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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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bereiten.
    Hatte Peter von Borgo diese Zeilen geschrieben? Dann konnte es kein echtes Tagebuch sein. Doch warum sollte jemand ein erfundenes Tagebuch über zwei Jahrhunderte schreiben, das mehrere Meter an Bänden maß? Eine Arbeit von vielen Jahren musste darin stecken! Und wie täuschte er die Alterung von Papier und Tinte vor? Sabine stand vor einem Rätsel.
    Sie ging nach rechts und nahm sich den letzten Band heraus. Erst ein Drittel der Seiten waren beschrieben. Sabine blätterte das Buch flüchtig durch, als ihr Blick plötzlich an ihrem eigenen Namen hängen blieb. Hastig schlug sie das Buch auf und begann zu lesen.
    Sahine Berner. Schon ihr Name schmeckt prickelnd süß auf meiner Zunge, und dann erst ihr Duft! Wenn ich in der Stille der Nacht durch ihre Wohnung streife, erfasst mich ein ungekannter Schauder voll drängender Sehnsucht...
    „Du bist gerissen und schlau, doch nun hast du einen Fehler gemacht, und ich werde dich festnageln!", knurrte sie.
    „Ach, wirklich?", erklang eine amüsierte Stimme hinter ihr.
    Sabines Nackenhaare stellten sich auf, ihre Hände zitterten, als sie sich langsam umdrehte, das Buch entglitt ihren Händen.
    „Wie sind Sie hereingekommen?", fragte die Kommissarin verwirrt.
    „Warum? -Oh, Sie meinen, weil draußen ein paar Polizisten in Zivil herumhuschen und das Haus beobachten. Liebe Sabine, haben Sie ernsthaft geglaubt, die könnten verhindern, dass ich hier unbemerkt ein und aus gehe? Menschen sind schwach, ihre Sinne leicht zu verwirren. Sie können mich nicht aufhalten!"
    „Menschen? Wenn Sie so abfällig über Menschen reden, in was für eine Kategorie ordnen Sie sich denn ein?", warf ihm Sabine sarkastisch vor die Füße und vergaß ganz ihre Angst.
    „Das ist eine interessante Frage, über die es sich nachzudenken lohnt", sinnierte er und lächelte freundlich. „Doch wir wollen nicht über die Welt da draußen reden. Wir wollen den Augenblick genießen, der uns zusammen geschenkt wird!" Langsam kam er näher.
    Hektisch irrte Sabines Blick durch den Raum. Das Funkgerät, wo war das verdammte Funkgerät?
    Peter von Borgo, der ihren suchenden Blick richtig interpretierte, deutete auf den kleinen schwarzen Kasten, der auf dem Sofa lag. „Sie haben es dorthin gelegt, bevor Sie die Vorhänge zuzogen. -Sehr weise! Es wäre doch störend, wenn die Männer im Garten durch die Fenster hereinsehen könnten!" Der Spott in seiner Stimme war unüberhörbar. Er trat auf sie zu, nahm ihr die Lampe aus der Hand und schaltete sie aus.
    „Entschuldigen Sie, doch das Licht blendet mich unangenehm. So ist es doch viel schöner."
    Sabine stand mit dem Rücken an die Bücherwand gelehnt im stockfinsteren Zimmer. Angstschweiß perlte über ihre Stirn. Sie versuchte zu erahnen, wo er war, und fürchtete, jeden Moment seine Hände an ihrem Hals zu spüren. Wenn sie sich nun ganz langsam an der Wand entlang zur Tür tasten würde, vielleicht könnte sie ihm dann entkommen.
    „Möchten Sie zum Sofa hinüber oder versuchen Sie heimlich durch die Tür zu entkommen?", erkundigte sich Peter von Borgo höflich und griff dann plötzlich nach ihrer Hand. Sabine zuckte zusammen.
    „Nun kommen Sie schon, stellen Sie sich nicht so an!"
    Er hob sie kurzerhand hoch und trug sie zum Sofa, als sei sie nur ein Kind oder eine Puppe ohne Gewicht. Verdutzt ließ sich Sabine auf das Polster drücken.
    „Vielleicht sollte ich doch etwas Licht holen", murmelte er, „für Sie muss es unangenehm sein, Ihren Gesprächspartner nicht sehen zu können. Warten Sie hier, ich bin gleich wieder da." Sie hörte ihn nicht hinausgehen, doch es schien ihr, als zeige ein grauer Streifen die Türöffnung an. Die Kommissarin schnellte hoch und lief blindlings darauf zu. Ihre Hände fanden die Klinke und stießen die angelehnte Tür auf. In der Halle war es nicht ganz so finster. Schemenhaft sah sie die Treppenaufgänge zu beiden Seiten nach oben führen. Genau in der Mitte dort drüben musste die Haustür sein! Die Arme vor sich ausgestreckt, rannte Sabine los, doch statt auf glattes Holz zu treffen, stießen ihre Hände auf Stoff und einen sehnig schlanken Körper.
    „Liebste Sabine, Sie wollten doch nicht so unhöflich sein und mitten in unserer Unterhaltung ohne Gruß gehen?"
    Wieder fühlte sie sich emporgehoben. Sanft ließ der Vampir sie auf das Sofa sinken. Ein Streichholz flammte auf, und nacheinander fingen fünf Kerzendochte Feuer. Erst noch winzige Flämmchen, schmolzen sie das Wachs der hohen, weißen Kerzen,

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