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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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beiden Kripobeamten den grasigen Weg entlang. Er hörte das Rascheln der Mäuse im dürren Laub und ahnte den Flügelschlag eines nächüichen Vogels. Irgendwo knackte ein Zweig. Es wurde Zeit zu gehen!
    Mit einer raschen Bewegung wand er sich aus den Handschellen, entledigte sich der Fußfesseln und schlüpfte dann aus dem Wagen. Einige Augenblicke blieb er reglos stehen und lauschte den Geräuschen der Nacht. Er sog die Luft ein und nahm die Witterung in sich auf, dann folgte er Sabine und Sönke. Lautlos, wie ein fliehender Schatten, eilte er voran und verschwand dann links von der Böschung hinter dichtem Buschwerk.
    Sabine und Sönke hatten inzwischen das Ende der Böschung erreicht. Vor ihnen lag eine dürre Grasfläche, an deren rechter Seite eine windschiefe Scheune aufragte. Die angemoderten Tore waren weit geöffnet. Die Hand auf das splittrige Holz gelegt, blieb Sabine stehen und lauschte, doch nur das Rauschen des Nachtwindes war zu hören. Die Kommissarin wagte es, ihre Lampe anzuschalten. Der dünne Lichtstrahl huschte über feuchte Strohballen und einen Bretterstapel und brach sich dann im blanken Blech einer silbernen Motorhaube. Sönke trat an den Wagen und legte seine Hand auf die Haube.
    „Sie ist noch warm!", warnte er. Schnell knipste Sabine die Taschenlampe aus. Eine Weile mussten sie warten, bis sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    „Hier ist nichts", flüsterte Sönke. „Lass uns zu der Hütte gehen. Aber vorsichtig! Bleib dicht hinter mir."
    So leise wie möglich schlichen sie an der Scheune entlang und huschten dann hinüber zu einem Haufen in weiße Plastikfolie verpackter Heurollen. Lauschend blieben sie stehen. Dort drüben, auf der anderen Seite der Wiese, im Schutz der Büsche musste die Hütte sein.
    „Also los!", raunte Sönke und lief los. Sabine folgte ihm.
    „Heute ist dein großer Tag", sagte er und lächelte verzückt. Das rotblonde Mädchen sah ihn aus großen Augen an.
    „Heute machen wir die schönsten Bilder von dir -und es werden vermutlich auch die letzten sein."
    Lilly drückte ihren Hasen an die Brust. „Darf ich dann wieder zu meiner Mama?"
    Der Mann lachte kurz auf und tätschelte den Kinderkopf. „Ja, das kann man so sagen."
    Hoffnung glänzte in den großen blauen Augen auf.
    „Nun iss fertig, damit wir anfangen können!" Ungeduld schwang in seiner Stimme. Fast liebevoll strich er über das Kameragehäuse, prüfte noch einmal Batterie und Blitz und sah dann wieder zu Lilly hinüber, die lustlos an ihrer Milchschnitte kaute.
    „Wenn du sie nicht essen willst, dann lass es!", herrschte er das Kind an, riss ihr den Rest aus der Hand und war! ihn in eine Ecke. Lilly zuckte zusammen. Tränen sammelten sich unter den dichten, blonden Wimpern, doch sie gab keinen Laut von sich.
    Der Mann zog eine Bürste aus der Tasche und bearbeitete das Kinderhaar, bis es in gold glänzenden Wellen über den Rücken fiel. Dann befahl er dem Mädchen, sich auszuziehen. Der Blick des Kindes trübte sich ein. Mechanisch begann Lilly Pullover, Hemd und Hose auszuziehen. Als sie schließlich nackt vor ihm stand, zog er ihr ein seidiges, kurzes Hemdchen mit dünnen Trägern über den Kopf und band ihr einen rosafarbenen Tüllschal um den Hals.
    „Und nun komm, sei aber leise!"
    „Gehen wir hinaus?", fragte Lilly und riss die Augen auf.
    „Ja, heute machen wir draußen Bilder." Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich, doch das Kind sträubte sich und warf sich auf den Boden.
    „Mein Hase! Ich will meinen Hasen mitnehmen!", weinte sie. Der Mann stöhnte. „Also gut, aber dann bist du brav und machst, was ich dir sage."
    Lilly nickte, stürzte zu ihrem Stofftier und presste es fest an sich. Auf nackten Füßen folgte sie dem Mann in die kalte Novembernacht hinaus. Er führte sie zwischen den Büschen hindurch. Weiche Erde quoll zwischen ihren Zehen auf und klebte an ihren Fußsohlen fest. Mit gesenktem Kopf trottete das Mädchen hinter dem Mann her. Plötzlich blieb er stehen und presste seine Hand auf ihren Mund.
    „Still! Und rühr dich nicht vom Fleck!", zischte er und duckte sich hinter einen Haselstrauch. Etwas bewegte sich dort drüben an der Scheune. Zwei Schatten huschten an der Bretterwand enüang. Der Mann zog eine Pistole aus dem Gürtel, spannte, trat einen Schritt nach vorn und zielte dann sorgfältig mit ausgestreckten Armen. Da riss die Wolkendecke auf. Das Mondlicht hüllte Sabine und Sönke ein und spiegelte sich in der auf sie

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