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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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kenne noch ein paar Jungs, alte Seilschaften, Frau Matuschek. Jan kennt die nicht mehr, hat ja zu allen den Kontakt abgebrochen.«
    »Jan weiß von nichts was!«, schrie Maria. »Keiner kann ihm was, weil er nichts weiß. Sie können ihm nichts anhängen, weil ich ihm nie was gesagt habe.«
    »Was haben Sie ihm nicht gesagt?« Erwin saß in Lauerstellung.
    »Das mit dem anderen – mit seinem Bruder.«
    Erwin war wie vom Donner gerührt. Also hatte er ins Schwarze getroffen, und die beiden waren wirklich Brüder! »Nun beruhigen Sie sich mal, Frau Matuschek. Das habe ich doch gewusst, dass die beiden Brüder sind, ist doch nur komisch, dass der eine drüben lebt und ein feiner Pinkel ist, während Sie hier schlechter leben als ein Sozialhilfeempfänger.«
    Marias Hände zitterten. »Haben Sie vielleicht eine Zigarette für mich?«
    »Tut mir leid, habe mir das Rauchen abgewöhnt.«
    »Die beiden Babys …« Maria starrte auf das Tischtuch. »Damals wurden die beiden getrennt, es war ein Versehen.«
    »Wie getrennt? Einfach so? Wie konnte denn das passieren?«
    Maria hustete kurz und kratzte an ihren Händen. »Ist eben passiert, Jans Bruder wuchs drüben auf. Na und?« Maria erhob sich. »Ist doch kein Verbrechen, wenn man zwei Söhne hat, oder? Sind jetzt beide erwachsen, und keinen interessiert das, was damals passiert ist. Zu dem anderen – äh – zu Joachim hatte ich keinen Kontakt.«
    »Haben Sie denn auch nach der Wende keinen Kontakt zu ihm aufgenommen? Zu Ihrem eigenen Sohn?«
    »Nein!«
    »Warum denn nicht?«
    »Jan sollte es nicht erfahren.«
    »Aber Joachim ist doch auch Ihr Sohn? Wollten Sie ihn denn nicht wieder sehen?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an, Herr Köpke!« Maria ging zur Tür. »Bitte gehen Sie jetzt. Sie haben herausgefunden, dass Jan einen Zwillingsbruder hat, daraus kann ihm keiner einen Strick drehen. Heute nicht mehr.«
    Erwin trommelte auf die Lehne. »Sie wären nicht so aufgeregt, wenn es da nicht einen sehr dunklen Punkt geben würde.«
    »Suchen Sie ihn doch!«, höhnte Maria. Sie hatte sich wieder gefasst.
    »Ich werde ihn finden.« Erwin erhob sich. Maria sperrte die Tür weit auf. »Und wenn? Was wollen Sie dann machen? Gar nichts können Sie dann machen!«
    Erwin drehte sich in der Tür um. »Wie viel ist es Ihnen wert, wenn ich Jan nichts erzähle?«
    Maria schluckte. »Sie Schwein! Ich habe kein Geld, das sehen Sie doch selbst.«
    Erwin zog die Tür wieder heran und legte den Finger auf den Mund. »Nicht so laut, Frau Matuschek. Soll denn die ganze Nachbarschaft zuhören? Na kommen Sie!«
    »Sie wissen nichts und Sie kriegen nichts!«, rief Maria angriffslustig. »Raus!«
    »Wie viel haben Sie auf dem Konto?« Erwins Stimme war jetzt fast traurig. »Eine Frau wie Sie, Frau Matuschek, ein Sohn im reichen Westen, der andere als Agent jahrelang mit einem Topgehalt in Lohn und Brot, und Sie wollen nichts zurückgelegt haben? Das hier …« Er machte eine schwache Armbewegung. »Das ist doch nur Tarnung.« Er ließ sich wieder in den Sessel mit Loch fallen und zählte an seinen Fingern ab. »Ich denke mal, Sie haben – also entbehren können Sie mindestens zehntausend, was? Die würden mir schon weiterhelfen. Bin nämlich augenblicklich knapp bei Kasse.«
    Maria lehnte sich gegen die Küchentür. Was wusste der Mann wirklich? Die Wahrheit? Nein, er hatte keine Ahnung. »Gehen Sie doch zur Polizei!«, rief sie herausfordernd. »Wenn Sie meinen, dass das illegal ist, dass mein einer Sohn im Westen lebt.«
    Erwin zog die Luft hörbar durch die Nase. »Weshalb haben Sie dann Jan nie was gesagt, hä? Da ist doch etwas faul.«
    »Aber Sie wissen nicht, was, Sie mieser, kleiner Erpresser.« Plötzlich lachte Maria hysterisch. »Weil es nichts zu wissen gibt.« Dann wurde sie plötzlich ruhig. »Und nun raus, Sie Mistkerl!«
    Erwin erhob sich langsam. »Überlegen Sie sich, was Sie da sagen, Frau Matuschek. Geben Sie mir fünftausend, und Jan erfährt nichts.«
    »Jan wird es von
mir
erfahren.« Maria zeigte auf die Tür. »Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, rufe ich die Polizei.«
    Erwins Blick huschte durchs Zimmer. »Womit denn?«
    »Mein Nachbar hat Telefon. Ich kann auch das ganze Haus zusammenschreien, wollen Sie das?«
    »Sie hören von mir«, rief Erwin und ging rückwärts aus der Tür. »Sie, Jan und Herr von Stein.«
    Maria schob die Tür zu. Sie sah durch den Spion, wie Erwin die Faust hob. »Von Adel ist er, Ihr Söhnchen, wussten Sie das? Hat sich sogar

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