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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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des LKA betrunken und ohne Helm, mit einem Verdächtigen auf dem Motorrad mit hundert durch die Stadt! Und dennoch musste sie sich eingestehen, dass ihr schon lange nichts mehr so viel Spaß gemacht hatte.
     

Im Rausch der Musik
    Montagmorgen. Missmutig zog sich Sabine ihren Schal enger um den Hals, als sie im dichten Nebel zum Hauptbahnhof eilte. Der nasskalte Herbstmorgen trug nicht gerade dazu bei, ihre Stimmung zu heben. Die U-Bahn war mal wieder gerammelt voll, und so wurde sie, eingeklemmt zwischen einem mächtigen Schwarzen mit Rastalocken und zwei aufgeregt schnatternden jungen Mädchen, unsanft nach Alsterdorf geschaukelt. Mit langen Schritten eilte sie zum Präsidium, als sich unter den Bäumen ein Schatten löste und sich ihr in den Weg stellte. Aus dem Grau fügten sich die Konturen eines großen Mannes mit unordentlichem, schulterlangem Haar zusammen, der ihr ein aggressiv gelbes Mikrofon unter die Nase hielt. „Frau Berner, seit fast vier Wochen ist ein kleines Mädchen verschwunden. Was tut die Kripo überhaupt mit unseren Steuergeldern? Können Sie endlich Fahndungserfolge vorweisen?"
    „Kein Kommentar!", knurrte Sabine und versuchte sich an Frank Löffler vorbeizudrücken, doch er folgte ihr.
    „Haben Sie endlich Hinweise auf Ronjas Mörder? Wie steht es mit den Ermittlungen um Ihre ermordete Kollegin?"
    „Wenden Sie sich an unsere Pressestelle!"
    Der Reporter ließ nicht locker und lief an ihrer Seite die breite Treppe hinauf.
    „Konzentriert sich die Kripo nun nur noch auf die Jagd nach dem Kommissarinnenmörder? Haben Sie deshalb keine Zeit, sich um das kleine Mädchen zu kümmern? Sagen Sie den Hamburgern, warum ihre Polizei so unfähig ist!"
    Endlich hatte die Kommissarin die rettende Schwingtür erreicht.
    „Verschwinden Sie! Und unterstehen Sie sich, mich noch einmal in Ihren Artikeln zu erwähnen", zischte sie den Reporter an, der nun seine Kamera in den Händen hielt. Dreimal zuckte der Blitz, bevor Sabine in die Halle flüchten konnte.
    Wütend stapfte sie an dem Wachmann am Empiang vorbei, stürmte die Treppe in den dritten Stock hoch und querte dann in den Finger B hinüber, in dem die Büros der Mordbereitschaften waren. Für ihren Kollegen Sönke Lodering hatte sie an diesem Morgen nur ein brummiges „Moin" übrig, sodass dieser erstaunt von seiner Teetasse aufsah.
    „Schlecht geschlafen?", fragte er und schlug die Hamburger Morgenpost zu.
    „Nein, Mopo-Reporter getroffen", knurrte sie zurück.
    „Hm", brummte Sönke. „Schmeißfliegen!"
    Um die Mittagszeit klopfte es, und Anke Widehaupt, die Sekretärin der sechs Mordbereitschaften, trat ein.
    „Ich kann keinen Peter Mascheck finden", jammerte sie. „Soll ich die Vorladung nach Blankenese zu seiner Tante schicken? Es gibt weder eine Adresse noch eine Telefonnummer. Auch bei diversen Mobilfunkbetreibern konnte ich nichts erreichen." Fragend hob sie den Umschlag mit der Vorladung hoch.
    „Ich werfe sie ihm in den Briefkasten", sagte Sabine knapp und griff nach dem Schreiben. Sönke Lodering betrachtete sie interessiert von der Seite.
    „Er wohnt, zumindest manchmal, im Haus seines Vaters am Baurs Park", erklärte Sabine widerstrebend. Sönke akzeptierte die Erklärung mit einem Nicken, und zum ersten Mal war sie für seine wortkarge Art dankbar. Klaus hätte ihr in dieser Situation sicher Löcher in den Bauch gefragt.
    Am Nachmittag rief die Kommissarin noch einmal im „Ragazza" an, doch Ingrid Kynaß hatte Nadine immer noch nicht gesehen. Sie versprach, eine Runde um den Hansaplatz zu drehen und die anderen Frauen ein wenig auszufragen. Zwei Stunden später rief sie zurück.
    „Ich habe sie gefunden!", sagte sie gepresst, als sich Sabine meldete. „Sie liegt in Eppendorf in der Uniklinik. Sie wurde ganz schön zugerichtet!"
    „Wer? Wann ist das passiert und wo?", fragte die Kommissarin und richtete sich steif in ihrem Stuhl auf.
    „Wer, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich waren es mehrere. Sie wurde am Sonntag in den frühen Morgenstunden brutal vergewaltigt, hat Stich-und Schnittwunden und Quetschungen. Ganz genau weiß ich es nicht, der Arzt wollte nichts sagen. Was ich dir mitteilen kann, stammt von der Schwester, hier auf der Intensivstation."
    „Ist sie wach?"
    „Zurzeit nicht. Irgendeine innere Verletzung haben sie in einer Notoperation zusammengeflickt."
    „Scheiße!", rief die Kommissarin. „Und warum hat uns keiner verständigt? Das ist mindestens versuchter Totschlag."
    Ingrid Kynaß zuckte die

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