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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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dieses Spiel noch treiben konnte? Nicht mehr sehr weit. Es war Zeit, es abzubrechen, zufrieden, es gewagt zu haben, einsichtig genug, ihre Grenzen zu erkennen.
    Ein älterer Mann ging vorbei mit hochgezogenen Schultern und leicht nach vorn gebeugt, so, als wolle er sich unsichtbar machen. Plötzlich blieb er stehen und sah sich nach allen Seiten um. Barbara sah in ein schlaffes, blasses Gesicht. Jetzt öffnete der Mann die unscheinbare Tür und huschte hinein. Ein Familienvater vielleicht, überlegte Barbara, der hier seine wahren Gefühle ausleben musste, oder ein alternder Schwuler, der sein Glück im Dämmerlicht des Darkrooms versuchte. Egal, wie abgehärmt oder kümmerlich er auch wirkte, er gehörte jedenfalls zu den Glücklichen, denen die Welt hinter den schwarz getönten Scheiben offen stand.
    Wie weit käme ich wohl?,
überlegte Barbara.
Auf keinen Fall in die Sauna oder in den Darkroom, aber das Schummerlicht des Gaykinos böte sicher eine prickelnde Atmosphäre, Hände, die sich auf meine Schenkel verirrten, stöhnende Männer, die es sich selbst besorgten, vielleicht auch etwas Liebesgeflüster, in der letzten Reihe bekäme jemand einen geblasen. Und niemand würde wissen, dass mitten unter ihnen eine Frau sitzt.
    Barbara lächelte versonnen und fand, dass sie diese Variante ausprobieren sollte, bevor sie endgültig als Frau weiterlebte. Den Grenzpfahl noch einen halben Meter weiter vorrücken. Ihre schlechte Stimmung verflog, mit beschwingten Schritten ging sie den Weg zurück zu der Seitenstraße, wo sie ihren kleinen Peugeot geparkt hatte.
    ***
    Am nächsten Nachmittag stand Barbara wieder vor dem Laden mit den schwarz gestrichenen Fenstern. Diesmal ging sie hinein und befand sich in einem geräumigen Sexshop, an den Wänden Regale mit Magazinen und Videos, im Übrigen vollgestopft mit den einschlägigen Lustwerkzeugen vom Gummipenis bis zu Handschellen. Hinter einem kleinen runden Verkaufstisch, der wie eine Gondel an der Wand klebte, saß ein junger, etwas fülliger Mann mit weichem Mund und Kurzhaarschnitt. Er trug ein offen stehendes kariertes Hemd und ein silbernes Kreuz auf nackter, behaarter Brust. »Hallo«, sagte er mit weicher Stimme, als Barbara, verkleidet als Sascha, eintrat.
    »Hallo«, erwiderte sie, »ich suche Stephan. Stephan Fiedler.«
    »Stephan ist nicht da. Ich bin Rudi, sein Partner.« Rudi erhob sich von seinem Hocker und kam beflissen aus seiner Ecke hervor. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Barbara sah sich flüchtig um. »Nein. Nein, ich glaube nicht. Wann wird Stephan denn hier sein?«
    »Ganz unterschiedlich. Kann ich ihm was von dir bestellen?«
    »Ja. Sage ihm, Sascha war hier.«
    »Was? Du bist dieser Sascha?« Rudi räusperte sich. »Habe schon einiges von dir gehört.«
    »So?« Barbara warf ihm einen kühlen Blick zu. »Viel kann das nicht gewesen sein, Stephan und ich, wir kennen uns kaum.«
    Rudi grinste und kam ganz nah an Barbara heran. »Aber du bist der erste Mann, den Stephan nicht am ersten Abend geknackt hat.«
    »Schon möglich, irgendwann trifft es jeden, denke ich.«
    Zwei Männer kamen herein, und Rudi drückte auf einen Knopf unter dem Tisch. Die Männer verschwanden durch eine schmale Tür. »Wie meinst du das?«
    Barbara sah ihnen sehnsüchtig hinterher. »Ich meine, dass man irgendwann die erste Niederlage einstecken muss.«
    »Stimmt. Stephan wird sich freuen, dass du hier warst. Er hat dich überall gesucht.«
    »Was heißt, überall?«
    »In der Szene.« Rudi war näher an sie herangerückt. »Darf ich dir inzwischen etwas aus unserem Sortiment zeigen? Oder hast du Lust auf einen Softporno?« Rudi wies auf die schmale Tür.
    Barbara spürte Rudis Atem an der Wange und drehte sich weg. Scheinbar angeregt betrachtete sie die Magazine in den Regalen an der Wand und wandte Rudi den Rücken zu. Abermals spürte sie, wie es sie erregte, für einen Mann gehalten zu werden und einfach durch diese Tür gehen zu können.
    Wieder kamen Kunden, und Rudi öffnete per Knopfdruck die Tür. Dabei sah er sie unverwandt an. Sein schlüpfriger Blick glitt wie eine heiße Zunge über Barbaras Körper.
Ich muss hier raus, oder ich werde verrückt
, dachte sie. »Hast du auch etwas Scharfes anzubieten?«, fragte sie. »Etwas nicht Alltägliches?«
    Rudi bückte sich und fummelte unter dem Tisch herum. Als er wieder hochkam, legte er zwei Videos auf die Platte. »Das zeige ich nur Leuten, denen ich vertraue.«
    Barbara warf einen Blick darauf. Die Titel klangen

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