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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Beine, bedeckten sanft den zitternden Leib. Konnte ein kaltblütiger Mörder den Saiten solch liebliche Musik entlocken? Er erhob sich, sein Gesicht näherte sich dem ihren, doch noch immer spielte er mit einer Hand eine leise Melodie.
    Seine Lippen waren kühl. Erst lagen sie sanft auf den ihren, dann fühlte sie scharfe Zähne. Fordernd öffnete seine Zunge ihren Mund. Sein Kuss schmeckte salzig und war voller Leidenschaft. War das Blut auf ihren Lippen? Die letzten Töne verklangen.
    „Oh Sabine", hauchte er, „wenn ich weinen könnte, dann wäre dies der Augenblick."
    Sein Gesicht schwebte über ihrem. Ihr Blick wurde trüb, die Augenlider sanken herab.
    „Nein! Sieh mich an!" Er schlug ihr leicht auf beide Wangen.
    „Du sollst an dem Wunder teilhaben, denn du musst dich entscheiden!"
    „Warum quälen Sie mich so?", weinte die junge Frau leise. Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, rann langsam bis zum Ohr und tropfte dann auf den schwarz glänzenden Flügel.
    „Quälen? Nein, ich quäle dich nicht! Ich führe dich in die Tiefe der Finsternis und hebe dich hinauf in den Glanz der Sterne. Ich öffne dir deine Sinne und lehre dich Gefühle, die dir den Atem rauben werden."
    Sanft strich er mit den Fingerspitzen über ihren nackten Körper. Sie wand sich. Unter seinem kühlen Atem stellten sich die feinen, weißen Härchen auf, und ihre Brustwarzen zogen sich zu kleinen, festen Knospen zusammen. Der Vampir kniete sich neben sie und senkte sein Gesicht über ihren flachen Bauch.
    „Sie werden mich töten, nicht?", hauchte sie.
    Der Vampir hob den Kopf und sah sie an. „Ich weiß es noch nicht", sagte er nach einer Weile ehrlich. „Es ist deine Entscheidung. Noch kann ich dir nicht sagen, was mit uns geschehen wird, doch eines verspreche ich dir: Es wird gewaltig! Und selbst wenn es für dich danach zu Ende ist, so wirst du in diesen Augenblicken mehr Leben spüren als in den vielen Jahren, die du schon gelebt hast!"
    Er beugte sich herab, seine Lippen berührten ihre Brustwarze. Messerscharfe Zähne ritzten die Haut, Blut quoll in winzigen Tropfen hervor. In seinem Kopf rauschte es, sein Körper schrie, in seiner Kehle brannte die Gier. Die Vollkommenheit war zum Greifen nah.
    Das Funkgerät rauschte und knackte, dann drang eine klare Stimme hervor. „Frau Berner? Hallo, können Sie mich hören? Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Wir haben jetzt Schichtwechsel. Hier draußen ist alles ruhig. Hallo, Frau Berner! Melden Sie sich." Eine Weile war nur das Bauschen zu hören, dann entfernte Flüche. „Ich komme dann mal rein, ja?"
    Der Zauber war zerstört. Hass glitzerte in den dunklen Augen. Der Vampir griff nach dem Funkgerät und zerquetschte es, doch es war sinnlos. Der Augenblick ließ sich nicht zurückholen. In seiner Wut erwog Peter von Borgo, die Störenfriede zu zerfetzen, doch die Vernunft hielt ihn zurück. Sie würden ihm seinen geliebten Zufluchtsort nehmen, seine Bücher, seinen Flügel, den nächtlichen Blick über die Elbe, das Rauschen des Windes in den Eichen. Vertreiben und jagen würden sie ihn. Nein, es war klüger, sich zurückzuziehen. Er musste sich beeilen. Schon sang das Tor an der Einfahrt. Mit einer hastigen Bewegung wischte er sich die Linsen heraus, zog Sabine hoch und sah ihr in die Augen.
    „Schlaf, mein Lieb, sei ganz ruhig. Du musst schlafen und vergessen!"
    Ihre Lider sanken herab, ihr Atem wurde gleichmäßig. Mit einem Hauch löschte er die Kerzen, raffte Sabines Kleider unter den Arm, hob sie über seine Schulter und eilte mit ihr die Treppe hinauf. Es kratzte und schabte an der Tür, dann schwang sie zurück. Das Licht einer Lampe huschte durch die Halle.
    „Frau Berner?" Stille, dann ein leises Rascheln. „Bernd, komm mal her. Ich glaube, hier ist was faul."
    Peter von Borgo warf Sabine ein Nachthemd über, nahm sie in die Arme und trat dann an die Brüstung. Der Beamte stand in der halb offenen Tür und sah hinaus. Die Wärme seines Körpers leuchtete hell in der nächtlichen Halle. Geräuschlos wie ein Schatten huschte der Vampir die Treppe herab und dann die schmale Stiege in den Keller hinunter. Er war sich sicher, dass die Kripoleute seinen geheimen Ausgang nicht entdeckt hatten. Leise öffnete er die Schranktür, schob die Rückwand beiseite und schlüpfte in den engen Gang, der tief unten am Westhang des Geestrückens über der Elbe endete.
    „Berner", meldete sich Sabine endlich, nachdem das Telefon ein Dutzend Mal geklingelt hatte.
    „Verdammt,

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