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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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machten sich mehrere Gruppen auf, das Gelände zu durchsuchen.
    Der Fotoapparat wog schwer in seiner Hand. Sollte er es wirklich riskieren? Das Blitzlicht würde ihn vielleicht verraten. Und doch konnte er nicht widerstehen. Ein oder zwei Bilder und dann schnell in dem Gewirr aus Holz und Stahl untertauchen. Noch war keiner in der Nähe. Er musste sich beeilen. Jetzt oder nie!
    Zweimal flammte der Blitz auf. In wilder Hast hängte der Mann sich die Kamera um den Hals und stemmte sich hoch. Sein Fuß verlor in dem schmierigen Morast den Halt, er rutschte vor und fiel gegen das Boot. Mit einem schmatzenden Geräusch befreite es sich aus den angeschwemmten Abfällen und glitt auf den Reiherstieg hinaus. Entsetzt starrte er dem Boot nach, doch dann kam wieder Leben in ihn. Geduckt hastete er zwischen dem an der Kaimauer aufgestapelten Eisenschrott entlang. Er musste den Damm erreichen und zurück zu seinem Auto gelangen, dann war er gerettet.
    Außer Atem schob er sich durch die Lücke, die er vorher in den Zaun geschnitten hatte. Hinter einen Reifenstapel geduckt, ließ er den Blick die Straße entlangwandern. Ein Rettungswagen brauste mit Blaulicht an ihm vorbei, zwei Streifenwagen im Schlepptau. Sie hatten sicher schon Straßensperren errichtet, doch das musste ihn nicht kümmern. Er sah zu seinem Wagen hinüber. Nur ein paar Meter! Endlich schien die Luft rein. Die Männer der Einsatztruppe drüben an der vorderen Schranke wandten ihm den Rücken zu. Schnell erhob er sich, strich das Haar glatt und zwang sich dann, langsam zu seinem Wagen hinüberzugehen. Er hatte ihn fast erreicht, als eine Stimme erklang:
    „He, Sie, bleiben Sie stehen! Was haben Sie hier zu suchen?"
    Mit großen Schritten eilten zwei Polizisten in Kampfanzügen auf ihn zu. Er zwang sich zu einem Lächeln und drehte sich langsam um. Auch als einer der Beamten ihn am Arm packte, blieb das Lächeln in seinem Gesicht.
    „Presse", sagte er und deutete auf seinen Fotoapparat. „Ich war im Musical, als der Tanz hier losging."
    Sie dürfen nicht nach unten sehen, dachte er, und es war ihm, als brenne der stinkende Morast, der an seinem Hosenbein und den Schuhen klebte, auf seiner Haut.
    „Können Sie sich ausweisen?", fragte der eine barsch. Der andere lockerte die Pistole in seinem Halfter.
    Mit zwei Fingern zog der Mann langsam seinen Presseausweis aus der Tasche und reichte ihn dem Beamten, der nur einen kurzen Blick darauf warf.
    „Ist gut, aber nun verschwinden Sie!"
    Erleichtert strich er sich das Haar aus dem Gesicht, grüßte freundlich und wandte sich dann ab. Der Autoschlüssel in seiner Hand zitterte, als er ihn im Schloss drehte. Rasch stieg er ein, startete und fuhr dann gemächlich los, obwohl es ihn drängte, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten. Vorn an der Argenbrücke wurde der schwarze Golf noch einmal angehalten, doch dann fuhr er unbehelligt in die Stadt zurück.
    „Verdächtige Person mit Aktentasche flüchtet durch den alten Eibtunnel", meldete der Beamte, der mit dem Pförtner vor den Überwachungsmonitoren saß.
    „Schnappt ihn euch!", rief der Einsatzleiter.
    Einen breitkrempigen Hut tief ins Gesicht gezogen, verhüllt von einem langen beigen Mantel, eine braune Aktentasche unter dem Arm, eilte der Mann durch den langen, geraden Tunnel. Er überholte ein paar Musicalbesucher, die lachend und schwatzend auf dem Gehweg am Rand dahinschlenderten. Der Verdächtige sprang auf die schmale Fahrspur hinunter und überholte die Gruppe. Ein Wagen kam ihm entgegen und zwang ihn, wieder auf den Bürgersteig zu wechseln. Am anderen Ende des Tunnels angekommen, blieb er vor den Aufzügen stehen. Beide waren gerade oben. Sein Blick irrte unstet umher. Warum ging das nicht schneller? Kurz entschlossen eilte er auf die Stufen zu, die am Rand des tonnenförmigen Schachtes nach oben führten. In einer langen Schleife wand sich die Treppe hinauf. Die vorher noch frischen Schritte verlangsamten sich, der Atem wurde schneller. Mit einem Seufzer erklomm der Mann die letzte Stufe und stieß die Tür auf. Ein kalter Luftschwall brandete ihm entgegen. Geschafft! Erleichtert trat er ins Freie, doch plötzlich griffen von beiden Seiten Hände nach ihm und hielten ihn fest. Grob wurden seine Arme auf den Rücken gedreht, Handschellen schnappten ein.
    „Sie sind verhaftet. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann gegen Sie verwendet werden."
    Der Beamte zog den Hut herunter. Braunes, lockiges Haar fiel auf die Schulter

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