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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Zigaretten und mache mir einen Kopf über das elende Leben von Obdachlosen. Sind Menschen immer so gespalten?
Sie ging fort von den Wohlstandstempeln, wo die Yuppies in der Mittagspause Austern schlürften, machte einen Spaziergang an der Alster, schlenderte den Neuen Jungfernstieg hinauf und genoss das Glitzern der Sommersonne auf dem Wasser, über das federleichte weiße Segel schwebten. Auf dem Weg zum Stephansplatz hatte sie immer noch keine Lust, nach Hause zu fahren, und sie beschloss, Monika einen Überraschungsbesuch abzustatten.
    Ganz wohl war ihr dabei nicht, Monika hatte sie noch nie eingeladen, vielleicht hatte sie dafür ihre Gründe; Barbara wusste das aus eigener Erfahrung. Aber ihre Befürchtungen erwiesen sich als grundlos. Monika war hocherfreut über Barbaras Besuch. Barbara wurde hereingebeten zu Kaffee und Plätzchen. Sie bewunderte die luxuriöse Wohnung entsprechend und erlebte eine strahlende, ununterbrochen schwatzende Freundin.
Muss gut laufen in ihrer Ehe
, dachte Barbara.
Wenn Frauen so gut drauf sind, hat es immer mit einem Mann zu tun. Oder hat sie gar einen Verleger für ihr Buch gefunden?
Das schien Barbara unwahrscheinlich, aber man konnte nie wissen.
    Barbara erzählte von ihren Hamburgbildern, von den kleinen Widrigkeiten des Alltags, sie sprachen über Obdachlose und kamen darin überein, dass es ihnen beiden doch sehr gut ginge, man aber leider gegen die Armut machtlos sei, das übliche Geschwätz, wenn gut Betuchte beieinandersaßen. Nein, Monika hatte noch keinen Verleger gefunden, einfach deshalb, weil ihr Buch noch gar nicht fertig war. Aber sie hatte etliche Ideen. Die nächste halbe Stunde verging damit, dass sie verschiedene Schlüsse durchsprachen. Barbara war gegen ein Happy End, Monika widersprach mit dem Argument, ein Buch, das schlecht ausgehe, würde niemand kaufen.
    »Lass uns doch bei dem schönen Wetter noch an die Alster gehen und ein Eis essen«, schlug Barbara vor.
    Monika war sofort einverstanden, da hörten sie die Haustür gehen. Barbara achtete nicht auf Monika, sonst hätte sie gesehen, dass ihre Freundin blass geworden war. Monika sprang auf, aber sie war nicht schnell genug, plötzlich stand Jan in der Tür.
    Er erfasste sofort die Situation. Monika, sichtlich beunruhigt, machte herzerweichende Grimassen, im Sessel saß eine atemberaubend schöne Frau – nach Monikas Beschreibung ihre Freundin, aber offensichtlich nicht in die neueste Entwicklung eingeweiht. Jan lächelte charmant. »Oh, du hast Besuch?« Unbefangen ging er auf Barbara zu und reichte ihr die Hand. »Ich darf mich vorstellen? Joachim von Stein. Ich nehme an, dass Sie die talentierte Malerin sind?«
    Barbara reichte ihm die Hand. »Da vermuten Sie richtig. Ich bin Barbara. Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen. Dabei habe ich Sie schon einmal gesehen, allerdings nur von Weitem. Auf dieser Vernissage, erinnern Sie sich?«
    »Die Vernissage?« Jan war es gewohnt, sich auf neue Situationen rasch einzustellen. Er ging auf Monika zu, küsste sie flüchtig auf die Stirn. »Hallo Liebes, heute ist das Computernetz in der Firma zusammengebrochen, das hat mir zu einem freien Nachmittag verholfen.«
    »Wie schön!«, konnte Monika gerade noch stammeln.
    Jan begrüßte jetzt auch Penelope, schob die behäbig daliegende Katze ein Stück zur Seite und setzte sich auf die Couch. »Ich erinnere mich«, fuhr er fort, während er Barbara mit blitzenden Augen anstrahlte, »diese Vernissage – Sie meinen doch die Van-Gogh-Ausstellung?«
    »Nein, die Dadaisten und der Surrealismus. Sie waren mit Ihrer Frau Mutter dort.«
    »Ah ja, diese Surrealisten! Meine Mutter bewundert sie, ich mag sie gar nicht, wie geht es Ihnen da?«
    »Sind nicht mein Geschmack«, gab Barbara zu.
    Jan warf einen kurzen Blick auf das Heidebild. »Das ist von Ihnen, nicht wahr?«
    Barbara verzog amüsiert den Mund. »Ja, aber denken Sie jetzt bloß nicht, dass ich nur Heidschnucken male.«
    »Ich sehe Sie an und weiß, dass Sie Außergewöhnliches erschaffen. Wie konnte ich Sie nur auf dieser Vernissage nicht bemerken?«
    Monika räusperte sich ärgerlich. »Barbara und ich wollten gerade ein Eis essen gehen.«
    »Na wundervoll.« Jan erhob sich. »Dazu lade ich die beiden Damen natürlich ein. Ich will mich nur kurz im Bad erfrischen.« Er warf Monika einen Blick zu, und sie verstand. Monika folgte ihm etwas später. »Das war knapp«, stieß sie hervor. »Aber du warst sehr geistesgegenwärtig.«
    Jan hauchte ihr einen Kuss

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