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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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durch das Haus. Sie sah in jeden Raum, stieg in den Keller hinunter, öffnete Schränke und Truhen, doch nichts wies darauf hin, dass Peter von Borgo hierher geflüchtet war.
    Enttäuscht ging sie zu dem Polizeiwagen zurück. Sie war sich sicher gewesen, ihn hier zu finden. Wo sollte sie jetzt nach ihm suchen? Sabine rief Sönke auf seinem Handy an.
    „Hier ist die Hölle los. Thomas und die anderen sind hier und ich sage dir, er ist nicht gerade bester Laune.
    Wir warten jetzt noch auf die Kieler, die darauf bestehen, bei allem dabei zu sein. Fahr du nur nach Hause. Das hat gar keinen Wert, wenn du wieder hier rauskommst. Morgen ist noch früh genug, dass sich Thomas' Zorn über deinem Haupt entlädt!" Tief in Gedanken fuhr die Kommissarin in die Stadt zurück.
    Plötzlich merkte sie, dass sie am Zollkanal entlangfuhr.
    Dahinter lag die Speicherstadt, von unzähligen Scheinwerfern in ein sanftes Licht getaucht.
    Das war es!
    Sie riss das Steuer herum und fuhr über die Brooksbrücke. Langsam rollte sie an den Speicherblöcken vorbei und ließ den Blick über die geparkten Autos huschen. Da! Sabine trat auf die Bremse, riss die Tür auf und sprang heraus. Augenblicke später stand sie neben dem blauen Passat, der vor dem Sandthorquaihof parkte. Der schwärzliche Fleck auf dem Kopfsteinpflaster neben der Fahrertür war noch feucht.
    Wo war er hingegangen? Suchend drehte sie sich im Kreis, dann schritt sie zielstrebig auf den Speicher P zu. Nach ihrem Besuch im Speicher hatte sie Bücher und Urkunden gewälzt und wusste nun, dass Peter Mascheck die oberen drei Böden des Speichers gepachtet hatte. Es waren seine eigenen Quartiersleute, die hier Tee, Kakao und Gewürze lagerten!
    An der Schwelle fand die Kommissarin Blut. Unter der Haustür hatte sich ein kleiner Stein verklemmt, sodass sie nicht ins Schloss gefallen war. Sabine warf sich gegen die schwere Tür, der Stein kreischte auf der Schwelle, doch dann gab die Tür nach. Treppe für Treppe eilte Sabine hinauf und rüttelte vergeblich an den Klinken, bis sie ganz oben den Teespeicher erreichte. Zaghaft trat sie auf den Boden.
    „Peter? -Peter, sind Sie hier? Bitte antworten Sie. Ich will Ihnen helfen."
    Das Licht der Scheinwerfer draußen spiegelte sich warm an den hölzernen Stützen und Deckenbalken wider. Sabine umrundete die Kistenstapel, sah in jede Ecke -nichts. Mutlos ließ sie sich auf die Teekiste am Fenster sinken, auf der sie vor ein paar Tagen schon einmal gesessen hatte. Ein paar Tage war das erst her, doch es schienen ihr Jahre vergangen zu sein.
    Auf der anderen Seite der Bretterwand, kaum drei Schritte von ihr entfernt, lag der Vampir in seiner langen, schmalen Kiste, die Wange an das blau glänzende Nachtgewand gelehnt. Er hörte ihre Stimme, er spürte ihre Gegenwart, doch er lag nur da und rührte sich nicht. Das Pferdeblut kreiste in seinen Adern, wärmte seinen Körper und ließ an den Stellen, an denen die Projektile das Gewebe brutal zerstört hatten, Knochen, Muskeln, Sehnen und Haut nachwachsen.
    Wieder hörte er ihren Schritt. Sie war so nah! Es drängte ihn, sich zu erheben, die Bretter zur Seite zu schieben und Sabine mit festen Armen zu umschließen. Die Hände des Vampirs verkrampften sich, als ihr Duft zu ihm herüberdrang. Das Tierblut floss durch seinen Körper. Es rettete ihn und gab ihm seine Kraft zurück, doch es konnte seine Gier nicht mildern. Das Verlangen tobte wie ein wilder Fluss durch seinen Sinn. Seine Fingernägel krallten sich in das harte Holz, während sein Geist in wilder Pein aufschrie:
    Ich will dich! Ich brauche dich! Komm zu mir und erlöse mich!
    Müde schloss Sabine die Augen. Es war ihr, als könne sie ihn spüren, ganz nahe. Er rief nach ihr. Irritiert sprang sie auf, zog die Lampe aus der Tasche und leuchtete noch einmal sorgfältig den ganzen Speicher ab, doch alles, was sie fand, waren einige Tropfen Blut nahe der Tür.
    Warum war er trotz seiner schweren Wunden geflohen?
    Er hatte ihr und dem Mädchen das Leben gerettet. Wovor fürchtete er sich? Sie fühlte seine Pein, Angst schnürte ihre Kehle zu. Er war in Gefahr, doch wie konnte sie ihm helfen?
    Die Kommissarin zog ihr Handy aus der Tasche und sah auf das grünlich schimmernde Display, und doch scheuten sich ihre Finger, die Tasten zu berühren. Es war ihre Pflicht, Polizei und Rettungsdienst zu verständigen und den Speicher durchsuchen zu lassen, bis sie Peter von Borgo gefunden hatten, und doch schaltete sie das Telefon aus und steckte es

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