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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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glänzten, weil der andere Alexander ihr Angebot angenommen hatte, merkte Jan, wie sie auf eine besondere Weise verfiel, als hielte ihre Seele keine zwei so starken Persönlichkeiten aus. Auch Barbara kämpfte in diesem Körper noch um ihr Überleben, während Alexander sie langsam verschlang. Und je stärker Alexander wurde, desto mehr verfiel sie als Persönlichkeit, denn Alexander war nur eine übergestreifte Hülle. Er konnte den Menschen Barbara nicht ersetzen. Sascha hatte sich geschmeidig als willkommene Ergänzung in ihre männliche Seele gefügt, Alexander hatte gemordet. Eine Seele hatte er nicht.
    Je vollständiger Barbara in Alexander verschwand, desto mehr liebte Jan sie, doch mit einer zärtlichen, verzweifelten Liebe, die den anderen verloren weiß. Jan erkannte, was Barbara sich nicht eingestehen durfte: In Alexanders Haut zu schlüpfen, war eine Flucht nach vorn. Statt den Gehassten zu meiden, hatte sie sich in ihn hineinbegeben, war zu ihm geworden, weil er selbst unerreichbar war, er, der sie verachtete, der sie hasste, und sie, die ihn liebte bis zum Wahnsinn.
    Jan als Joachims Bruder war der ideale Vermittler, ihm vertrauten beide Seiten. Er stand für Saschas Versprechen, das Geld bereitzustellen, und er stand für Joachims und Alexanders Versprechen, das Land zu verlassen. Vorher – da waren sich alle einig – mussten sich Joachim und Alexander falsche Pässe beschaffen. Hier war Bernie die richtige Adresse. Er freute sich, Alexander wenigstens in dieser Sache beweisen zu können, dass seine Verbindungen etwas taugten. Innerhalb von zwei Wochen hatten sie die druckfrischen Exponate in der Hand. Unter ihren neuen Namen eröffneten sie zwei Konten, und innerhalb einer Woche war jeder von ihnen um zweieinhalb Millionen Mark reicher, die Kontoauszüge bewiesen es. Trotzdem misstraute Alexander der Sache immer noch.
    Als er Joachim die Haustürschlüssel seiner Wohnung aushändigen musste, zitterte er förmlich und zerbiss hundert Flüche zwischen den Zähnen. Dabei gab es in seiner Wohnung nichts, woran er hing, er verließ sie ohne Bedauern. Was von Wert war, so lautete die Vereinbarung, würde verkauft werden, der Erlös seinem Konto gutgeschrieben. Auch darum wollte Jan sich kümmern. In der Firma hatte Alexander sich krankgemeldet.
    Joachim und Jan hatten sich lange darüber gestritten, welches der beste Weg sei, die Angelegenheit Monika beizubringen. Jan war für Offenheit, Joachim für heimliches Verschwinden.
    »Ich werde euch meine Einwilligung zur Scheidung aus dem Ausland übermitteln«, sagte er. Und als Jan nicht antwortete, sagte er: »Du wirst sie doch heiraten?«
    »Ich soll also die ganze Schmutzarbeit für dich machen?«, schimpfte Jan. Er war wütend auf Joachim und auch auf Barbara. Am meisten aber auf sich selbst, dass er sich die Sache mit Monika hatte unterjubeln lassen. »Du liegst mit Alexander in der Sonne, und ich muss deine Frau trösten.«
    Das wollte Joachim aber nicht gelten lassen. »Getröstet hast du sie schon damals und hast mich nicht gefragt, war doch so? Und dass Alexander und ich uns in die Sonne legen sollen, das war der Herzenswunsch deines neu erkorenen Schützlings, bitte erinnere dich daran!«
    Am Ende konnte Joachim Jan davon überzeugen, dass Monika nur unnötig Staub aufwirbeln werde, wenn sie vorzeitig von den Dingen erfuhr. In der Firma hatte Joachim eine Geschäftsreise vorgetäuscht, die angeblich vier Wochen dauerte. In dieser Zeit hätte Jan hinreichend Gelegenheit, Monika die neue Zukunft schmackhaft zu machen.
    Jan sah dies ein, er fragte sich nur, wer ihm die eigene Zukunft versüßen würde. Monikas Geld. Nun ja, und ein Haus im Grünen für die Mutter. Und dass Monika genauso fürsorglich war wie seine Mutter, hatte auch etwas Gutes. Recht hübsch war sie außerdem. Es gab wirklich schlechtere Partien.
    Verdammt! Aber sie war nicht Barbara.
    ***
    Sie standen am Schalter und buchten zwei Flugtickets nach Rio. Joachim hörte es sich aussprechen: Rio de Janeiro. Das hörte sich an wie eine Zauberformel. Die nette Frau am Schalter – heute waren alle Menschen einfach reizend – fragte: »Raucher oder Nichtraucher?«
    »Raucher«, sagte Alexander. »Nichtraucher«, sagte Joachim. Sie sahen sich an und lachten. Die nette Frau lächelte geduldig. Sie einigten sich auf Nichtraucher. »Glaub bloß nicht, dass ich ab jetzt immer nachgebe«, brummte Alexander.
    Joachim nahm die Tickets entgegen, sie fühlten sich an wie watteweiches Glück. Eins

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