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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Lorenzen unterhalten. Kampnagel schickte Thomas, den Büroboten, zu ihr. Kurze Zeit darauf kam eine blasse, verweinte Frau herein. Sie schniefte und putzte sich die Nase. »Guten Tag, meine Herren, was kann ich für Sie tun?«
    »Frau Lorenzen? Es tut mir leid …«
    »Nein danke, es geht mir schon wieder besser. Wollen wir nicht in das Büro von Herrn Stein gehen? Dort sind wir ungestört.« Frau Lorenzen war fast schon wieder die perfekte Sekretärin.
    Becker fummelte gleich am Computer herum und überließ seinem Kollegen den peinlichen Teil. Schirdewahn zwirbelte seinen Schnauzer und sah sich kurz im Büro um. Tadellos aufgeräumt, schien wirklich längere Zeit nicht benutzt worden zu sein.
    »Was da heute Morgen in der Zeitung stand, Frau Lorenzen, das stimmt nicht ganz«, begann er hüstelnd. »Irgendein Reporter hat da etwas in den falschen Hals bekommen.«
    »Es handelte sich um eine gezielte Falschinformation«, mischte sich Becker ein. Er kam nicht rein in den Computer, weil er Steins Passwort nicht kannte.
    Inge Lorenzen schluckte und zerwühlte ihr Taschentuch zwischen den Fingern. »Ich habe auch kein Wort geglaubt, kein Einziges. Sehen Sie, ich arbeite nun schon fünf Jahre für den Herrn Professor. Erstens: Ein Mann wie er begeht nicht Selbstmord. Zweitens: Ein Mann wie er mordet nicht. Drittens, und darauf schwöre ich tausend Eide: Der Professor war keine Frau.«
    Schirdewahn lächelte über ihren Eifer. »Sie sind eine tüchtige Sekretärin und haben eine gute Menschenkenntnis. Wahrscheinlich haben Sie mit allem Recht. Gerade deshalb gibt uns dieser Fall so viele Rätsel auf, und deshalb sind wir hier. Denn der Schlüssel zu allem scheint Ihr Herr von Stein zu sein, der sich ja angeblich in London befindet.«
    Inge Lorenzen schaute verdutzt. »Dort ist er auch.«
    »Könnte er ohne Ihr Wissen früher zurückgekehrt sein und sich bereits seit gestern in Hamburg aufhalten?«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich. Weshalb glauben Sie, dass es sich so verhält?«
    »Weil er den Toten bzw. die Tote nicht nur gefunden hat, er hat sie auch als Professor Kirch identifiziert. Außerdem müssen wir annehmen, dass er es war, der den Reporter mit dieser Falschinformation gefüttert hat.«
    »Steinchen?«, flüsterte sie. »Unmöglich!«
    »Er hat sich dem Beamten gegenüber ausgewiesen. Außerdem hat der Pförtner ihn gut gekannt. Einen Fremden hätte er gar nicht erst hinaufgelassen, das war seine Aussage.«
    Inges Kopf wackelte hin und her. »Ich verstehe das alles nicht mehr. Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?« Aber ihre Zerstreutheit hielt nicht lange an, sie war es gewohnt, für andere mitzudenken. Und schon fiel ihr die Lösung ein: Steinchens Zwilling! Fast wäre sie damit herausgeplatzt, doch Beckers stechender, überall Unheil witternder Blick hielt sie davon ab. Und sie überlegte weiter: Wenn es der Bruder war, dann musste sie die Sache in einem ganz anderen Licht betrachten. Sicher hätte er nichts getan, was gegen Steinchens Interessen war. Natürlich war irgendetwas faul, sie zählte eins und eins zusammen: Der Professor war verschwunden, und wie es aussah, auch von Stein. Dessen Bruder hatte eine Frau als Kirch identifiziert, das konnte nur bedeuten, dass er den Professor decken wollte. Der Dompfaff war Geheimnisträger ebenso wie Steinchen. Da ging es vielleicht um mehr. Die beiden und der Zwilling steckten unter einer Decke, aber was das für eine Decke war, ging die Polizei nichts an.
    Inge Lorenzen hatte nur eine Ehre und die gehörte der Firma. Solange sie von Kirch keine anderslautenden Anweisungen erhielt, würde sie nichts sagen.

37
    In die geheiligten Hallen des Clubs hatte bereits zum zweiten Mal eine BILD-Zeitung Einlass gefunden, jeweils von Luigi mitgebracht. Er breitete sie, wie letztes Mal, auf dem Bartresen aus, und alle hatten sich um dieses Papier zusammengerottet, vor der Bar und hinter der Bar. Die erste Zeitungsmeldung hatte ihnen einen mittleren Schock versetzt. Natürlich wussten sie, was die Polizei nicht wusste: Bei der Toten handelte es sich zweifellos um Sascha. Aber weshalb Joachim sie tatsächlich als Alexander identifiziert hatte – darüber hatte es heiße Diskussionen gegeben. An seinen Zwilling dachte niemand, weil Joachim ebenso wie Alexander offensichtlich untergetaucht war.
    Aber warum? Und weshalb hatten sie den Club nicht informiert? Rosalie betrachtete das als persönliche Kränkung. Jetzt studierte sie mit den anderen die neueste

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