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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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da.
    „Bingo!", rief Klaus Gerret, als er das Schreiben schwenkend ins Büro stürmte. „Nummer eins ist ein alter Bekannter von uns. Vergewaltigung, schwere Körperverletzung, Drogenhandel. Auf dem Kiez heißt er der Skorpion. Nummer zwei ist leider Neuland."
    Björn Magnus, der mit Sabine Kaffee trank, hob neugierig den Kopf. „Meinst du, die beiden haben auch die Morde auf dem Gewissen?"
    Sabine schüttelte den Kopf. „Eher unwahrscheinlich. Dieser Übergriff trägt eine ganz andere Handschrift."
    Björn nickte. „Ja, du hast recht. Das war wieder einmal dumpfe, rohe Gewalt." Brütend in sich versunken trank er die Tasse leer. „Es ist schon ganz schön spät. Hat jemand Lust, mit mir noch ein Bier trinken zu gehen?", fragte er in die Runde, sah aber nur Sabine an. Ehe die Kommissarin etwas erwidern konnte, klingelte das Telefon.
    „Guten Abend, Frau Berner", erklang eine warme Stimme. Sabine fühlte, wie ihr Herz unregelmäßig zu schlagen begann. „Ich habe Ihr Schreiben leider erst vor wenigen Minuten entdeckt, daher rufe ich so spät noch an. Doch wie ich höre, dürfen die Beamten bei der Kripo nicht um fünf Uhr den Stift aus der Hand legen."
    Sabine lachte nervös. „Ja, da haben Sie recht, Herr von Borgo."
    „Da haben Sie mich aber ganz schön an der Nase herumgeführt, Frau Berner. Mich in dem Glauben zu lassen, Sie seien Künsüerin!"
    „Das habe ich nie behauptet", protestierte die Kommissarin. Er lachte leise und jagte ihr damit wieder einen Schauder über den Rücken, der von einem schnellen Herzklopfen begleitet wurde.
    „Jedenfalls wollen Sie mich sprechen. Ich möchte ja nicht unverschämt erscheinen, doch wenn es so wichtig ist, wie Sie schreiben, könnten Sie dann heute noch bei mir vorbeikommen? Es ist mir leider nicht möglich, Sie in den nächsten Tagen im Präsidium aufzusuchen."
    Die Kommissarin überlegte nicht lange. „Ja, natürlich." Sie sah auf die Uhr. „Ich kann gleich losfahren, dann bin ich so bis halb sieben bei Ihnen."
    „Perfekt. Also bis dann." Er legte auf. Die Kommissarin wandte sich ihrem Kollegen zu. „Ich habe ihn! Komm, wir gehen, bevor er uns entwischt!"
    Doch Sönke schüttelte den Kopf. „Nee, ich hab meiner Frau versprochen, mit ihr zu ihrer Mutter rauszufahren."
    Auch Klaus verzog sich unauffällig. Uwe war heute Nachmittag beim Zahnarzt gewesen und nicht wieder aufgetaucht. Der Kriminalobermeister zog seine fellgefütterte Jacke an und klopfte Sabine dann väterlich auf die Schulter.
    „Denn man zu, mien Deern! Thomas muss das ja nicht unbedingt wissen." Er hob zum Abschied die Hand. „Denn bis denn."
    „Immer ich", brummte sie und schob ihr Diktiergerät in die Jackentasche, doch eigentlich war sie ganz erleichtert, dass keiner mitkommen wollte. Beschwingt eilte sie die Treppe hinunter und lenkte dann ihren alten Passat wieder einmal Richtung Blankenese. Da das Abblendlicht des schwarzen Golfs inzwischen repariert worden war, bemerkte sie ihren Verfolger nicht.
    Peter von Borgo trug heute einen etwas altmodischen schwarzen Anzug, ein weißes Seidenhemd und eine silbergraue Fliege. „Ein wichtiger Geschäftstermin?", fragte Sabine, als sie ihm durch die Diele folgte, an der zu beiden Seiten breite Treppen in einem weiten Bogen ins Obergeschoss führten.
    „Nein, Karten fürs Sinfoniekonzert", erwiderte er und bot ihr Platz an.
    „Oh", sagte sie überrascht und schwankte zwischen Ärger und Enttäuschung, „dann müssen Sie sicher bald los?" Wie schaffte er es nur, so zu lächeln, dass es ihr durch Mark und Bein fuhr?
    „Es ist mir wirklich peinlich, dass ich vorhin nicht an das Konzert dachte und Sie sich nun extra die Mühe gemacht haben, zu mir herauszufahren."
    Er zögerte einen Augenblick, so als grüble er über eine mögliche Lösung des Dilemmas nach, dann huschte ein Leuchten über sein ebenmäßiges Gesicht.
    „Kommen Sie doch einfach mit. Wir können uns auf der Fahrt und während der Pause unterhalten, und ich verspreche Ihnen, ich stehe Ihnen auch nachher so lange Rede und Antwort, bis Ihnen keine Frage mehr einfällt." Er zog zwei Eintrittskarten hervor und hielt sie Sabine hin.
    „Da wird Ihre Begleitung aber enttäuscht sein, wenn Sie sie jetzt einfach wieder ausladen!" Sabine sah ihn herausfordernd an, doch er lachte nur.
    „Ich wollte Tante Rosa mitnehmen. Es sollte eine Überraschung sein, doch sie erklärte mir, dass man in ihrem Alter nachts nicht mehr aus dem Haus geht, und außerdem würde sie bei klassischer Musik

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