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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Tiergarten auf einer Bank saß. »Das ist sie – eigentlich meine Pflegemutter, aber für mich ist sie meine wirkliche Mutter.«
    »Sie wirkt sehr sympathisch«, sagte Barbara aufrichtig. »Darf ich das Foto hier behalten?«
    »Ist es nicht zu klein?«
    »Nein, nein, das geht schon.«
    »Fein. Das Bild schenke ich ihr zu Weihnachten«, freute sich Jan. Er steckte die Börse wieder weg. »So, und jetzt muss ich dir den neuesten Knüller erzählen. Du erinnerst dich, dass ich ohnehin nach dem Urlaub mit dir reden wollte?«
    Barbara nickte.
    »Du weißt, Joachim hat mir Monika praktisch aufgedrängt, ich soll mich um sie kümmern, natürlich nicht nur aus fürsorglicher Sicht. Zuerst war ich – ich muss es zugeben – nicht abgeneigt, aber dann nahm es Formen an – ich kann einfach keine Ehe zu dritt führen, ich komme mir inzwischen vor wie ein geleaster Playboy.«
    Barbara lachte. »Und was ist der Knüller daran?«
    »Monika hat einen anonymen Brief erhalten.« Jan erzählte ihr die ganze Geschichte, haarklein, bis hin zur Szene in Kirchs Büro. Barbara hakte manchmal nach, fragte dies und das, und Jan nahm kein Blatt vor den Mund.
    Barbara bewunderte Alexanders Haltung, sie würde sie sich zu eigen machen. Gleichzeitig war sie enttäuscht, dass ihn der Vorfall anscheinend nicht geschwächt hatte. Jan gegenüber setzte sie eine betrübte Miene auf. »Diese Homosexuellen! Alles Egozentriker, findest du nicht? Ein rücksichtsloser Klüngel reinster Egomanen. Für Monika muss das alles schrecklich sein. Was wird sie denn jetzt machen?«
    »Wir haben uns nach dem Desaster in Kirchs Büro am Abend alle drei ausgesprochen. Joachim hat die Sache ganz schön mitgenommen, Monika hat nach meinem Empfinden zu hysterisch reagiert. Ich meine auf das Schwulsein, nicht auf Joachims Untreue. Ich musste natürlich den Schlichter spielen. Ich glaube, es ist mir am Ende auch gelungen, Monika zu beruhigen. Eine Scheidung kommt für sie nicht infrage, also wird alles so laufen wie bisher.«
    Barbara stippte einen Haltbaren in ihren Kaffee. »Wie bisher? Du meinst, du wirst auch weiterhin Joachim im Ehebett ersetzen, und die Farce von der heilen Ehe läuft weiter?«
    Jan schüttelte den Kopf. »Nein. Joachim hätte es wohl gern und Monika auch, aber ich mache das nicht mit. Die beiden müssen ihre Probleme schon allein lösen. Vielleicht redest du einmal von Frau zu Frau mit Monika? Joachim hat ja seinen Alexander im Büro, der ihn trösten kann.«
    »Was wirst du denn tun?«
    »Ich gehe wieder nach Berlin und fahre Taxi.« Jan lächelte wehmütig. »War eine schöne Zeit in Hamburg und deinetwegen tut es mir auch leid. Es wäre schön gewesen, wenn zwischen uns – ich meine, wenn unsere Freundschaft länger Bestand gehabt hätte.«
    Barbara trank ihren Kaffee. »Die muss doch nicht zu Ende sein, weil du in Berlin bist, Jan.«
    »Nein, natürlich nicht. Ich werde dich anrufen. Und ich werde Joachim manchmal besuchen.«
    »Ich werde dich auch vermissen«, sagte Barbara sanft. »Du bist der netteste Mann, der mir jemals begegnet ist.« Sie schaute in ihre Tasse. Der Rest des Kaffees war voller Krümel. »Wenn das Bild fertig ist, rufe ich dich an, dann musst du unbedingt kommen und es persönlich abholen. Wir gehen dann wieder schick aus, so wie damals im Saseler Landhaus.«
    Jan küsste sie zum Abschied, und Barbara ruhte plötzlich wieder in Joachims Armen beim Tanz, als er sie mit seinem jungenhaften Charme betört, als noch niemand im Club gewusst hatte, dass sie eine Frau war. Sie brach plötzlich in Tränen aus. Jan zuckte erschrocken zurück. »Barbara! Was hast du? Das war doch ein Freundschaftskuss.«
    »Klar«, nickte sie und lächelte unter Tränen. »Man wird doch zum Abschied noch heulen dürfen.«

27
    Im Club ›Die Freunde‹ sorgte Sascha noch mehrere Abende für Gesprächsstoff, und die Diskussionen wurden durchaus kontrovers geführt. Barbara hätte sich gewundert, wie viel Zustimmung sie erhielt, nicht alle waren wie Alexander. Natürlich wäre ihr Verbleiben als Sascha ein Unding gewesen, so weit reichte die Akzeptanz nicht, aber etliche äußerten Verständnis und bescheinigten ihr Engagement und Mut, und nur Alexander bezeichnete ihre Entschlossenheit, das, was sie fühlte, auch umzusetzen, als Besessenheit, für deren Therapie es bekanntlich gewisse Häuser gebe.
    Luigi hatte den von Barbara befürchteten Rundumruf noch nicht gestartet. Diese Neuigkeit wollte er als Schmankerl beim nächsten Treffen

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