Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
Vom Netzwerk:
nicht gemerkt, dass ich das Haus verlassen habe. Wenn er morgen früh aufwacht, wird er schön sauer sein. Wirklich, Sascha, nur fürs Labern habe ich keine Lust, mir von Manrico eine Szene machen zu lassen.«
    Barbara schnitt sorgfältig ihre Pizza in vier Teile. »Ich habe über das nachgedacht, was du mir gesagt hast, erinnerst du dich? Über das Töten. Ob es einen anmachen könnte.«
    Stephan kaute mit vollen Backen. »Mmh, du warst nicht so angetan.«
    Barbara fuhr fort, ihre Pizza zu zerschneiden, in acht Teile. »Ein richtiger Mord wäre natürlich etwas heftig«, fuhr sie fort. »Aber was hieltest du davon, wenn wir in unser Programm etwas Todesangst mit einbauten?«
    »Einen vorgetäuschten Mord meinst du?«, fragte Stephan und trank einen Schluck. »Ich weiß nicht, ob mich das anmachen würde. Wenn ich vorher weiß, dass alles nur ein Spiel ist …«
    »Und wenn du es nicht weißt?«, fragte Barbara lauernd.
    »Wieso?« Stephan vergaß das Kauen. »Wie sollte das denn vor sich gehen?«
    »Ganz einfach. Wir ziehen unsere Nummer ab, hart und gnadenlos, wie immer. Mit dem Unterschied, dass ich dich diesmal fessele. Und ich werde ein Messer haben. Wir werden beide geil sein, wir werden glühen, bersten vor Verlangen, und ich habe immer noch das Messer, verstehst du? Keiner von uns beiden wird wissen, was dann geschieht. Und es könnte geschehen. Das wird der Kick sein, Stephan!«
    Stephan sah sie mit großen Augen an, und Barbara merkte, wie es in ihm arbeitete. »Das – das wäre wie russisches Roulette, wie?«, stieß er heiser hervor.
    »So ähnlich, ja.«
    Stephan stieg das Blut in die Wangen, er schob den Teller mit der Pizza zurück. »Ein irrer Gedanke! Und du hättest keine Angst?«
    »Ich? Wieso ich?«
    »Dass du einen Mord begehen könntest.«
    Barbara beugte sich über den Tisch und starrte ihn an. »Ich würde es geil finden!«
    »Aber – du würdest es nicht tun, es ist nur der Gedanke, die Fantasie, die dich geil macht, nicht?«
    »Wer weiß?« Barbara lachte leise. »Diese Ungewissheit wird dir einen galaktischen Orgasmus verschaffen.«
    Stephan leckte sich die Lippen. Schon bei der bloßen Vorstellung stand er ihm wie eine Kerze. Aber in seinen Augen flackerte ein Rest Unsicherheit, ein Rest Angst.
    Barbara lächelte so süß wie ein Frühlingsmorgen. »Bedenken, Stephan? Ich könnte niemanden umbringen, das weißt du doch.«
    Stephan lächelte verzerrt. Er wollte es gern glauben. »Du fesselst mich – du hast ein Messer – und du wirst so tun als ob, aber du wirst es nicht tun, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Barbara zwinkerte ihm zu. Und dieses ›wahrscheinlich nicht‹, diese kleine Unsicherheit, dieser Tropfen Todesangst, das ließ ihn erschauern, süß erschauern. Er hatte das Gefühl, als sei sein ganzer Körper ein zuckendes, pochendes Ding, das nach Erlösung gierte. »Gehn wir hinauf!«, keuchte er.
    Barbara hob ihr Glas. »Trinken wir auf die tollste Nummer, die wir je haben werden.«
    Stephan hob sein Glas, aber es entglitt seinen zitternden Fingern. »Ich – mag nicht. Mach es mir, mach es mir jetzt!« Seine Augen glänzten unnatürlich, auf der Stirn trat ihm der Schweiß aus, lief in kleinen Tropfen an seinen Schläfen hinab.
    »Hinauf mit dir, du elender Köter!«, zischte Barbara jetzt und verwandelte sich augenblicklich in seinen gestrengen Herrn. »Aber nackt!«
    Während Stephan sich hastig entkleidete, holte Barbara aus der Küche ein großes Messer und einen Strick. Sie zeigte die Sachen Stephan, gab ihm einen Tritt und rief: »Rauf mit dir, damit ich dich schlachten kann!«
    Stephan kroch auf die Couch und rollte sich zusammen wie ein Embryo. »Gnade, Herr und Meister!«
    Sie sah seine nackte, gekrümmte Gestalt. Sie schnürte diesen wimmernden Leib zusammen, und sie quälte ihn mit glühenden Zigaretten und drohte ihm fürchterliche Todesarten an. Sein Orgasmus kam so heftig, dass er fast seine Fesseln sprengte. Das Messer, das ihm in die Kehle fuhr, spürte er nicht mehr, Stephan hatte einen schönen Tod.
    Barbara hatte keine sexuelle Regung dabei verspürt. Sie gab Stephan einen kühlen Abschiedskuss auf die Stirn und gönnte seinem Leichnam einen distanzierten Blick. Sie war Alexander.
    Natürlich hatte es eine Menge Blut gegeben. Es war in die Couch und in den alten Teppich gesickert. Barbara rollte den Teppich auf, den konnte sie später beseitigen. Als die Blutung zum Stillstand gekommen war, schob sie die Leiche von der Couch und legte eine

Weitere Kostenlose Bücher