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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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machen!", protestierte Sabine.
    „Wir brauchen sie nicht mehr", sagte er gelassen, zog eine neue Uhr aus der Tasche, die der im Wasser versunkenen glich, und befestigte sie an Sabines Handgelenk.
    „Was wollen Sie von mir?", fragte die Kommissarin noch einmal.
    „Heute habe ich Sie aufgesucht, um ein paar Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Es gab Zeiten, da haben Sie mich freundlich, voll Vertrauen -ich möchte fast sagen, mit Begehren in Ihren Augen angesehen, und nun sind dort nur noch Misstrauen, Verachtung, Angst und Zorn." Er breitete die Arme aus.
    „Wenn ich Ihnen sage, ich habe mit den Morden an den Frauen nichts zu tun und habe auch das Kind nicht entführt, so glauben Sie mir nicht."
    „Kommen Sie mit mir zum Präsidium, dann wird sich alles klären", sagte Sabine kalt.
    „Nein, das ist keine gute Idee", wehrte er ab. „Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag: Ich führe Sie zu dem Kind und zeige Ihnen Ronjas und Sandras Mörder - und Sie schenken mir dafür wieder Ihr Lächeln."
    Sabine atmete schneller. „Wollen Sie mir damit sagen, Sie haben zwar nichts mit dem Fall zu tun, kennen aber zufällig den Mörder und wissen, wo er Lilly versteckt hält?"
    „Sie kennen ihn auch, nur sind Sie- Verzeihung - ein wenig blind. Ich sehe ein Stück tiefer, und ich spüre Lügen, Hass und Gewalt. Ich habe ihn beobachtet, und er hat mich zu dem Kind geführt."
    „So, so, der Herr Privatdetektiv", murmelte sie sarkastisch.
    Er verneigte sich ernst.
    „Nun, dann nennen Sie mir doch den Namen. Wir werden ihn verhaften und verhören", schlug Sabine vor, steckte die Hände in die Manteltaschen und ging langsam in Richtung des Tores, das nach Hoheneichen führte.
    „Sie würden mir nicht glauben, daher möchte ich, dass Sie mit mir kommen und sich selbst überzeugen."
    „Mit Ihnen gehe ich nirgendwohin!", wehrte Sabine ab und beschleunigte ihren Schritt. In ihrem Kopf arbeitete es. Wie konnte sie es schaffen, die Kollegen zu rufen, ohne dass er es verhinderte oder wieder entkam?
    „Ach, machen Sie es mir doch nicht so schwer", seufzte Peter von Borgo.
    „Wollen Sie mich entführen, wenn ich Ihnen nicht freiwillig folge?", fauchte sie und sah ihn provozierend an.
    „Nein", seufzte Peter von Borgo, griff ihr in die Tasche und holte ihr kleines Mobiltelefon heraus. „Rufen Sie Ihren Kollegen an. Er kann uns begleiten."
    Die Kommissarin riss die Augen auf. „Ist das Ihr Ernst?"
    „Ja, natürlich, doch bitte keine Einsatzfahrzeuge, kein Blaulicht!"
    Mit zitternden Fingern wählte die Kommissarin Sönke Loderings Nummer. Es klingelte fünfmal, ehe er abhob.
    „Sönke, kannst du sofort nach Ohlsdorf Ausgang Hoheneichen kommen?"
    „Warum?"
    „Es geht um Lilly Maas."
    „Heute ist Sonntag!"
    „Sönke, bitte, es ist wichtig!"
    „Heute gibt es Filetspitzen in Champagnersauce!"
    „Verdammt, ich würde dich nicht stören, wenn es nicht dringend wäre!"
    „Schiete! Na gut. Soll ich irgendetwas mitbringen?"
    „Die volle Ausrüstung!"
    „Wenn's sein muss. Ich bin gleich da."
    Zwanzig Minuten schritt Sabine unruhig vor dem Tor auf und ab. Da endlich bog der alte, weinrote Daimler des Kriminalobermeisters um die Ecke. Sönke stellte ihn hinter Sabines Passat und stieg dann schwerfällig aus.
    „Wenn es nicht wichtig ist und ich deswegen meine Filetspitzen versäume, dann zieh dich warm an!", begrüßte er seine Kollegin.
    „Halte keine Reden, schnapp dir dein Zeug und steig hinten ein", schnitt ihm Sabine das Wort ab und ließ den Motor an. „Das ist Peter von Borgo oder Mascheck, wie sein richtiger Name lautet."
    Mit quietschenden Reifen schoss der Passat die schmale Straße enüang. Sönke klammerte sich an seinem Sitz fest und riss die Augen auf.
    „Borgo? Mascheck?" Er starrte den Mann auf der Rückbank neben sich an. „Ist das der Kerl, den das Einsatzteam zu erwischen versucht?"
    „Genau der", bestätigte Sabine und bog schwungvoll in die Wellingbütteler Landstraße ein.
    „Und was machen wir mit ihm?", fragte der Kriminalobermeister, ohne die Gestalt neben sich aus den Augen zu lassen.
    „Er führt uns zu dem Versteck, in dem Lilly gefangen gehalten wird, und vielleicht liefert er uns auch noch einen passenden Entführer, und Mörder dazu", sagte Sabine grimmig und überholte halsbrecherisch einen dahinschleichenden Ford.
    Sönke wurde hin und her geschleudert, doch Sabines
    Worte beunruhigten ihn noch mehr als ihr Fahrstil.
    »Was?«, schrie er. »Wir zwei sollen eine Gefangenenbefreiung

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