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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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schaute flüchtig in den Spiegel. Dann schaute sie genauer hin. Eine etwas blasse Barbara sah sie an, aber aus ihren Augen blitzte Triumph. Alexanders Augen!
    Sie lächelte zufrieden, duschte und machte sich zurecht, dabei verwendete sie reichlich Lippenstift und Mascara und zog ein schickes Kostüm an. Ganz hinten aus dem Kleiderschrank kramte sie eine Handtasche hervor. Sie packte ihre Schminksachen hinein, eine kleine Parfümflasche und noch etliche Dinge, von denen sie wusste, dass Frauen sie mit sich herumtrugen. Dann schlüpfte sie in halbhohe Pumps und drehte sich vor dem Flurspiegel. »Hallo Barbara«, hauchte sie sich zu. »Weißt du etwa, wer diesen schwulen Stricher ermordet hat? Wie? Ich? Jeder Bulle, der mich heute Abend für einen Mann hält, muss verrückt sein.«
    Dann schloss sie das Telefonkabel wieder an und wählte Monikas Nummer.
    ***
    Joachim hatte sich statt für Mittwoch für Donnerstagabend angesagt und etwas von ausgefallenen Flugzeugen gemurmelt. In der Tat hatte er Monika diesmal nicht verärgert. »Typisch!«, war ihr einziger Kommentar, und sie dachte:
Gott sei Dank wollte er nicht, dass ich ihn vom Flughafen abhole.
    Zur Ankunftszeit hielt sich Jan diskret fern und beobachtete von seinem Taxi aus den Hauseingang. Erst eine Stunde später, nachdem er gesehen hatte, wie Joachims Mercedes vorgefahren war, ging er nach oben. Dieser bienenfleißige Mensch musste doch tatsächlich erst noch einmal bei seiner Firma vorbeigefahren sein, weil er im eigenen Wagen kam und nicht mit dem Taxi vom Flughafen. Jan wusste von Monika, dass Joachim seinen Wagen vor seiner Reise auf einem der vier Parkplätze der Firma abgestellt hatte, die für Führungskräfte reserviert waren.
    Mit gemischten Gefühlen betrat Jan das Haus. Was er sagen wollte, hatte er sich zurechtgelegt, und alles war mit Monika abgesprochen. Hoffentlich hatte Joachim sich inzwischen bei seiner Mutter erkundigt und hielt ihn nicht mehr für einen Betrüger.
    Als Jan aus dem Fahrstuhl stieg, stand Joachim bereits in der Haustür. Ein strahlender Joachim, hinter ihm eine verunsichert lächelnde Monika. Joachim breitete die Arme aus und kam auf Jan zu. Bevor Jan etwas sagen konnte, wurde er stürmisch an das Bruderherz gedrückt. »Jan! Mensch, ich freue mich ja so.«
    Mit einer so überschwänglichen Begrüßung hatte Jan nicht gerechnet. Er erinnerte sich, wie kalt und abweisend Joachim vor sechs Wochen gewesen war. Wahrscheinlich wusste er inzwischen die Wahrheit, und sie hatte ihn völlig überwältigt.
    Jan erwiderte die Umarmung und blinzelte Monika verwirrt zu. »Joachim! Ich bin so froh, dass alles geklärt ist. Hat deine – ich meine unsere Mutter …«
    »Ja, ja, sie hat alles bestätigt.« Joachim schob Jan in den Flur. »Es tut mir sehr leid, dass ich damals etwas unhöflich war, aber du musst das verstehen. Da kommt jemand und …«
    »Ist doch klar! Darüber reden wir nicht mehr.« Arm in Arm marschierten sie ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch stand eine Vase mit roten Rosen. Joachim drückte Monika an sich. »Ist das nicht herrlich? Ich habe einen Bruder.« Er wies auf die Couch. »Setz dich, Jan. Fühl dich wie zu Hause.«
    Monika lächelte süß. »Jan hat eine kleine Weile im Gästezimmer gewohnt. Du bist doch nicht böse?«
    »Warum denn? Ach so, du konntest natürlich nicht sicher sein, ob er mein Bruder ist.«
    »Stimmt, aber er hat mir so viele Einzelheiten über die Sache damals in der DDR erzählt, ich habe ihm einfach geglaubt.«
    »Und dein weibliches Feingefühl hat sich als richtig erwiesen. Was täte ich nur ohne dich? Da hätte ich meinen eigenen Bruder beinah auf die Straße gesetzt. – Hole doch bitte den alten Portwein aus dem Keller. Das muss begossen werden.«
    Monika wollte schon gehen, da hielt Jan sie zurück. »Aber Joachim, für den Wein ist doch der Mann zuständig.«
    Joachim stutzte, dann lächelte er. »Du hast recht, ich bin gleich wieder da.«
    Jan sah ihm kopfschüttelnd hinterher. »So ein Chauvi! Schickt dich einfach in den Keller, und du läufst.«
    »Dafür arbeitet Joachim schwer«, verteidigte ihn Monika.
    »Ja, es scheint so«, seufzte Jan, »Ich bin jedenfalls heilfroh, dass alles so glimpflich abläuft. Joachim ist ja wie umgewandelt.«
    »Seine Moskaureise war ein voller Erfolg. Er hat mir Rosen mitgebracht, siehst du? Und wir gehen heute Abend essen, wir alle drei.«
    Joachim hatte sich beeilt und erschien mit dem Portwein. Sie tranken sich zu, und als Jan und er miteinander

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