Der Duft des Apfelgartens
und überlegt, wie das funktionieren könnte, und schüttelt dann den Kopf. Unmöglich, darüber zu spekulieren; sie müssen abwarten, wie Dossie sich entscheiden wird. Nachdem Pa seine Meinung kundgetan hat, scheint er es zufrieden zu sein, auf Dossies Entscheidung zu warten – und außerdem fesselt ihn die Tennisübertragung aus Wimbledon vollkommen, wie immer.
Mo rückt unruhig hin und her. Sie hat sich noch nie so stark für Tennis interessiert wie Pa. Als sie sich nach ihrem Buch umschaut, sieht sie eine Werbebroschüre für das Sommerfestival von St. Endellion auf ihrem Sekretär liegen; in der kleinen Stiftskirche werden Konzerte, Musikaufführungen und Veranstaltungen stattfinden, und es ist Zeit, dass sie Eintrittskarten vorbestellt. Sie hofft nur, dass die Angst vor der Schweinegrippe, die Pa »Speckfieber« nennt, sich nicht negativ auswirkt. Mo greift nach der Broschüre und ihrer Brille und studiert das Programm.
Ihre Augen weiten sich vor Freude. Das Festival wird mit einem wunderbaren Abendgottesdienst mit Musik von Mendelssohn und Holst eröffnet, und dann, am Sonntagmorgen, mit einer Eucharistiefeier zu Haydns Missa Brevis fortgesetzt. James Bowman wird in Brittens Tod in Venedig singen, es wird ein Kammerkonzert mit Stücken von Tschaikowsky und Mozart geben, und das Festival endet mit einer Aufführung von Was ihr wollt auf der Wiese vor dem Pfarrhaus.
Mo beginnt, Veranstaltungen mit einem Bleistift anzustreichen. Bald ist sie eingenickt.
Ein paar Tage später sitzen Clem und Janna sich an dem kleinen Tisch im Wohnwagen gegenüber. Sie hören das Flüstern des leichten Regens, der vor der offenen Tür fällt, wo die durchnässten Zwerghühner unglücklich picken. Eine Bande Eichhörnchen plündert die Apfelbäume, und unter dem Fenster blühen zarte Wicken.
»Dann haben Sie sich also entschieden«, sagt sie. »Das sehe ich Ihnen an. Sie sehen richtig glücklich aus.«
So ist es. Seine schmalen Augen strahlen sie fröhlich an, und er hat die Lippen fest zusammengepresst, als fürchtete er, ein Geheimnis preiszugeben, wenn er zu breit lächelt.
Jakey hat manchmal den gleichen Gesichtsausdruck, wenn er ihr einen Stein bringt. »Mach die Augen zu und ssstreck die Hand ausss!«, sagt er dann. »Jetzt darfssst du gucken.« Und wenn sie die Augen öffnet, sieht er sie mit genau der gleichen Miene an.
Clem nickt. »Wenn wir ein stichhaltiges Konzept vorlegen und die Sache sich gut entwickelt, werde ich bleiben und mich auf die Ordination vorbereiten. Dieses Mal brauche ich aber nicht für zwei Jahre fortzugehen. Ich kann einen kürzeren Kurs absolvieren und dabei weiter hier arbeiten. Vater Pascal und ich haben mit Bischof Freddie darüber gesprochen. Vater Pascal ist richtig aufgeregt deshalb. Nun ja, wir beide sind das.«
Janna beobachtet ihn. Sie hat ihn noch nie so munter, so lebendig – oder so attraktiv – gesehen. Er trägt ein altes, verwaschenes blaues Baumwollhemd, dessen Ärmel er über seinen gebräunten Armen hochgekrempelt hat, und sein silberblondes, regenfeuchtes Haar bildet einen verblüffenden Kontrast zu der tiefen Sonnenbräune seines Gesichts.
»Was ist mit Ihnen?«, fragt er. »Sie werden doch auch bleiben, oder? Die Schwestern werden Sie mehr denn je brauchen.«
Sie wendet den Blick von ihm ab, zeichnet mit den Fingern kleine Muster auf die Tischplatte und schüttelt ausweichend den Kopf. »Ich weiß es noch nicht. Verstehen Sie, ich würde gern ein wenig mehr darüber wissen. Ich meine, jetzt ist alles okay, weil wir wie eine große Familie sind. Sogar die Gäste sind nett und freundlich, und ich habe das Gefühl, dass ich zurechtkomme. Aber diese neue Sache wird anders sein, oder? Vater Pascal sagt, dass alles professioneller aufgezogen werden muss als momentan.«
»Das stimmt schon. Doch wir werden fest angestelltes Personal haben, das uns unterstützt, und werden nicht so weitermachen müssen wie jetzt. Ich hatte überlegt, ob Sie vielleicht mit den Schwestern zusammenwohnen wollen statt im Einkehrhaus selbst. Wenn sie in die Remise ziehen, werden sie Kontinuität brauchen, jemanden, der sich um sie kümmert. Genau das ist ja auch im Moment Ihre Aufgabe. Würde Ihnen das denn keine Freude bereiten?«
»Ich denke darüber nach«, gibt sie abwehrend zurück.
Anscheinend sind nur sie und Schwester Ruth nicht vollkommen für diese neuen Pläne, und Janna hat beinahe ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht aus vollem Herzen an der Aufregung teilhaben kann. Durch die
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