Der Duft des Blutes
kleine Aluminiumflasche mit sieben Liter Pressluft am Tag vorher hier deponiert. Das musste genügen! Michael Schmieder zog seine Stiefel aus, schlüpfte in den gummiartigen Tauchanzug und zog ihn hoch.
Vielleicht wird mich das Geld ein wenig wärmen, dachte er grinsend, als er die sauber gepackten Bündel in den Anzug stopfte. Er klipste das Jackett zu, zog den Lungenautomaten nach vorn und klemmte die Flossen unter den Arm.
Jetzt kam der gefährlichste Teil. Es waren nur drei Meter bis zum Wasser, doch wenn ihn jetzt ein Scheinwerfer erfasste, wurde es kritisch. Vorsichtig schob er eines der Bleche zur Seite und spähte hinaus. Weiter unten sah er den Hubschrauber über dem Reiherstieg kreisen. Eines der Schnellboote war direkt unter ihm. Mit Bootshaken versuchten die Männer etwas Großes heranzuziehen.
Gut, die sind beschäftigt, dachte er erleichtert. Gebückt stand er da. Er fühlte sich plump und unbeweglich unter der Last seiner Tauchausrüstung. Auch waren die Zeiten vorbei, da es nur trainierte Muskeln unter seiner Haut gegeben hatte. Noch einmal atmete er tief durch, dann ging er los. Um ihn herum blieb alles ruhig: keine Rufe, keine Lichter in der Nähe. Das Wasser glänzte dunkel zu seinen Füßen. Die Beine bereits im eisigen Nass, setzte er sich hin und zog die Flossen an. Er hatte den Lungenautomaten schon im Mund und wollte sich gerade die Taucherbrille über Augen und Nase ziehen, als er plötzlich den Mann sah. Der blaue Michel zuckte zusammen. Keinen Meter von ihm entfernt stand er, die Hände in die Hüften gestützt, und sah auf den Taucher herab.
Wo kam der denn her? Panisch tastete er nach einer Waffe. Da fühlte er plötzlich eine Eisenstange in seiner Hand. Der Typ hatte noch kein Wort gesprochen. Nun kam er einen Schritt näher. Es schien Michael, als sei er riesig. Langsam bückte sich der Mann. Michael umklammerte die Eisenstange. Noch nicht, noch nicht -jetzt!
Auf seine Armmuskeln konnte er sich immer noch verlassen. Das müsste reichen! Die Stange sauste auf das schattenhafte Gesicht zu, doch plötzlich schnellte eine weiße Hand nach oben und fing das Eisen ab. Es war, als habe Michael auf Stahl geschlagen. Er stöhnte vor Überraschung und Schmerz auf. Bevor er sich versah, hatte der Fremde ihm die Stange aus der Hand genommen. Klirrend rollte sie über den abschüssigen Beton und versank dann mit einem Glucksen im tiefen Hafenbecken.
„Aber, aber ...", stotterte Michael, als die schmale Hand mit den übermenschlichen Kräften nach ihm griff. Zwei rote Augen leuchteten in der Finsternis, eiskalter Atem streifte sein Gesicht. Er begriff, dass er verloren hatte. Fast teilnahmslos ließ er sich die Haube vom Kopf ziehen. Er spürte, wie die Halsmanschette des Tauchanzuges zerriss.
„So begegnen wir uns wieder", raunte eine dunkle Stimme. „Das letzte Mal hat es nicht wehgetan, doch heute ist mir, als sei der Wolf in mir erwacht!"
Michael blieb keine Zeit, über die merkwürdigen Worte nachzudenken. Messerscharfe Zähne legten sich an seine Kehle, bissen brutal zu und rissen eine klaffende Wunde auf, aus der das Blut in hellroten Stößen hervor sprudelte. Die Hand vor Michaels Mund unterdrückte seinen Schrei. Mit Kraft schoss das Blut in Peter von Borgos Mund. Welch Gewalt, welch Leben sog er in sich auf! Zu beiden Seiten troff der Saft aus seinen Mundwinkeln, doch das störte ihn nicht. Er war in einen Zustand der Raserei verfallen, trank und schluckte nur noch und fühlte die Kraft des Lebens in sich, bis der Strom nach und nach versiegte. Ein paar Atemzüge noch, ein paar Herzschläge, dann würde das Leben in seiner Hand erlöschen. Mit einem Hauch von Bedauern löste sich der Vampir von seinem Opfer -hielt es noch einen Augenblick mit ausgestrecktem Arm von sich und ließ es dann ins Wasser gleiten. Flossen, Haube und Taucherbrille kickte er hinterher.
Die Kälte der winterlichen Elbe holte Michael Schmieders Geist noch einmal zurück. Das Letzte, was er wahrnahm, war das eisige Wasser, das ihm in die Lunge drang.
Björn Magnus humpelte zwischen der Betonwand und dem abgestützten Schiffsrumpf auf eine Leiter zu, die an Deck hochführte. Sie muss hier doch irgendwo sein!, dachte er voller Panik. Knie und Hände schmerzten, als er die Sprossen ergriff und langsam an der Außenwand hinaufkletterte. Eine bleiche Mondscheibe trat hinter den Wolken hervor und ließ die frisch grüne Farbe auf dem Schiffsstahl glänzen. Björn ließ die Taschenlampe stecken und ging
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