Der Duft des Blutes
die in einem schmiedeeisernen Leuchter steckten, dann wuchsen die Flammen und tauchten das Zimmer in ihren warmen Schein. Unruhig tanzten die Schatten über die Wände.
„So ist es doch viel besser, nicht wahr?", stellte Peter von Borgo fest und betrachtete Sabine mit zunehmender Lust.
„Und was nun? Wollen Sie Ihr Werk nun vollenden, das letztes Mal schiefgelaufen ist?" Die Kommissarin ballte vor Wut die Fäuste. Wut war immerhin besser als Angst.
Der Vampir nickte. „Ja, vollenden, das ist das richtige Wort, doch etwas sagt mir, dass du noch immer nicht verstehst."
„Was soll ich verstehen? Dass Sie mich wie Ronja und Sandra und die Sekretärin der Werft erwürgen wollen?" Jetzt, da sie die Worte hervorstieß, konnte sie nicht verhindern, dass ihr Tränen in die Augen traten.
„Sabine, du bist eine bemerkenswerte Frau", sagte er sanft, „doch auch mit bemerkenswerter Blindheit geschlagen. Um das größte Missverständnis gleich auszuräumen: Ich habe keine der Frauen ermordet."
„Ach nein? Und Sie wissen natürlich auch nicht, wo das Kind versteckt ist!", rief die Kommissarin zornig.
Der Vampir ließ sich auf den Klavierhocker sinken und schlug die Beine übereinander.
„Doch, das weiß ich, auch wenn ich das Kind nicht dorthin gebracht habe. Ich kenne den, der es war. Es ist derselbe, der mit seinen Händen den Atem der Frauen abschnürte -und der auch an dich Hand angelegt hat."
Zum ersten Mal schien es, als verlasse ihn seine ruhige Gelassenheit. Hass schwang in seiner Stimme.
„Ach ja, und was hallen Sie dann Dienstagnacht auf dem Werftgelände zu suchen? Lügen Sie nicht, ich weiß genau, dass Sie dort waren!"
Peter von Borgo nickte. „Natürlich war ich dort, um dich vor deinem Leichtsinn zu bewahren! Ich habe dich schon einmal gewarnt, doch du hast nicht auf mich gehört. Was blieb mir also anderes übrig, als jedem deiner Schritte zu folgen. Ich habe dich am Dienstag davor bewahrt, das gleiche Schicksal wie Ronja und Sandra zu erleiden."
Sabine schwieg einen Augenblick und versuchte in seinem rätselhaften Blick zu lesen. „Sie sind in meine Wohnung eingebrochen!"
„Ja, ich habe über deinen Schlaf gewacht."
„Wer ist der Mörder? Wer hat die kleine Lilly in seiner Gewalt?"
Der Vampir trat näher. „Kannst du nicht einmal deine Arbeit vergessen? Es gibt etwas viel Wichtigeres, über das du nachdenken solltest, darum verscheuche diese Gedanken für eine Weile aus deinem Kopf. Ich möchte dir ein sehr großes Geschenk machen!" Er blieb vor ihr stehen, reichte ihr die Hand und zog sie hoch, sodass sie dicht vor ihm stand. „Was zählt, ist der Augenblick, der uns gegeben ist und der uns zusammengeführt hat. Wenn du wüsstest, wie viele Jahre ich gewartet habe, um dies zu erleben!"
Die Leidenschaft in seiner Stimme erschreckte sie. „Wer sind Sie?", flüsterte Sabine, als er ihr den Mantel abstreifte.
„Die Frage ist falsch gestellt, meine Liebe. Sie müsste heißen: Was sind Sie? Mach dich frei von deinen engen Vorstellungen. Ich möchte, dass du sehen lernst. Du musst deinen Gefühlen und Ahnungen vertrauen und das Unglaubliche zulassen, dann wirst du verstehen!"
Pullover, Bluse und BH fielen zu Boden. Wie versteinert stand sie da und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Dem Vampir schien es, als könne er durch ihre geweiteten Pupillen bis in ihre Seele sehen. Die Kerzenflammen tanzten in der Tiefe ihres Blicks.
Peter von Borgo hob sie hoch, setzte sie auf den Deckel des Flügels und drückte ihre Schultern herab. Schuhe, Hose und Slip folgten den anderen Kleidungsstücken. Mit einem Sprung war er auf dem Flügel. Hoch aufgerichtet stand er über ihr und weidete sich an dem Bild, das sich ihm bot. Da lag sie nackt auf der spiegelnd glatten Fläche, vom schmeichelnden Flammenlicht umflossen. Welch ein Anblick! Ihr Haar breitete sich wie ein Kranz um ihren Kopf und fiel bis auf die elfenbeinfarbenen Tasten herab. Zitternd hob und senkte sich der Brustkorb mit den festen, kleinen Brüsten, unter denen sich in feinen Bögen die Rippen abzeichneten. Der Vampir sprang wieder auf den Boden, zog den Hocker heran und schlug einen Akkord an.
„Bleib liegen, bewege dich nicht. Du musst die Musik spüren. Lass sie in deinen Körper eindringen und deinen Sinn beflügeln."
Seine Finger tanzten über die Tasten. Vibrierend lösten sich die Töne von den Saiten und hüllten den nackten Frauenkörper ein. Sie flochten einen Kranz aus Farben und Gefühlen, rankten sich um Arme und
Weitere Kostenlose Bücher