alles an den Mann zu bringen, er hatte es versprochen. Doch erst einmal ging er und half Barbara beim Aufräumen.
    »Hast du dich denn schon eingelebt?«, fragte er, während er den Apoll abwischte und auf den Kamin stellte.
    »Ich musste mich nicht einleben.« Barbara ließ einen Folianten mit Goldkante sinken und sah sich um. »Von der ersten Minute an war ich hier zu Hause. Die Luft war angefüllt von seinem Atem, seinem Geruch. Er ist einfach in mich eingedrungen, ja …« Für einen Moment starrte sie ins Leere, dann legte sie das Buch auf den passenden Stapel.
    Eingedrungen ist gut
, dachte Jan, und war wütend, dass er so hilflos war. Sie entglitt ihm immer mehr, obwohl sie noch wie Barbara war. Sie war es viel mehr als Alexander. Jan hatte den Eindruck, dass sie auf Äußerlichkeiten nicht mehr so viel Wert legte, wie vorher. Alexander hätte beispielsweise niemals einen Jogginganzug getragen.
    Er ist in sie eingedrungen!
, erinnerte Jan sich mit Ingrimm, natürlich! Da braucht sie seine Krawatten nicht mehr umzubinden.
    Du Trottel bist doch tatsächlich eifersüchtig auf ein Traumbild, schalt er sich, und fragte. »Wo kommen die Bücher mit den roten Buchrücken hin?«
    ***
    Seit Joachims Abreise – angeblich war er in London – wohnte Jan wieder bei Monika. Dafür gab es aus ihrer Sicht nur einen Grund: Jan war in sie verliebt, weshalb sonst hätte er Joachims Abwesenheit so eifrig nutzen sollen? Monika vermisste Joachim nicht, kein Wunder, ihre Ehe bestand seit der Sache mit dem Zettel nur noch auf dem Papier. Sie hatten sich in letzter Zeit durchaus freundschaftlich zueinander verhalten, im Grunde genommen verstanden sie sich besser als vorher, aber ein Sexleben fand nicht mehr statt.
    Monikas Roman war fertig, sie hatte ihn an drei Verleger geschickt und drei Absagen erhalten. Es waren ihre ersten Absagen, und sie stürzten sie in tiefe Verzweiflung, sie hatte das Gefühl, ein Nichts zu sein, eine Null. Passt nicht in unser Verlagsprogramm – wir bedauern, blah, blah –. Damit wollten sie doch nichts anderes sagen als: ›Weshalb belästigen Sie uns eigentlich mit Ihrem dilettantischen Machwerk?‹
    Wäre Jan nicht gewesen, sie hätte geglaubt, nie wieder aus dem grässlichen Loch herauszukommen. Monika wusste nicht, dass andere Autoren nicht drei, sondern dreißig Absagen erhielten. Vielleicht hätte sie das getröstet, aber Jan wusste das auch nicht. Er hatte ihren Roman nicht einmal gelesen.
    Jan war kein Schriftsteller und er las ihr Buch nicht, aber er war ein guter Liebhaber. Er sah aus wie Joachim und war nicht schwul. Er war auch viel aufmerksamer zu ihr, einfach netter. Monika hatte in Gedanken schon lange die Ehemänner getauscht.
    Jan saß bei ihr in der Küche, es roch nach Monikas leckerer Käsesoße, die sie zu Makkaroni servierte. Er sah auf den Abreißkalender. Nun waren Joachim und Alexander schon eine Woche fort, die Glücklichen! Ihm selbst war geblieben, zwei Frauen zu trösten, jede auf ihre Art. Dabei wäre es ihm anders herum viel lieber gewesen: Monika hätte sich für Jassir Arafat gehalten und Barbara ein Buch geschrieben und sich von ihm im Bett trösten lassen.
    Bald musste er Monika die Wahrheit sagen – über Joachim. Die andere Sache war heikler – er war sich immer noch nicht sicher, ob er sie heiraten wollte. – Ich rede nächste Woche mit ihr, nahm er sich vor.
    ***
    Inge Lorenzen war besorgt. Nun war der Professor schon eine Woche krankgeschrieben, was mochte ihm fehlen? Sicher war es etwas Ernstes, denn er rief nicht einmal im Büro an und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Ob er im Krankenhaus lag? Darüber hätte er sie doch sicher benachrichtigt. Und schließlich musste sie wissen, wie lange er voraussichtlich fortbleiben würde. Zu dumm, dass Steinchen wieder einmal auf Reisen war, der war doch sonst immer über Alexander! – im Bilde. Er war in London, aber eine Hoteladresse dort hatte er ihr nicht hinterlassen. Flusig, der Herr von Stein! Das würde sie ihm stecken müssen.
    Inge

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