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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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nichts gegen Frauen«, sagte Luigi, »nur im Bett mag ich sie nicht. Und Lesben kann ich auch nicht ausstehen. Die tun so, als sei das Leben eine griechische Tragödie, in der sie ihren Part bis zum bitteren Ende durchziehen müssen, findest du nicht?«
    »Ich weiß nicht, ich kenne keine Lesben.«
    »Lesben sind so was von männerfeindlich«, mischte sich Dieter ein. »Wir Schwulen mögen doch auch Frauen. Ich kenne viele, die eine Freundin haben.«
    »Stimmt, ich habe auch eine«, sagte Barbara erleichtert, weil sie nicht zu lügen brauchte.
    »Unter uns gibt es aber auch richtige Weiberhasser«, meinte Luigi. »Denke doch nur mal an Alexander.«
    »Ja der«, erwiderte Dieter gedehnt, als handele es sich um ein außerirdisches Exemplar.
    Da rauschte der schöne Manrico herein. Er hatte Luigi sofort im Blick, schlängelte sich heran und rief: »Oh, Luigi, amore mio.« Dann taxierte er Barbara mit einem Kennerblick. »Che bello!«
    »Herrgott, Manrico, deine Italienischkenntnisse von der Volkshochschule reißen doch keinen mehr vom Hocker«, sagte Luigi spitz. Er wandte sich an Barbara: »Dieser Beau ist nämlich in Hamburg aufgewachsen und spricht schlechter Italienisch als ein Tourist an der Riviera.«
    »Wie kann man nur so neidisch sein, Luigi. Nur, weil du auf deinem Dorf in den Abruzzen nie eine Schule besucht hast. Aber dafür kannst du ja nichts.« Manricos blendend weißes Gebiss strahlte Barbara an. »Ist hier noch ein Platz für mich, ihr Süßen?«
    »Wie du siehst, ist alles besetzt«, zischte Luigi zurück. »Wenn du etwas schlanker wärst, ginge es ja gerade noch, aber so?«
    Manrico lächelte milde. »Dein Böhnchen passt natürlich in jede Nische, aber mein strammer Hintern ist auch an anderen Tischen jederzeit willkommen.« Manrico entfernte sich mit schwingenden Hüften und verteilte großzügig nach links und rechts sein Zahnpastalächeln.
    Barbara lachte. »Das war er also, der Schwarm eines jeden Jungmannes.«
    »Gefällt er dir?«
    »Ja, er ist nett.«
    »Oh Gott, nett!«, rief Luigi theatralisch. »Der Mann ist bi! Völlig indiskutabel.«
    Dieter verdrehte die Augen. »Und wenn er hetero wäre. Ich würde was drum geben, ihm mal im Darkroom zu begegnen.«
    »Heteros gehen aber nicht in Darkrooms.«
    »Leute, das Irrste ist es, einen Hetero auf dem Laken zu bekehren«, verkündete Luigi.
    »Es gibt gar keine echten Heteros«, gab Dieter seine Weisheit zum Besten. »Alle Männer haben einen schwulen Kern.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Barbara. »Dann hätten auch alle Frauen einen Lesbischen.«
    »Ist ja vielleicht auch so.«
    »Das wüsste ich aber!«, entfuhr es Barbara.
    »Wie?«, kam es zweistimmig zurück.
    »Ich meine …« Barbara wurde dunkelrot. »Ich meine, das wüsste ich aber, weil ich mit mehreren Frauen befreundet bin.«
    »Manche Frauen wissen das von sich selber nicht«, meinte Dieter kopfschüttelnd.
    »Ja, wer kennt sich schon selbst«, seufzte Luigi.
    Dem musste Barbara innerlich zustimmen, und dann wechselten sie das Thema, aber Barbara war es wegen der Fülle zu ungemütlich, und unterhalten konnte man sich auch immer schlechter, deshalb verabschiedete sie sich bald. Sie hatte mit Luigi ausgemacht, dass sie sich am nächsten Freitag um 19.00 Uhr am Bahnhof Osterstraße treffen wollten.
    ***
    Die Eröffnung der Ausstellung in Nienstedten war gut besucht, und Barbara verkaufte drei Bilder. Sie war in guter Stimmung, und diese stieg, als Jan und Monika auftauchten. Weil Robert anwesend war, begann sie heftig mit Jan zu flirten, obwohl Monika ihr leidtat. Aber das war nicht zu ändern. Es war zu schön zu beobachten, wie Robert die ganze Zeit über tat, als bemerke er nichts, und seine Gesichtsfarbe dabei langsam von Rot ins Violette dunkelte.
    Barbara konnte sich nicht erinnern, jemals mit solcher Leichtigkeit geflirtet zu haben. Seit sie ihr Doppelleben führte, fiel es ihr nicht schwer, ihre feminine Seite zu zeigen. Es war so leicht, Joachim tief in die Augen zu sehen und zu wissen, noch heute Nacht Stephan auf ihrer Bodenkammer zu haben. Dass sie Joachim damit Hoffnungen machte, interessierte sie nicht. Er war schließlich verheiratet.
    Nach dieser gelungenen Vernissage konnte die folgende Vorstellung nur besser werden. Robert Grünwaldt wurde höflich verabschiedet, ebenso Jan und Monika, und Barbara entschwebte, um noch genug Zeit für die Vorbereitungen zu haben. Stephan war pünktlich, und Barbara gab eine Vorstellung, die
war
besser als die vorige. Kein Wunder,

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