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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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harmlos, die Cover sahen billig aus. »Was ist denn das?«
    Rudi blinzelte Barbara zu. »Hochexplosive Sachen. Die kann ich aber nicht verleihen. Die musst du dir hier in der Kabine anschauen.« Rudi warf einen nervösen Blick zur Eingangstür. »Nun, was ist?«
    Barbara starrte auf die verlockende Tür, die sich bei Knopfdruck öffnete. »Ehrlich gesagt, ich war noch nie in so einem – äh – Laden.«
    Da kam Stephan herein. Er stutzte, dann grinste er breit. »Sascha! Na, das ist eine Überraschung! Toll, dass du dich mal wieder sehen lässt.« Er warf Rudi einen durchdringenden Blick zu, der verstand und verschwand hinter der Tür. Dann sah Stephan die beiden Videos und runzelte die Stirn. »Hat Rudi dir die zeigen wollen?«
    Barbara zuckte die Achseln. »Warum nicht? Ich hätte euch schon nicht verpfiffen.«
    Stephan schob sie rasch unter den Tisch. »Wusste gar nicht, dass du auf so was stehst. Außen zart, innen hart, wie?« Er ordnete zerstreut einige bunte Heftchen, die wahllos auf dem Tisch ausgelegt waren. »Die Videos hat mir ein Bekannter da gelassen, sonst vertreibe ich so was nicht, aber es gibt ja immer wieder Leute …«
    »… die so was sehen wollen«, ergänzte Barbara kühl. »Ich zum Beispiel.«
    Stephan wollte das Thema nicht vertiefen. »Du bist damals ohne ein Wort verschwunden. Habe ich was falsch gemacht?« Er zog sich das Gummiband aus dem Haar und schüttelte verheißungsvoll seine Locken.
    »Keine Bettgeschichten, hatte ich gesagt. Weißt du noch?«
    »Ich dachte, du machst Witze. Stehst du auf platonischer Liebe oder hast du noch nie – ich meine, hast du’s vielleicht noch vor dir? Wie sag ich’s meiner Mama? Papa wäre entehrt oder so?«
    »Quatsch!« Barbara bemühte sich, die heißen Wellen der Wollust zu unterdrücken, die ihr eine verräterische Röte ins Gesicht trieben. »Es ist nur so, dass ich gern ernst genommen werde. Es muss doch nicht immer gleich im Bett landen, oder?«
    Stephan verschränkte die Arme. »Hattest wohl gerade deine Tage?«
    Das war natürlich ironisch gemeint, aber Barbara riss erschrocken die Augen auf und wurde puterrot. Sie blieb eine Antwort schuldig. Stephan lachte leise. »Bist schon ein komischer Kauz. Siehst dir Hardcorefilme an, aber kannst keinen Witz vertragen.« Dann blinzelte er. »Steht dir gut das Erröten, Sascha.«
    Barbara ärgerte sich. Eigentlich hatte sie sich entschuldigen wollen, das ging jetzt nicht mehr. »Ich wollte dich fragen, ob wir noch mal ins ›Blue Velvet‹ – oder woanders hin –?«
    Stephan stand immer noch mit verschränkten Armen da. »Gern. Aber ich steh nicht so auf Keuschheit.«
    »Ich muss die Männer erst besser kennen, bevor ich mit ihnen ins Bett gehe, so bin ich nun mal. Ich blas dir einen, abgemacht?«
    Stephan stieß sich vom Tresen ab, in seinen Augen glitzerte es, und plötzlich befand sich Barbara in seinen Armen, Stephan öffnete ihr die Lippen, steckte ihr die Zunge hinein, und Barbara erwiderte gierig den Kuss.
    ***
    Kompromisse! Für einen Transsexuellen bestand das Leben aus Kompromissen. Barbara hatte Blut geleckt, sie konnte Stephan nicht vergessen, sie konnte nicht mehr leben, ohne das prickelnde Gefühl dazuzugehören. Stephan führte sie ins ›Blue Velvet‹ und in zwei weitere Bars. Sie tanzten und sie küssten sich, Stephan streichelte sie zwischen den Beinen über dem rauen Jeansstoff und wusste nicht, was er da streichelte. Dafür hielt sie ihr Versprechen – auf dem Klo. Sie weigerte sich, mit ihm in eine Wohnung zu gehen. Sie weigerte sich, etwas von sich herzuzeigen. Stephan machte das verrückt. Sie saßen auf Barhockern und schwätzten belangloses Zeug. Barbara hätte die Situation genießen können, aber Stephan schirmte sie eifersüchtig ab, drängelte und maulte.
Geradeso hartnäckig wie ein Hetero-Mann
, dachte Barbara. Sie fühlte sich mies, sie wollte Stephan halten, sie wollte auch noch morgen und übermorgen mit ihm durch die Szene ziehen, aus ungefährlicher Ferne bewundert werden, aber Stephan forderte seinen Preis. Heute ließ er sich vielleicht noch hinhalten, aber nicht auf Dauer. War jetzt die Grenze erreicht? Oder ging es immer noch ein klitzekleines Stückchen weiter und weiter …?
    »Hör endlich auf, dich zu wiederholen!«, schrie sie ihn an. »Ich will nicht!«
    Stephan küsste ihr die Wange. »Du bist eine harte Nuss, Sascha. – Sehen wir uns morgen?«
    Nein, wollte Barbara sagen, sie brachte es nicht über die Lippen. »Zu meinen Bedingungen?«,

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