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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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auf die Nasenspitze. »Taxifahrer müssen das sein. Hab keine Angst, sie hat nichts gemerkt. Oder weiß sie, dass Joachim in Moskau ist?«
    »Nein, ich rede mit ihr nicht über Joachim.«
    »Zum Glück. Sonst ist das bei euch Frauen doch ein Hauptthema, oder irre ich mich?« Als Monika die Stirn krauste, beschwichtigte er: »Ich wollte nicht chauvinistisch klingen, ich dachte, das ist einfach so.«
    »Du hast recht, aber gerade Barbara gegenüber möchte ich das Thema nicht anschneiden. Sie hat eine so merkwürdige Ansicht über Männer, da würde sie sich doch bestätigt finden, wenn ich ihr sage, dass unsere Ehe nur noch eine Farce ist.«
    Leider konnte Jan die Sache mit den merkwürdigen Ansichten nicht mehr vertiefen, er nahm sich aber vor, dies noch zu tun. So eine schöne Frau wie Barbara hatte wahrscheinlich so viele Verehrer, dass sie es sich leisten konnte, schnippisch zu sein.
    Den späten Nachmittag verbrachten sie in einem kleinen Eiscafé am Wasser. Jan ließ seinen Charme spielen und gab sich redlich Mühe, ihn zwischen den beiden Frauen gerecht zu verteilen.
    Barbara war er sympathisch, und sie freute sich für Monika, dass sie einen so attraktiven und netten Ehemann hatte. Weshalb hatte sie bloß nie über so einen Vorzeigemann gesprochen? Natürlich fiel Barbara auf, dass Joachim mit ihr flirtete, aber das taten schließlich alle Männer. Außerdem fiel ihr auf, dass Joachim ihr auswich, wenn sie auf seine Arbeit zu sprechen kam, gewöhnlich ließen sich Männer gern über ihren Job aus. Sie selbst versuchte, das Gespräch immer dann in eine andere Richtung zu lenken, wenn es um sie selbst ging. Ihrer Meinung nach gehörte es sich nicht, der Freundin die Show zu stehlen. Barbara kam auf Monikas Buch zu sprechen und fragte Jan nach seiner Meinung, worauf dieser geschickt erwiderte, er fände es gut, aber er sei natürlich befangen.
    Sie verbrachten zwei angenehme Stunden im Café. »Komm doch wieder mal vorbei, wenn du Zeit hast«, sagte Monika lahm, als sie aufbrachen. Obwohl sie ihrer Freundin stets zuredete, sich einen Liebhaber zuzulegen, hatte sie etwas dagegen, wenn es Jan war. Sie war glücklich gewesen in den letzten Wochen. Bis Joachim wiederkam, wollte sie das bleiben. Ja, sie hatte es Jan sehr leicht gemacht, aber sie hatte kein schlechtes Gewissen. Wer so wie Joachim seine Frau vernachlässigte, hatte es verdient, betrogen zu werden.
    Jan konnte Barbara in Monikas Gegenwart schlecht um ein Wiedersehen bitten, aber er war sicher, dass er einen Weg finden würde. Barbara lud die beiden zur Eröffnung ihrer Ausstellung in Nienstedten ein, und sie versprachen zu kommen. Sie begleitete die beiden noch bis nach Hause und ging dann den Weg zurück zur Stadt, wo sie ihren Wagen in einer Tiefgarage geparkt hatte. Sie dachte an Monika. Du dummes Mäuschen bist eifersüchtig ganz ohne Grund. Natürlich ist dein Joachim ein toller Mann, aber ich bin nicht deine Rivalin, ich nicht.

16
    Am Samstagnachmittag war das ›Cosima‹ stets überfüllt. Barbara drängelte sich durch den schmalen Gang zwischen Vitrine und Kontakttischen. »Hallo Toni! Einen Milchkaffee, einen Käsekuchen.«
    »Kommt gleich«, nickte Toni. Sascha war von Mal zu Mal offener und redseliger geworden. So war es immer. Toni kannte das schon. Zuerst kamen die Neuen schüchtern herein, dann taten sie, als gehöre ihnen das Café.
    Barbara befürchtete schon, sie müsse am Tresen sitzen bleiben, da entdeckte sie in der Ecke Luigi mit einem jungen Mann, den sie nicht kannte. Luigi hatte sie ebenfalls erkannt und winkte sie herüber. »Dieter, das ist Sascha, Sascha, das ist Dieter«, machte er sie flüchtig bekannt. Dieter, ein blasser Jüngling mit Pickeln, nickte ihr zu und rutschte etwas auf der Bank zur Seite. Nach kurzem ›Wie geht’s denn so?‹ sagte Luigi: »Gut, dass ich dich treffe, Sascha. Ich habe mit Rosalie gesprochen, ihr gehört der Club, du weißt schon, der, in dem ich arbeite.«
    »Oh ja, und?«, fragte Barbara interessiert und warf Dieter einen skeptischen Blick zu.
    »Dieter ist Mitglied«, beruhigte Luigi sie. »Also, Rosalie meinte, ich könne dich jederzeit mitbringen, natürlich auf Probe. Aber sie war ganz begeistert. Ein Künstler gibt dem Club Flair, meinte sie.«
    »Sie?«, fragte Barbara irritiert.
    »Rosalie ist natürlich ein Mann«, lachte Luigi. »Ein Transvestit. Frauen werden bei uns nicht aufgenommen.«
    »Wäre ja auch merkwürdig in einem Schwulenklub«, erwiderte Barbara prompt.
    »Ich habe

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