Der Duft des Anderen
Fleisch. »Bitte, bitte!«, wimmerte Stephan, aber es war nicht klar, ob sie aufhören oder weitermachen sollte.
»Dein Bauch ist nichts weiter als ein stinkender Aschenbecher«, sagte Barbara und legte die glimmende Zigarette darauf ab. Stephan krampfte die Finger zu Fäusten. Er wünschte sein schmerzendes Geschlecht zu berühren, aber er wusste, er durfte es nicht.
»Du riechst nach verbranntem Fleisch. Mir gefällt der Geruch, dir auch?«
Stephan verdrehte die Augen. »Ja«, flüsterte er kaum hörbar.
»Lauter! Mir gefällt es, wie du leidest. Dir auch?«
Stephan stieß ein Winseln aus, sein Unterkörper begann zu zucken, die Zigarette rollte herunter.
»Du Tölpel!«, schrie Barbara. Sie hob die Zigarette auf, überlegte, nahm dann das Feuerzeug und hielt ihm die Flamme an die Schamhaare. »Ich muss dich bestrafen.«
In Stephans Augen trat etwas Klarheit. »Nein, das nicht, das nicht!«, schrie er.
Barbara hielt die Flamme an den dunkelblonden Pelz. Die Spitzen verkohlten, es roch streng nach verbranntem Horn. Der Geruch bereitete ihr Übelkeit, aber das durfte sie Stephan nicht merken lassen. Immerhin schien seinem Geschlecht diese Prozedur zu bekommen, die prall gefüllten Adern schlängelten sich wie Stricke über den aufgerichteten Schwanz.
»Komm, flehe mich an, dir noch Schlimmeres anzutun. Na los, ich will es hören! Sonst kastriere ich deinen jämmerlichen Stummel mit dem Korkenzieher.« Barbara hob das Gerät hoch und zeigte es ihm. »Den stoße ich dir bis zur Wurzel, das macht mir Spaß, und du verblutest. Na und? Ist es vielleicht schade um so einen wie dich? Antworte! Wäre es das?«
»Nein, wäre es nicht«, röchelte Stephan, dunkelrot im Gesicht. »Mach es mir! Meister! Bitte!«
Barbara machte das Pochen zwischen ihren Schenkeln fast irre. Sie schwankte und pendelte ständig auf dem Grat zwischen Orgasmus und Absturz. Ich will kommen, ich will jetzt kommen, dröhnte es in ihrem Schädel. Ich muss ihn verbrennen, zerreißen!
In diesem Augenblick kam Stephan. Er kam heftig und lange. Barbara starrte wie benommen auf das zuckende Ding und spürte, wie es ihr verging. »Scheiße, Scheiße!«, schrie sie, doch dann besann sie sich. Sie begann zu stöhnen und täuschte einen wunderbaren Orgasmus vor. Dabei beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie Stephan sich das verschwitzte Haar langsam aus dem Gesicht strich und sich wie ein satter Löwe erhob. Das Tier hatte seine Fesseln zerrissen, fürchtete seinen Wärter nicht mehr. Das Opfer hatte genossen, der Henker hatte nicht genug Atem besessen.
Beide schwiegen. Stephan zog sich an. Barbara machte das Oberlicht an. Der Bodenraum war wieder ausgeleuchtet und nüchtern. Als Stephan fertig war, sagte er: »Hast du ein Heftpflaster für mich, Sascha? Das brennt ganz schön.«
»Ja, warte, ich hole dir eins.«
Barbara kam zurück mit dem Pflaster. »Ich habe sogar Brandsalbe gefunden. Hier, das kühlt.«
Stephan tat etwas Salbe auf die Pflaster, zog das Hemd hoch und klebte sie sich auf die roten, runden Stellen. Er nickte anerkennend. »Fünfmal, ich muss schon sagen, Sascha, ich habe dich unterschätzt.«
Ich mich selber
, dachte Barbara. Sie hätte nie geglaubt, dass sie dazu imstande wäre. »Na ja«, sagte sie, jetzt etwas verlegen, »ich hatte dich gewarnt.«
Stephan zog plötzlich ihren Kopf zu sich heran und küsste sie. »Es war der tierischste Orgasmus, den ich je gehabt habe. Aber dich hätte ich dabei auch gern nackt gesehen.«
»Der Meister ist niemals nackt dabei.«
»Du bist ein ganz schöner kleiner Satan, mein Saschalein. Aber ich mag es feurig. Wenn das hier geheilt ist – glaubst du, das wird lange dauern?«
»Ach nein«, behauptete Barbara, ohne eine Ahnung davon zu haben.
»Sehen wir uns diese Woche noch?«
»Ich habe viele Termine«, wich Barbara aus. »Ich rufe dich an.«
»›Ich rufe dich an‹ heißt: ›Du kannst es vergessen‹«, sagte Stephan beleidigt.
»Nein, ich rufe dich an, bestimmt. Aber bitte, komme nie einfach so vorbei. Ich möchte wirklich nicht, dass die Nachbarn was merken.«
»Ich komme nur, wenn mein Herr und Meister mich ruft, Ehrenwort.«
Als Stephan das Haus verließ, war es gegen vier Uhr morgens. Barbara stieg hinauf auf den Boden. Sie war jetzt vollkommen nüchtern, und sie war so leer, wie man nach unerfüllter Lust nur sein konnte. Stephans Spermafleck auf der Couch trug auch nicht zu ihrer Erheiterung bei. Es hatte doch alles so herrlich funktioniert, weshalb hatte sie wieder
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