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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Spurensicherung und Verhöre und..."
    „Vergiss es!", schnitt ihm die Kommissarin das Wort ab und schloss erschöpft die Augen.
    Von nun an gaben sich die Besucher die Klinke in die Hand. Als Nächster kam der Phantombildzeichner, doch die Kommissarin merkte schnell, dass sie ihm keine große Hilfe war. Wie konnte das sein? Die Gesichter ihrer Kollegen, aber auch flüchtige Bekannte sah sie ganz deutlich vor sich, doch es wollte ihr nicht gelingen, Peter von Borgos Gesichtszüge festzuhalten. Es war, als schwebe eine Nebelwolke zwischen ihr und seinem Bild. Er war groß und blass, hatte schwarzes Haar und ein ebenmäßiges, bartloses Gesicht -mehr war aus ihr nicht herauszuholen. Unbefriedigt fuhr der Beamte zum Präsidium zurück.
    Danach kamen Björn und später noch Sönke und Klaus zu Besuch und berichteten ausführlich von der Durchsuchung der Blankeneser Villa. Um sieben sah Schwester Margarete noch einmal nach der Patientin und verscheuchte -als letzte Amtshandlung ihrer heutigen Schicht -die beiden letzten Besucher. Sabine war blass, und ihr Kopf hämmerte. Dankbar kuschelte sie sich in ihr Kissen und fiel in tiefen Schlaf.
     

Die Erfüllung ist nah!
    Wieder etwas kräftiger, doch noch immer mit Kopfschmerzen, wurde Sabine am Samstag aus der Universitätsklinik in Eppendorf entlassen. Blass und still saß sie daheim in ihrem Sessel, trank Tee und starrte in das Novembergrau hinaus.
    Ich muss mich ablenken, dachte sie. Wie wäre es mit einem Bummel durch die Mönckebergstraße -verbunden mit diversen kleinen Einkäufen? Das hatte bisher immer geholfen, trübe Stimmungen zu vertreiben. Sie schlüpfte in ihre Jacke, wickelte den Schal um den Hals und verließ das Haus.
    Während die Kommissarin die Lange Reihe entlangging, dachte sie an Lilly, das kleine rotblonde Mädchen, das nun schon seit Wochen in der Gewalt ihrer Entführer und Peiniger war, doch noch immer hatte die Kripo keine heiße Spur. Die Fingerabdrücke, die sie an der Tasche und auf den Gegenständen darin gefunden hatten, besagten nur, dass sie von Menschen stammten, die in der Datei nicht gespeichert waren.
    Die Tochter des Senators war inzwischen wieder auf freiem Fuß. Sie war zu ihrer ersten Geschichte zurückgekehrt, und da sich ohne das aufgebrochene Auto und ohne einen bestohlenen Wagenhalter nichts machen ließ, wurde die Anklage fallen gelassen.
    Eine Überraschung brachte die Leiche des Tauchers. Eine DNA-Analyse bewies, dass er der zweite von Nadines Vergewaltigern war. Jetzt war nur noch der Skorpion flüchtig. Nadine war gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden.
    Die Kommissarin hatte vorher noch einmal mit ihr gesprochen. Als die beiden Frauen zusammen durch die leeren Flure schritten, erzählte Nadine leise von ihren Träumen und von ihren Ängsten. Sie hatte die Drogen aus Ronjas Wohnung genommen. Die Cracksteine hatte sie selbst verbraucht, doch das Ecstasy wollte sie in den Discos auf dem Kiez verkaufen. Sie wusste, dass es gefährlich war, dass der Drogenmarkt in festen Händen war, die bereit waren, ihr Revier mit allen Mitteln zu verteidigen.
    „...aber es war zu verlockend, eine Zeit lang nicht anschaffen gehen zu müssen", sagte sie leise und sah die Kommissarin flehend an.
    „Hat Holger Laabs Ihnen die Typen auf den Hals geschickt?"
    Nadine zögerte. „Nein, das glaube ich nicht. Er hat mir selbst ein paar Tage vorher aufgelauert und mich geschlagen, weil er den Verdacht hatte, ich könnte sein Zeug haben." Sie überlegte. „Nein, ich glaube, es waren die Albaner. Sie haben den Kiez im Griff und lassen nicht zu, dass
    ihnen jemand reinpfuscht."
    „Und was war mit Holger?"
    „Der hatte selbst die Hosen voll. Er konnte seine Lieferung nicht bezahlen. Die Eintreiber standen bei ihm auf der Matte. Eine Weile ist er untergetaucht, doch als die Kripo ihn zurückholte, sind ihm offensichtlich auch seine Lieferanten wieder auf die Spur gekommen. Er suchte verzweifelt nach Geldquellen. Jedes seiner Mädchen hat er bis zum letzten Hemd ausgequetscht." Sie zuckte die Schultern. „Ist ja klar, das Wasser stand ihm bis zum Hals."
    Und dann kam ihm die Idee mit dem Lösegeld, dachte die Kommissarin. Laut fragte sie:
    „Ist noch etwas von den Drogen übrig?"
    „Nein!", sagte Nadine mit fester Stimme, doch Sabine wusste, dass sie log.
    „Was werden Sie nun machen?", fragte die Kommissarin, als sie wieder vor Nadines Zimmer standen.
    „Ich weiß noch nicht genau. Wahrscheinlich werde ich mich nach Berlin durchschlagen.

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